Harald Lesch und Frank Thelen debattierten bei Markus Lanz über die Zukunft der erneuerbaren Energien. Das Ampel-Papier sei "halbherzig", die Politik würde sich selbst verklemmen.
Die Dimension der Klimakrise und deren weitreichende Auswirkungen - darüber diskutierten die Gäste bei Markus Lanz.
In Glasgow findet derzeit die Weltklimakonferenz statt. Am Donnerstagabend diskutierten die Gäste von Markus Lanz über die Zukunft des Klimaschutzes. Einigkeit herrschte bei den Forderungen an die Politik.
Lesch bedauert Nicht-Einführung von Tempolimits
"Was haben Sie gedacht, als die Ampel das Ergebnis ihrer Sondierungen mit Blick aufs Klima vorstellte - halbherzig oder endlich die richtige Richtung?", fragte Markus Lanz.
"Halbherzig", antwortete Harald Lesch, ZDF-Moderator und Astrophysiker, prompt. Er habe vor allen Dingen darauf gewartet, dass das Tempolimit eingeführt werde. Das wäre ein "wichtiges Zeichen, dass man verstanden hat, worum es geht", befand Lesch, um daraufhin anzumerken:
Zwar könne es sein, "dass bei der Koalition noch mehr rauskommt", aber: "Insgesamt habe ich den Eindruck, dass diese Koalitionäre den Schlag nicht gehört haben."
Lesch: "Keine schöne Zukunft"
Nehme man zwei Legislaturperioden für eine Bundesregierung an, so der Physiker, "würde das für die nächste bedeuten, dass sie den Klimaschutz ganz in dem Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen muss. Das ist offenbar nicht vorgesehen." Der 61-Jährige legte nach:
Darüber gäbe es innerhalb wissenschaftlicher Kreise einen völligen Konsens. Die Frage sei, warum politisch so wenig passiert, so Lesch bei Lanz.
Deutschland dürfe nicht erlauben, "Kernkraft als sauber" zu deklarieren, so Prof. Christian von Hirschhausen, Wirtschaftswissenschaftler TU Berlin, zum Klimagipfel in Glasgow.
Thelen: Gesetze behindern Speicherausbau
In einem weiteren Punkt forderte der Investor Frank Thelen am Donnerstagabend, dass die neue Regierung aufwachen müsse. Er verwies darauf, dass Speichertechnologien beim Ausbau erneuerbarer Energien eine entscheidende Rolle spielen: "Wir haben eine Speichertechnologie entwickelt, die genau diese Energie speichert." Diese werde doppelt besteuert. Thelen beklagte:
"Was heißt das?", fragte Markus Lanz. "Dass ich wahnsinnig werde", antwortete der 46-jährige Unternehmer. Und weiter:
Atomkraft als Übergangslösung?
Thelen brachte in der Debatte bei Lanz zudem die "Atomkraft der vierten Generation" ins Spiel, die als "Übergangslösung" dienen solle, bis die erneuerbaren Energien ausreichend ausgebaut sind. Diese sei "sehr sicher". Es gebe ein Projekt, das "auf Atommüll" laufe, sodass kein neuer generiert werden müsse.
Lesch setzte dem jedoch entgegen: "Alle Reaktoren, von denen er spricht, sind Konzept-Reaktoren." Bisher sei das alles Zukunftsmusik und kein Konzept sei so weit, 50 Mal gebaut werden zu können, so der Astrophysiker. "Wir reden von zweitausendirgendwann", erklärte Harald Lesch.
Lesch: Atomkraft für Problem des Klimaschutzes irrelevant
"Wir haben großartige Investoren. Wir haben großartige Physiker", entgegnete Thelen. "Aber großartige Investoren können die Naturgesetze auch nicht verändern", beharrte Lesch. Tesla-Chef Elon Musk "als einer der größten Solarproduzenten der Welt" sage über Atomkraft, sie sei aktuell eine "sehr gute Lösung", bemerkte Thelen. Er sagt: "Wir werden nicht schnell genug vorankommen. Wir brauchen Atomkraft."
Lesch erhob seine Stimme: "Elon Musk, egal wie er heißt, kann die Naturgesetze nicht verändern - völlig egal, wovon er spricht. Diese Technologie ist für das Problem des Klimaschutzes auf unserem Planeten völlig irrelevant." Gewandt an Lanz sagte Thelen über Lesch: "Ich glaube, dass es möglich ist und dass seine Sichtweise zu beschränkt ist. Wer Recht haben wird, werden wir in Zukunft sehen."