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Tourismus und zerstörte Häuser:La Palma ein Jahr nach dem Vulkanausbruch
von Laura Roban
19.09.2022 | 14:11
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Evakuierte Orte, abgeschnittene Straßen und verlorene Ernten: Für die Bewohner La Palmas hatte der Vulkanausbruch vor einem Jahr dramatische Folgen. Sie sind bis heute zu spüren.
Ihre Bar an der Strandpromenade und ihre Wohnung durfte Laly Villalba im vergangenen Jahr nur wenige Male für ein paar Stunden besuchen – und das auch nur in Begleitung der Feuerwehr. Nachdem der Vulkan auf dem Gebirgszug Cumbre Vieja am 19. September 2021 anfing Lava zu speien, musste die Küstensiedlung Puerto Naos im Westen La Palmas bald evakuiert werden. Bis heute ist der ehemals beliebte Urlaubsort wegen der hohen CO2-Belastung unbewohnbar.
Rund 7.000 Menschen auf der Insel mussten nach dem Vulkanausbruch ihre Wohnorte verlassen. Villalba gehört zu den knapp 3.000 Bewohnern, die bis heute nicht zurückkehren konnten. Seit einem Jahr wohnt sie zur Miete auf der anderen Seite der Insel, sie hat eine renovierungsbedürftige Bar und einen Investor in Aussicht. Das Ende der Sorgen? "Wenn ich innehalte und nachdenke, frage ich mich, wie unsere Zukunft aussehen wird", klagt Villalba im Gespräch mit ZDFheute.
Der Vulkan spie monatelang Lava
Der Vulkanausbruch erinnerte die Bewohner La Palmas schlagartig daran, wie unberechenbar die Natur ist. Über Monate, ganze 85 Tage lang, blieb der Vulkan ein ständiges Hintergrundrauschen, vergrub Gebäude und dutzende Kilometer Straße unter seiner Lava.
Erst an Weihnachten erklärte der für die Notfallpläne bei Vulkanausbrüchen zuständige Behördenvertreter Julio Pérez den Vulkanausbruch für offiziell beendet. Seit dem 13. Dezember habe es "keine Lava, keine bedeutenden Gasemissionen und keine erheblichen seismischen Erschütterungen" mehr gegeben, sagte Pérez bei einer Pressekonferenz.
Vulkan hinterlässt langfristige Schäden
"Es ist schwierig zu erklären, was man empfindet, wenn die ganze eigene Lebensplanung von heute auf morgen verschwindet", sagt Petra Elvers heute, wenn sie auf die Zeit nach dem Vulkanausbruch zurückblickt. Sie kam vor 30 Jahren aus Stade nach La Palma, arbeitete in einer Ferienvermietung in Puerto Naos – und wohnt nun provisorisch bei ihren Schwiegereltern im Osten der Insel.
Viele Leute kämen wie sie noch bei Freunden oder Familie unter. Staatliche Hilfen gibt es – doch der bürokratische Aufwand sei hoch und unübersichtlich: "Es war sehr schwierig zu verstehen, welche Hilfen für wen sind", sagt Elvers. "Manche Hilfen kommen sehr unregelmäßig". Für den totalen Verlust der Hauptwohnung will der Staat 60.000 Euro zahlen, bis Juni waren 370 Anträge bearbeitet.
Tourismus auf La Palma
Quelle: Abian San Gil
Zieht der Vulkanausbruch Touristen an?
Der Vulkanausbruch traf auch den Tourismus empfindlich: Flüge fielen aus, Straßen waren verschüttet. Knapp ein Drittel der Hotel- und Ferienhausbetten auf der Insel sind noch immer zerstört oder nicht erreichbar. Aus Deutschland kommen rund 50 Prozent weniger Gäste.
Die vorhandenen Kapazitäten aber werden voll ausgeschöpft. Von der Lava und Asche gehen eine Faszination aus, auf die viele nun hoffen. Auch die Infrastruktur verbessert sich: Abhilfe schafft etwa eine über die Lava gebaute Verbindungsstraße von Nord nach Süd, die Anfang August im Aridanetal im Südwesten der Insel eröffnet wurde. Das spart lange Umwege.
Bauarbeiten an der Straße
Quelle: Abian San Gil
Ebenfalls im Aridanetal liegen viele der wirtschaftlich bedeutsamen Bananenplantagen. Rund 30 Prozent des Inseleinkommen sicherten sie, sagt Domingo Martin von der Vereinigung der Bananenkooperativen, Cupalma. Dass von den 1.200 Hektar, die die Lava überdeckte, rund 230 Hektar Bananenplantagen waren, trifft die Insel empfindlich.
La Palma hofft auf mehr EU-Hilfen
Die wirtschaftlichen Schäden des Vulkanausbruchs genau zu beziffern ist kompliziert, sie bewegen sich rund um die Milliardengrenze. Für viele scheinen die staatlichen Hilfen nicht zu reichen. Der kanarische Regionalregierungschef Ángel Víctor Torres hat die EU aufgerufen, mehr als die angekündigten 24,5 Millionen Euro aus dem Solidaritätsfond zur Bewältigung der Folgen von Naturkatastrophen zur Verfügung zu stellen.
Quelle: Mit Material von AFP und dpa
Nach dem Vulkansausbruch auf La Palma
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