Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an den in Leipzig forschenden Schweden Svante Pääbo für seine Erkenntnisse zur menschlichen Evolution.
Der Nobelpreis für Medizin geht an den in Leipzig forschenden Schweden Svante Pääbo. Der Wissenschaftler wird für seine Erkenntnisse zur menschlichen Evolution ausgezeichnet
Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an den in Leipzig forschenden Schweden Svante Pääbo für seine Erkenntnisse zur menschlichen Evolution. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Pääbo ist Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie.
Pääbo und sein Team in Leipzig squenzierten als erste das Genom des Neandertalers. Bei Vergleichen des Genoms moderner Menschen, von Neandertalern und den sogenannten Denisova-Menschen wies er etwa nach, dass es zu Vermischungen unter den Menschenarten kam. Unter anderem konnten Pääbo und sein Team nachweisen, dass Reste der DNA des Neandertalers noch im modernen Menschen zu finden sind.
"Dieser uralte Genfluss auf den heutigen Menschen hat heute physiologische Bedeutung, zum Beispiel für die Art und Weise, wie unser Immunsystem auf Infektionen reagiert", erklärte das Nobelpreiskomitee auf Twitter.
Vor über 60.000 Jahren verließen die ersten modernen Menschen ihr afrikanisches Heimatland und erreichten Europa - damals ein trostloser Kontinent. Als sie ankamen, waren sie nicht allein.
Pääbo durfte Ehefrau vorab von Preis berichten
Der neue Nobelpreisträger Pääbo hat in Leipzig von seiner prestigeträchtigen Auszeichnung erfahren. Er sei am Telefon "überwältigt, sprachlos und sehr froh" gewesen, berichtete der Sekretär der Nobelversammlung des Stockholmer Karolinska-Instituts, Thomas Perlmann, am Montag bei der Bekanntgabe.
Pääbo habe gefragt, ob er jemandem vor der Verkündung von der Auszeichnung erzählen dürfe. Er habe ihm dann gesagt, dass es in Ordnung sei, seiner Ehefrau davon zu berichten, sagte Perlmann.
Pääbos Vater ist auch Nobelpreisträger
Pääbo ist nicht der erste Nobelpreisträger in seiner Familie. Sein Vater Sune Bergström hat den Preis ebenfalls erhalten - in derselben Kategorie. Bergström war 1982 gemeinsam mit zwei weiteren Preisträgern für "Entdeckungen in Bezug auf Prostaglandine und verwandte biologisch aktive Substanzen" mit dem Preis ausgezeichnet worden.
Dass miteinander verwandte Persönlichkeiten im Laufe der Zeit jeweils mit dem Nobelpreis geehrt werden, ist in der Geschichte des Preises seit der ersten Vergabe 1901 immer mal wieder passiert. Unter den Preisträgerinnen und Preisträgern finden sich mehrere verheiratete Paare, Mütter und Väter und ihre jeweiligen Kinder sowie die niederländischen Brüder Jan und Nikolaas Tinbergen, wie aus einer Auflistung der Nobelstiftung hervorgeht. Die Kombination Vater und Sohn gab es demnach vor diesem Jahr bereits sechs Mal.
-
-
-
Start der Nobelpreis-Woche
Der Nobelpreis für Medizin bildet traditionell den Auftakt einer Reihe von Nobelpreis-Bekanntgaben. Folgende Preise werden im Laufe der Woche bekanntgegeben:
- Dienstag: Physik
- Mittwoch: Chemie
- Donnerstag: Literatur
- Freitag: Friedensnobelpreis
- Montag: Wirtschaftswissenschaften
Die Preisträger der vergangenen Jahre im Überblick:
Gebührende Feier nach Pandemie
Nach zwei Jahren mit Corona-Beschränkungen und stark reduzierten Zeremonien setzt die Nobelstiftung darauf, dass die in Stockholm ausgezeichneten Persönlichkeiten diesmal gebührend vor Ort gefeiert werden können - und zwar gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den beiden Vorjahren.
"In diesem Jahr bringen wir nicht nur die diesjährigen Preisträger, sondern auch die Preisträger von 2020 und 2021 nach Stockholm", sagte der Direktor der Nobelstiftung, Vidar Helgesen. "Es wird das größte Treffen von Nobelpreisträgern seit sehr langer Zeit sein."