Geld verschlingt den Fußball. Ein Abstiegskandidat wird dank saudi-arabischer Investoren zum reichsten Klub der Welt. In Deutschland regiert der FC Bayern. Felix Magath resigniert.
"Das ist doch das, was sich im Fußball entwickelt hat. Es geht nur noch ums Geld", schimpfte Felix Magath in der Nacht zum Donnerstag bei Markus Lanz. "Und Sie [die Medien] gucken doch alle nur noch nach Bayern München. Aber Bayern München ist nicht Fußball. Das ist eine Abart von Fußball, Bayern München. Weil die sich die Besten zusammenkaufen."
Harte Worte, die Magath da wählte, zumal er ja selbst mal für die Bayern gearbeitet hatte: Zwischen 2004 und 2007 hatte er zweimal das Double nach München geholt.
Ex-Fußballtrainer Ewald Lienen kritisiert bei Markus Lanz, dass Investorengelder im Profifußball eine immer größere Rolle spielen.
Wie umgehen mit dem Geld im Fußball?
In der Runde bei Lanz, die sich im Kern mit der Frage beschäftigte, wie denn mit dem Geld aus "Schurkenstaaten" im Fußball umgegangen werden solle, sprach aus Magath vor allem eines: Resignation. Der 68-Jährige, der aktuell vereinslos ist, erinnerte an seine Spielerzeit, in der sein Jahressalär noch 2.000 Deutsche Mark betragen hatte.
Über Geld aus Staaten, die Menschenrechte verletzen, wie Katar, China oder Saudi-Arabien, sagte er, dass das System eben so funktioniert und das ja auch in Bereichen außerhalb des Fußballs so stattfindet. Daran werde auch das Gerede in dieser Runde nichts ändern.
Erfolg mit saudi-arabischem Geld ermöglichen?
Moralische Leitplanken? "Die haben wir doch nirgendwo mehr", sagte Magath. Da jetzt jemanden herauszugreifen und in die Ecke zu stellen, finde er nicht gut. Magath spielte damit auf den englischen Erstligisten Newcastle United an. Über Nacht hatte eine Investorengruppe den Abstiegskandidaten zum reichsten Club der Welt gemacht und für 350 Millionen Euro übernommen.
Mehrheitlich beteiligt an der Investorengruppe ist der saudi-arabische Staatfonds, der ein Volumen von 378 Milliarden Euro hat. Saudi-Arabien steht wegen seiner Beteiligung am Jemen-Krieg, Menschenrechtsverletzungen und der Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Kashoggi hart in der Kritik.
Nun stellt sich im Fall Newcastle United die moralische Frage, ob man Erfolg mit saudi-arabischem Geld ermöglichen und tolerieren sollte.
Magath will nicht über mögliche Trainerjobs sprechen
So wollte Lanz von Magath wissen, ob er als Trainer bei Newcastle anheuern würde, wenn sich der Club bei ihm melde. "Diese Frage stellt sich für mich nicht", antwortete Magath. Lanz: "Sie weichen jetzt aus."
Ein Moment, in dem sich auch Ewald Lienen einschaltete: "Gib bitte eine Antwort darauf, sonst stellt er dir die Frage noch zehnmal. Ich weiß das aus Erfahrung." Magath aber blieb dabei, dass er nicht über Dinge rede, die eventuell oder vielleicht kommen.
Lienen, ehemaliger Fußballtrainer und aktuell Marken- und Wertebotschafter bei Zweitligist St. Pauli, positionierte sich bei der gleichen Frage klarer: "Ich habe falsche Entscheidungen in meinem Leben getroffen, aber heute, mittlerweile, würde ich so etwas niemals, niemals machen, weil ich auch nicht an dieses Modell glaube."
Lienen will kleine Vereine stärken
Dass es nun einige immer noch reichere Investorenclubs gibt, die den Weltfußball dominieren, verglich Lienen mit der globalisierten Wirtschaft, in der es auch immer größere Konzerne gebe, bei denen immer mehr Geld in bestimmte Richtungen fließe.
"Ich möchte mich fragen, wem nützt das Ganze", so Lienen, "und der Fußball ist für mich ein Wert an sich und nicht nur, ob wir jetzt nicht nur Bayern München haben, sondern auch Dortmund und Leipzig."
Und weiter:
Wenn ein Investor komme und viel Geld investieren wolle, müsse er dazu verpflichtet werden, auch die Umgebung des Vereins zu unterstützen. "Wirklich viele kleine Klubs", so Lienen. Denn daher kämen auch die Top-Talente von Morgen. Die müssten dann auch nicht für viel Geld zugekauft werden.
Sehen Sie hier die ganze Sendung "Markus Lanz":