Mannheim: Auto fährt in Menschenmenge - was wir wissen

    Auto fährt in Menschenmenge:Tat in Mannheim: Was wir wissen und was nicht

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    Ein Mann steuerte seinen Wagen wohl bewusst in eine Menschengruppe in Mannheim. Was über den Tatverdächtigen, die Opfer und den genauen Ablauf der Tat bislang bekannt ist.

    Kerzen, Blumen und eine Trauerbekundung liegen in der Nähe des Paradeplatzes an einer S-Bahn-Haltestelle.
    Laut Staatsanwaltschaft gibt es Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Mannes, der gestern in eine Menschenmenge gerast ist. Bei dem Attentat wurden zwei Menschen getötet. 04.03.2025 | 1:18 min
    Einmal mehr rast ein Auto in einer deutschen Stadt in eine Menschenmenge. Einmal mehr gibt es Tote zu beklagen. Und einmal mehr steht Mannheim unter Schock - nachdem es dort im vergangenen Jahr bereits zu einem tödlichen Messerangriff auf einen Polizisten gekommen war. Gegen den Mann ist am Dienstag Haftbefehl wegen zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes erlassen worden. Bei seiner Vorführung beim Haftrichter habe er keine Angaben gemacht, teilten die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mit.
    Die wichtigsten Erkenntnisse über die Fahrt durch die Fußgängerzone:

    Der Tatort

    Die Tat ereignete sich mitten im Herzen Mannheims, der mit rund 320.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs - auf den Planken, der Haupteinkaufsstraße.
    Grafik, Karte, Mannheim
    Beim Tatort nahe dem Paradeplatz handelt es sich um eine beliebte Einkaufsmeile.
    Quelle: ZDF

    Die Straße war laut Polizei nicht mit Pollern oder Absperrungen gesichert, weil es dafür keinen Anlass gegeben habe. Dort fahre die Straßenbahn entlang, zudem habe der Lieferverkehr Zugang zur Straße, sagt Mannheims Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer. "Es war ein ganz normaler Tag im Stadtleben von Mannheim."
    Am Tag nach der Todesfahrt von Mannheim, Blumen und Grabkerzen an der Gedenkstelle für die Opfer am Paradeplatz
    Der mutmaßliche Täter, der gestern mit einem Auto durch die Mannheimer Fußgängerzone gefahren ist, soll heute vernommen werden. Der 40-jährige war schon mehrfach vorbestraft.04.03.2025 | 0:21 min

    Die Tat

    Am Rosenmontag sind viele Menschen auf den Planken unterwegs, die Sonne scheint, Passanten besuchen den Fasnachtsmarkt mit Dutzenden Imbissbuden und Fahrgeschäften. Um 12:15 Uhr rast ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone, Hunderte Meter weit. Auf Höhe des Paradeplatzes rammt das Auto mehrere Passanten.
    Der Fahrer steuert nach Überzeugung der Ermittler bewusst auf seine Opfer zu. Die Polizei nimmt ihn kurze Zeit später fest. Am Ende ist der Tatort übersät mit Trümmern. Auch der schwarze Kleinwagen des Fahrers bleibt völlig demoliert zurück.
    Ein beschädigtes Fahrzeug steht an einer Zufahrt zur Rheinbrücke.
    In Mannheim rast ein Autofahrer wohl mit Absicht in eine Menschengruppe. Zwei Menschen sterben. Ermittler gehen nicht von einer politisch motivierten Tat aus.03.03.2025 | 2:06 min

    Der Täter

    Bei dem Fahrer handelt es sich um einen 40-jährigen Deutschen aus Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). Der Mann war Landschaftsgärtner. Ob er zum Tatzeitpunkt eine Arbeit hatte, wisse man nicht, sagt Staatsanwalt Romeo Schüssler. Er sei ledig, habe nach ersten Erkenntnissen der Ermittler keine Kinder und auch nicht in einer Partnerschaft gelebt. Man gehe davon aus, dass er alleinstehend war, so Schüssler.
    Der Mann ist mehrfach vorbestraft. Der Staatsanwalt berichtet von einer Körperverletzung, für die er vor mehr als zehn Jahren eine kurze Freiheitsstrafe verbüßt habe, außerdem habe es einen Fall von Trunkenheit im Verkehr gegeben.
    Bei der letzten Tat handle es sich um ein Hassrede-Delikt aus dem Jahr 2018: Damals sei der Mann für einen Facebook-Kommentar zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Nun wird gegen ihn wegen zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes ermittelt.
    Bei seiner Festnahme soll sich der Mann mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen haben und war zunächst in ein Krankenhaus gekommen. Inzwischen befindet er sich in Polizeigewahrsam, er soll noch am Dienstag einem Ermittlungsrichter vorgeführt und vernommen werden.
    Mannheim: Einsatzkräfte der Polizei sichern bei einem Großeinsatz eine Straße in der Innenstadt.
    In Mannheim ist ein Mann in eine Menschenmenge gefahren. Es gebe keine Hinweise für eine politisches Motiv, aber für eine psychische Erkrankung des Täters, so die Polizei Mannheim.03.03.2025 | 12:22 min

