Nach dem gewaltsamen Tod eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz werden die Ausschreitungen in den USA immer heftiger. In Minneapolis stürmen Demonstranten eine Polizeistation.
Nachdem ein Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getötet wurde, sind wieder Tausende auf die Straße gegangen. Auch in anderen Städten gab es Proteste.
Proteste, Plünderungen und Tränengas: Die US-Stadt Minneapolis im US-Staat Minnesota befindet sich nach dem Tod eines Schwarzen bei einem brutalen Polizeieinsatz in Aufruhr.
So stürmten Demonstranten eine Polizeiwache und setzten sie in Brand. Hunderte Demonstranten hatten Absperrungen vor der Wache durchbrochen, warfen Fensterscheiben ein und verschafften sich so Zugang zu dem Gebäude, das die Beamten vorher verlassen hatten.
Demonstranten in Louisville angeschossen
Auch an anderen Orten gab es - neben friedlichen Protesten - Plünderungen und Brandstiftungen. In Louisville im US-Staat Kentucky wurden mindestens sieben Demonstranten von Polizisten angeschossen.
Minnesotas Gouverneur Tim Walz erklärte den Notstand für Minneapolis und umliegende Gebiete und mobilisierte die Nationalgarde. Mehrere Straßenzüge der Stadt glichen am Donnerstag einem Schlachtfeld.
CNN-Kamerateam live im Fernsehen verhaftet
Ein Reporterteam des US-Fernsehsenders CNN, das über die Proteste in Minneapolis berichtete, wurde während der Live-Übertragung von Polizisten verhaftet. Ein Mitschnitt des Vorfalls veröffentlichte der Sender auf Twitter:
Minneapolis: Straßen gleichen einem Schlachtfeld
Mit der Erklärung des Notstands reagierte Walz auf die anhaltenden Straßenkämpfe und Plünderungen, die inzwischen auch St. Paul - die Hauptstadt des US-Staates Minnesota - erfasst haben. Ein Sprecher der Stadt sagte, Behörden hätten es mit Unruhen in fast 20 verschiedenen Gegenden zu tun.
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Akua Naru zum Rassismus in den USA
Kulturzeit-Gespräch mit der Rapperin und Harvard-University-Fellow Akua Naru über den Rassismus in den USA.
Auch in anderen US-Städten wie Los Angeles, New York und Memphis gingen Menschen aus Protest über George Floyds Tod auf die Straße. In Los Angeles blockierten Hunderte Menschen eine Schnellstraße und zertrümmerten Fenster von Streifenwagen der kalifornischen Autobahnpolizei.
US-Präsident Trump gab unterdessen den politisch Verantwortlichen in Minneapolis die Schuld an den Unruhen.
Die Demonstranten bezeichnete er als Rowdys, die das Andenken an George Floyd entehrten. Diesen Tweet versah Twitter inzwischen mit einem Warnhinweis wegen "Glorifizierung von Gewalt", er verstoße gegen die Nutzungsbedingungen der Plattform.
Politik sichert Aufklärung des Vorfalls zu
Bei einer Pressekonferenz rief die Bezirksstaatsanwältin von Minnesota, Erica MacDonald, Demonstranten dazu auf, friedlich zu bleiben. "Ich bitte die Menschen, Ruhe zu bewahren und uns diese Untersuchung durchführen zu lassen", sagte MacDonald.
Der örtliche FBI-Vertreter Rainer Drolshagen äußerte Verständnis für die "extreme Frustration, Wut und Traurigkeit" über den Vorfall und sicherte eine umfassende Aufklärung zu.
Gewaltsame Festnahme auf Handyvideo festgehalten
Auslöser für die Wut und Empörung der Demonstranten war ein rund zehn Minuten langes Video von Floyds Tod, das sich wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien verbreitete.
Ein weißer Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang an Floyds Hals, der wiederholt um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsein verlor. Wiederholt sagte der Afroamerikaner: "Ich kann nicht atmen." Er starb kurz danach in einem nahen Krankenhaus. Die insgesamt vier involvierten Polizisten wurden entlassen.
Ein erneuter Fall von Polizeigewalt hat in den USA Entsetzen ausgelöst. Ein Afroamerikaner ist infolge eines brutalen Polizeieinsatzes gestorben.
"Black Lives Matter" kämpft seit Jahren gegen Polizeigewalt
In den USA kommt es immer wieder zu Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze. Der jüngste Vorfall erinnert an den ebenfalls auf Video festgehaltenen Fall des Afroamerikaners Eric Garner.
Der damals 43-Jährige wurde 2014 von New Yorker Polizisten zu Boden geworfen. Sie drückten ihm die Luft ab, später starb er im Krankenhaus. Garners letzte Worte - "Ich kann nicht atmen" - wurden zu einem Slogan der Bewegung "Black Lives Matter".
Diese setzt sich in den USA für Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen und gegen Polizeigewalt ein. Schwarze machen rund 13 Prozent der 330 Millionen Einwohner aus, sind aber bis heute übermäßig oft von Armut, Gewalt und Rassismus betroffen.
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Rassismus in den USA
Der Tod des Schwarzen George Floyd, verursacht durch die Polizei in Minneapolis, hat gewaltsame Ausschreitungen ausgelöst und erneut den strukturellen Rassismus in den USA gezeigt.