Vor Weihnachten brannte das Flüchtlingslager im bosnischen Lipa ab. Seither harren Hunderte Menschen in Kälte und Schnee aus. Jetzt soll ein Teil eine neue Unterkunft erhalten.
2000 Flüchtlinge überwintern bei eisiger Kälte schutzlos im bosnischen Hochland. Sie wollen über Kroatien in die EU. Doch die meisten Versuche, die Grenze heimlich zu überqueren, werden von der kroatischen Polizei gestoppt.
Die bosnischen Behörden wollen jetzt hunderte, obdachlos gewordene Flüchtlinge und Migranten aus dem Nordwesten des Landes in feste Quartiere im Landesinneren bringen. Dies erklärte Innenminister Selmo Cikotic am Dienstag nach Angaben des Nachrichtenportals "klix.ba".
Als neue Unterkunft werde ihnen eine ehemalige Kaserne der bosnischen Armee in Bradina zugeteilt, 45 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Sarajevo.
Hilfsorganisationen können Menschen nur notdürftig versorgen
Hunderte Menschen harren bislang auf dem Gelände des abgebrannten Aufnahmelagers in Lipa in der Nähe von Bihac aus. Dort sind sie winterlichen Verhältnissen wie Schnee, Kälte und Nässe ausgesetzt, kaum Lebensmittel, kein Strom, keine Heizung. Das bosnische Rote Kreuz und internationale Hilfsinitiativen versorgen sie dort notdürftig.
Die Unterkunft in Lipa war vor knapp einer Woche von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) geräumt worden, weil die bosnischen Behörden ihre Zusagen nicht eingehalten hatten, das Lager winterfest zu machen. Aber auch Ersatz wurde keiner angeboten.
Für viele Flüchtlinge in Bosnien-Herzegownia im Camp Lipa ist kaum mehr Platz. Sie schlafen notgedrungen auf der Straße oder in Ruinen.
Nicht alle Flüchtlinge bekommen eine neue Unterkunft - viele müssen ausharren
Mehr als tausend Flüchtlinge und Migranten blieben in dem Gelände 25 Kilometer südöstlich von Bihac ohne Obdach. Einige der jungen Männer setzten aus Wut Zelte und Container in Brand.
Auch wenn einige Lipa-Bewohner in eine neue Einrichtung gebracht werden sollten, seien zahlreiche andere weiterhin in akuter Gefahr, sagte der Vertreter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) im Land, Peter Van der Auweraert, der "Welt".
Bosnische Behörden müssten für bewohnbare Unterkünfte sorgen. Dem ZDF gegenüber erklärte er:
Bihac weigert sich Flüchtlingscamp zu öffnen
Die Stadt Bihac weigert sich das EU-Camp zu öffnen und begründet dies mit fehlenden Mitteln für die eigenen bedürftigen Bürger. "Wir dürfen die Geflüchteten jetzt nicht alleine lassen", forderte Geschäftsführerin der Hilfsorganisation Help, Karin Settele.
Die Menschen würden hin- und hergeschoben. Die Behörden müssten handeln.
UN-Flüchtlingswerk: Menschen im Winter nicht vergessen
Die Situation in Bosnien spitze sich zu, mahnte die UNO-Flüchtlingshilfe. Generell habe die Corona-Pandemie die Lage für Menschen auf der Flucht weltweit verschärft, sagte Geschäftsführer Peter Ruhenstroth-Bauer.
Der Partner des UN-Flüchtlingshilfwerks rief dazu auf, die Menschen jetzt im Winter nicht zu vergessen.
Nach der Schließung des Aufnahmelagers Lipa sind Hunderte Geflüchtete schutzlos Schneefall und Kälte ausgesetzt. Ein Teil soll nun in eine neue Unterkunft gebracht werden.