    Das Motiv

    Die Tat hatte nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler keinen extremistischen oder religiösen Hintergrund. Die Motivation könne eher in der Person des Täters begründet sein, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU).
    Laut Polizei handelte es sich um eine gezielte Fahrt, bei der bewusst mehrere Personen erfasst wurden. Die Staatsanwaltschaft verwies auf Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Täters, weshalb sich die Ermittler auf diesen Aspekt konzentrieren.
    Bis in die späten Abendstunden des Rosenmontags wurde die Wohnung des Festgenommenen in Ludwigshafen durchsucht. Nach dpa-Informationen wurden einige nicht näher erläuterte Dinge sichergestellt, die jetzt erst noch ausgewertet werden sollen.
    Auch ein im Auto des Todesfahrers entdeckter Zettel beschäftigt die Ermittler. Darauf sind Skizzen zu erkennen und Notizen in etwas krakeliger Schrift, es sind kurze Schlagworte und mathematische Rechnungen mit Bleistift notiert zu Geschwindigkeit und Fahrt, auch die Wörter "Anhalteweg" sowie "links" und "rechts" sind zu lesen. Die Ermittler müssen jetzt prüfen, inwieweit diese Aufzeichnungen relevant sind für die Aufklärung der Tat.
    Mannheim: Auto rast in Menschenmenge
    Großeinsatz der Polizei: In Mannheim rast ein Auto in eine Menschenmenge. Ein Verdächtiger ist bereits festgenommen. Mindestens eine Person kommt ums Leben.03.03.2025 | 2:36 min

    Die Opfer

    Bei der Tat starben eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann. Es gebe keine Erkenntnisse, dass Kinder betroffen sind, sagte der Präsident des Landeskriminalamts, Andreas Stenger. Elf Menschen wurden der Polizei zufolge verletzt, mehrere von ihnen schwer. Alle Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht.
    Am Tag danach suchen Menschen in der Fußgängerzone das Gespräch. Um Augenzeugen und anderen Betroffenen zu helfen, hat die Notfallseelsorge in der Innenstadt eine Anlaufstelle angebaut. Gegenüber des Wasserturms, unweit des Tatorts, steht bis 17 Uhr ein Team bereit, wie Isabel Gürel von der Notfallseelsorge Mannheim sagte.
    "Wir gehen davon aus, dass viele kommen werden, weil gestern viele schnell nach Hause gegangen sind", sagte Gürel. Ein besonderes Augenmerk wollen die Helferinnen und Helfer auf Mitarbeitende der Geschäfte entlang der Fußgängerzone legen.
    Bundesinnenministerin Nancy Faeser, der Innenminister von Baden-Würtemberg Thomas Strobl und Ministerpräsident Winfried Kretschmann geben eine Presse-Statement nach der Tat in Mannheim ab.
    Nachdem ein Auto in Mannheim in eine Menschenmenge gefahren ist, sind die Tatmotive noch nicht klar. Innenministerin Nancy Faeser spricht von "Horror am helllichten Tag".03.03.2025 | 14:51 min

    Die Reaktionen

    Mannheim steht unter Schock. Drei große Kaufhäuser in der Innenstadt bleiben am Dienstag geschlossen.
    Die Sängerin Maite Kelly sagte aus Respekt vor den Opfern ein für Mittwoch geplantes Konzert in Mannheim ab. Außerdem wurden mehrere für Dienstag geplante Fasnachtsumzüge in Baden-Württemberg abgesagt - nicht nur direkt in Mannheim, sondern unter anderem auch in Heidelberg und in Schwetzingen im Rhein-Neckar-Kreis.
    Zahlreiche Politiker wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und CDU-Chef Friedrich Merz bekundeten ihre Anteilnahme. Strobl räumte bei einem Ortsbesuch ein, dass es vollkommene Sicherheit nie geben werde. "Wir können auch nicht unsere Innenstädte zu umzäunten Festungen machen", sagte er.
    Auch aus dem Ausland kamen Solidaritätsbekundungen: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versicherte den Beistand seines Landes. "An alle Menschen in Mannheim, insbesondere an die Angehörigen der Opfer dieser Gewalttat, an das deutsche Volk. Frankreich steht an Ihrer Seite", schrieb er auf X.

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    Quelle: dpa

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