Im Sommer trotz Fachkräftemangel:Fristverträge: Tausende Lehrkräfte arbeitslos
09.07.2022 | 01:48
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Immer mehr Lehrkräfte melden sich arbeitslos. Mit Beginn der Sommerferien kommen Tausende hinzu, nachdem befristete Verträge vieler junger Lehrerinnen und Lehrer auslaufen.
Nach dem Ende des Schuljahres werden wieder zahlreiche Lehrkräfte arbeitslos.
Quelle: Friso Gentsch/dpa
Mit Beginn der Sommerferien müssen sich viele junge Lehrkräfte arbeitslos melden, weil ihre befristeten Verträge auslaufen. Eine Praxis, die der Deutsche Lehrerverband kritisiert. Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND):
Wir treten für eine Entfristung eines großen Teils dieser befristeten Arbeitsverträge ein und eine Umwandlung in verbeamtete Stellen.
Heinz-Peter Meidinger, Deutscher Lehrerverband
Ein Grund für die Vergabe befristeter Arbeitsverträge sei, dass nicht ausreichend Planstellen zur Verfügung stünden, erläuterte Meidinger.
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Besonders junge Lehrkräfte sind betroffen
Laut der Bundesagentur für Arbeit waren im Juni 7.630 Lehrkräfte arbeitslos. Das waren 555 mehr als im Mai. Auch stieg die Zahl der Arbeitssuchenden von 14.000 im März auf 20.000 im Juni stetig an.
Die Arbeitslosigkeit betrifft nach Angaben der Arbeitsagentur besonders häufig junge Lehrkräfte, die nach dem Abschluss des Referendariats lediglich befristete Verträge bekommen. Besonders betroffen ist Baden-Württemberg, dort sind rund 4.000 Lehrkräfte betroffen.
Lehrerverband fordert mehr festangestellte Vertretungsreserven
Der Lehrerverband fordert eine Vertretungsreserve von zehn Prozent zusätzlichem Personal, um Unterrichtsausfall zu vermeiden. "Auch diese Vertretungsreserve muss eine unbefristete Anstellung erhalten", forderte Meidinger.
Notfalls müsse man in Kauf nehmen, dass dauerhaft angestellte Lehrkräfte anfänglich in einem begrenzten Umkreis mehrfach die Schule wechseln.
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