Üblicherweise werden Lachse in großen Netzkäfigen im Meer gemästet. Die Folge: Ganze Ökosysteme werden zerstört. Eine Firma will das nun ändern - mit der Lachszucht in großen Tanks
Dunkel und kalt ist es im Larvenraum der Lachsfarm. Wie in einem norwegischen Gebirgsbach im Winter. Arndt von Danwitz ahmt hier die Natur so gut es geht nach.
Vor acht Wochen sind die Larven mit einem dicken Dottersack aus dem Ei geschlüpft – davon haben die Kleinen bis jetzt gezehrt. Im Schein seiner Stirnlampe erkennt er, dass nur noch zehn Prozent des Dottersacks übrig sind. Bald kann er die Jungfische das erste Mal füttern.
Rund 850.000 Lachse tummeln sich in 48 Tanks
Hirtshals ist seit sieben Jahren die Wahlheimat des norddeutschen Agrarwissenschaftlers mit Schwerpunkt Aquakultur. Die Idee, den Lachs aus dem Meer zu holen, lockte ihn nach Dänemark.
Fast drei Jahre hat es in Dänemark gedauert, bis die Züchter den ersten Lachs von Land auf den Markt bringen konnten. Zurzeit leben 848.000 Lachse in verschiedenen Größenklassen von einem Gramm bis fast vier Kilo in 48 Tanks.
Kein Parasitenbefall, keine Antibiotikumbehandlung
Die Fischzucht an Land hat Vorteile: Im Gegensatz zu Aquakulturen im Meer haben die Lachse hier keine Parasiten, weil sie von der Außenwelt abgeschlossen leben. In den weltweiten Lachskäfigen im offenen Meer breiten sich Lachsläuse ungehemmt aus.
Sie knabbern sich durch die Fischhaut und verursachen offene Wunden, die dann von Krankheitserregern befallen werden können. In der innovativen Land-Aquakulturanlage in Dänemark passiert so etwas nicht.
Moderne Fischzuchten in der Schweiz setzen dabei auf Nachhaltigkeit und Respekt gegenüber den Tieren.
Das Salzwasser für die größeren Fische saugt eine Pipeline an. Es kommt direkt aus der Nordsee. Ultraviolette Bestrahlung tötet Parasiten und Keime ab, bevor Pumpen es in die Fischtanks befördern. Deswegen brauchen die Fische auch keine Antibiotikabehandlung. Die wäre sogar unmöglich, weil sie die Mikroorganismen abtöten würde, die das Wasser biologisch reinigen.
Ein Nebenprodukt: Ökostrom aus Fischfäkalien
Täglich kontrolliert von Danwitz' Kollege Kim Hironymus Lyhne das rezirkulierende Aquakultursystem, kurz RAS. Riesige Pumpen befördern das Wasser aus den Fischbecken in eine bakterielle Reinigungsanlage und zurück. Arndt von Danwitz stellt klar:
Die hauseigene Reinigungsanlage sammelt 40 Tonnen Klärschlamm pro Woche. Ein Lkw saugt den Mix aus Fäkalien und Futterresten aus den Absetzbecken und bringt ihn in die nahe gelegene Biogasanlage. So wird Ökostrom gewonnen. Die Reste nutzt die Landwirtschaft als Düngemittel.
Lachszucht im Meer gefährdet ökologisches Gleichgewicht
Normalerweise würden in der konventionellen Lachszucht all diese Nährstoffe ungefiltert aus den Netzkäfigen direkt ins Meer rieseln. Das gefährdet das ökologische Gleichgewicht. Der Fischkot wirkt wie Dünger und kurbelt das Algenwachstum enorm an.
Was bei der Massenproduktion zählt, ist Effizienz: Vom Fischei bis zum Filet muss alles stimmen.
Wenn diese Algen absterben, sinken sie massenhaft zu Boden und werden von Bakterien zersetzt. Diese verbrauchen aber bei ihren Abbauprozessen Sauerstoff, der dann für alle Lebewesen unter Wasser fehlt. Tote Zonen im Ozean sind die Folge.
Trotz der Bemühungen von Danish Salmon, das Unternehmen nachhaltig zu gestalten, bleibt die größte Herausforderung das Futter. Nachhaltiges Futter ist teuer und besteht noch zu 20 Prozent aus Fischmehl und Fischöl.
Insektenprotein statt Fischmehl als Futter?
"Wir verarbeiten immer noch viel zu viel Wildfisch aus dem Meer zu Fischfutter - das ist ein großes Problen", gibt Lyhne zu. "Da müssen wir umdenken und alternative Proteinquellen finden." Die Futterlieferanten von Danish Salmon experimentieren deshalb schon mit Pellets aus Insektenprotein und Algenöl.
Auf seinem Weg in die Nachhaltigkeit der Lachsaquakultur vergrößert Danish Salmon gerade ihre Zuchtanlage um 40 Prozent. Arndt von Danwitz und Kim Hieronymus Lyhne sind sich sicher: