Ali Mitgutsch hat mit seinen Wimmelbüchern ein eigenes Genre erschaffen. Im Alter von 86 Jahren ist der Künstler nun gestorben.
Der Illustrator und Künstler Ali Mitgutsch ist tot. Der Wimmelbuch-Schöpfer sei am Montagabend im Alter von 86 Jahren in München gestorben, teilte sein Freund und Biograf Ingmar Gregorzewski am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf die Familie des Verstorbenen mit.
Zuvor hatte auch der Ravensburger-Verlag unter Berufung auf Gregorzewski und Literaturagent Oliver Brauer vom Tod Mitgutschs berichtet. "Frech, witzig, liebevoll - Ali Mitgutschs Sicht auf die Welt, auf den Zauber des Alltäglichen war einzigartig, hat Generationen von Kindern und Erwachsenen begeistert und ihn zum 'Vater der Wimmelbücher' gemacht", teilte Ravensburger in einer Würdigung mit.
Der Verlag verneige sich "vor seinem Freund und langjährigem Autor". Mitgutschs Wimmelbücher erzählen ohne Worte und farbenfroh seit Jahrzehnten wunderbare Alltags-Geschichten - aus dem Schwimmbad, vom Bauernhof, aus den Bergen oder aus der Stadt.
Ein zeitloses Panoptikum des Lebens, voller Freuden, Bosheiten und Missgeschicken. Später schuf er Kunst für Erwachsene und arrangierte Gegenstände in Objektkästen.
"Der humorvolle und oft entlarvende Blick auf Missgeschicke, Absurditäten und das Komische in Alltag und Beziehungen floss in seine 'ich selbst erzählenden Geschichtenbücher' ein, wie er seine Wimmelwelten bezeichnete", so der Verlag.
Aussehen ändert sich - aber die Emotionen bleiben dieselben
Menschen jeden Alters schätzen Mitgutschs Bücher - bis heute, auch wenn manches inzwischen etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Bagger, Traktoren und Autos sehen heute ganz anders aus als vor mehr als 50 Jahren, als die Bücher in die Kinderzimmer einzogen.
Doch altmodisch wirken sie keineswegs, denn das Zwischenmenschliche darin hat sich nicht verändert. Bis heute sind Menschen schadenfroh, boshaft, verbissen, enttäuscht, neugierig und vergnügt.
Futter für seine Bilder bekam Mitgutsch auf Streifzügen durch die Stadt, vor allem durch sein geliebtes Schwabing.
Das sagte er mal im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Bekannt als Schöpfer der Wimmelbücher
Schon als Kind war Ali, der eigentlich Alfons hieß, ein guter Beobachter mit feinem Gespür für Stimmungen und Befindlichkeiten. Auch sein Talent fürs Zeichnen zeigte sich früh.
Doch das Leben war hart: Der Zweite Weltkrieg, Heimatlosigkeit, Hunger und bittere Not prägten seine Kindheit. Als München in den letzten Kriegsjahren bombardiert wurde, floh die Familie aufs Land.
Seit 4000 Jahren gibt es Bibliotheken. Unsere Reihe mit den schönsten ihrer Art beginnen wir mit dem Stuttgarter Bücherwürfel, der über 500 000 Bücher beherbergt.
1968 erschien sein erstes Wimmelbuch "Rundherum in meiner Stadt" in dem Verlag. Mehr als 70 Bücher, Poster und Puzzles seien mit seinen Figuren und Zeichnungen erschienen.
Sie bestechen durch farbenfrohe Fröhlichkeit und den ironischen Blick auf Kleinigkeiten und menschliche Schwächen. Ein Mann rutscht auf einem Kuhfladen aus, beobachtet von einem Mädchen, dass schadenfroh lacht. Ein Anderer räkelt sich im Freibad in der Sonne, nicht ahnend, dass ihn bald ein kalter Wasserguss treffen wird.
Schon kleine Kinder spinnen die Geschichten gerne weiter - genau das wollte der Zeichner erreichen:
"Meine Wimmelbücher sind gemacht, um die Kinder in die Gärten der Fantasie zu führen, dass sie selber weitermachen."