Er ist Deutschlands nächster Astronaut im All. Im ZDF-Interview erzählt Matthias Maurer von besonderem Weltraumschrott und was es bedeutet, die Erdatmosphäre von oben zu sehen.
Matthias Maurer wird der nächste deutsche Astronaut im All. In sechs Wochen startet er zu seiner ISS Mission. Vor seiner Reise hat der Saarländer noch einmal seine Heimat besucht.
ZDF: Haben Sie alles gepackt?
Matthias Maurer: Also gepackt wurde zum Glück für mich. Mein Essen ist schon oben, meine Kleider auch - und in meiner Kapsel, mit der ich hochfliege, habe ich noch eine ganz kleine Tasche dabei. Die wiegt nur 1,5 Kilogramm. Da sind dann die wesentlichen Sachen. Aber die musste ich bereits abgeben.
ZDF: Wie reist man denn? Mit welchem Gepäck, wie viele Schuhe, wie viele Zahnbürsten?
Maurer: Schuhe braucht man auf der ISS nicht, weil man ja die ganze Zeit schwebt. Da sind die Socken wichtiger. Wir haben da oben keine Waschmaschine. Von daher ist das Gepäck natürlich so ausgelegt:
Das heißt, es geht in einer Kapsel zurück in Richtung Erde, die verglüht dann. Und wenn es dann oben eine Sternschnuppe gibt, dann ist es nicht immer was sehr Schönes, es ist vielleicht auch mal einfach nur die alte Wäsche von Matthias.
ZDF: Wie lange haben Sie trainiert?
Maurer: Ein Astronautentraining gliedert sich in verschiedene Phasen. Das ist einmal die Grundausbildung, die jeder Astronaut durchlaufen muss. Wenn es zu einer Mission kommt, in meinem Fall zur ISS, dann gibt es ein Spezialtraining. Das hat knapp zwei Jahre gedauert.
ZDF: Welche Trainingseinheit war besonders schwierig?
Maurer: Da gibt es verschiedene, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind. Zum einen natürlich die Überlebenstrainings. Da waren wir einmal in Schweden. Mitten im Winter.
Eine andere schwere Einheit war die Vorbereitung für einen Weltraum-Außenbordeinsatz, in einem schweren großen Raumanzug. Dann muss man aussteigen aus der Raumstation und immer an zwei Stellen gesichert sein, also mit Halteseilen wie ein Bergsteiger. Und im Weltraum ist das wirklich ganz, ganz wichtig.
ZDF: Zu Ihrer Mission "Cosmic Kiss": Sie werden viele Experimente im All durchführen. Welche Erkenntnisse wollen Sie mitbringen?
Maurer: Die ISS ist ein riesiges Labor und wir führen verschiedene Versuche durch. Das sind zum einen Grundlagenversuche zu physikalischen und chemischen Phänomenen ohne Schwerkraft. Wir haben aber auch technische und technologische Versuche dabei.
- Countdown für den nächsten Deutschen im All
Matthias Maurer folgt auf "Astro-Alex": In 45 Tagen startet seine Mission "Cosmic Kiss" zur ISS. Vorher hat der 51-Jährige ein letztes Mal seine saarländische Heimat besucht.
Zum Beispiel haben wir – ich bin Werkstoffwissenschaftler – verschiedene Schmelzöfen an Bord der Raumstation und schmelzen dann neue Metalllegierungen und schauen uns an: Wie erstarren die unter Schwerelosigkeit?
Und ich bin auch Versuchskaninchen, wenn ich im All bin. In Schwerelosigkeit passiert sehr viel mit dem menschlichen Körper:
Und so können wir im Zeitraffer-Effekt erkennen, welche Abläufe im Körper passieren und könne diese übertragen, um gewisse Krankheiten auf der Erde besser zu behandeln.
ZDF: Man sieht die Erde von oben. Was wollen Sie da mitbringen?
Maurer: Meine Mission heißt "Cosmic Kiss" und der Name beinhaltet schon: Ich möchte die Emotionen, die ich als Raumfahrer erleben darf, an die Menschen auf der Erde vermitteln, weil nicht jeder das Privileg hat, in den Weltraum aufzubrechen.
Auch, was ich erlebe, was ich spüre, wenn ich herunterblicke auf die Erde. Als Astronaut entwickelt eigentlich jeder dieses besondere, innige Gefühl für unseren Planeten. Man sieht die Atmosphäre als ganz dünnen Hauch um die Erde herumliegen.
Und ich denke, das wird bei mir auch der Fall sein.
ZDF: Worauf freuen Sie sich am meisten?
Maurer: Eigentlich auf den Start, auf den ersten Moment, wenn ich in die ISS hineinschwebe, der Flug in die Cupola - das ist das Weltraum-Fenster. Und dann auf meine allererste komplette Weltreise im All. Die 90 Minuten möchte ich mir gönnen, diesen Blick auf die Erde, einfach die Schönheit des Planeten zu genießen.
Das Interview führte Susanne Freitag-Carteron, Leiterin des ZDF-Landesstudios im Saarland.