Hilfsorganisationen haben fast 200 Menschen im Mittelmeer aus Seenot gerettet. Für andere Migranten bei Kreta kam Hilfe zu spät. Sie kostete die Flucht das Leben.
Die Fahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Dennoch versuchen Migranten immer wieder, von der türkischen Ägäisküste oder aus anderen Staaten im Osten des Mittelmeeres zum griechischen Festland oder nach Italien zu gelangen. Einige von ihnen konnten die Schiffe privater Seenotrettungsorganisationen jetzt an Bord nehmen. Andere kostete die Überfahrt das Leben.
Bootsunglück bei Kreta
Mindestens sieben Geflüchtete sind beim Untergang eines Bootes nordwestlich von Kreta ums Leben gekommen. 90 Menschen, unter ihnen 27 Minderjährige, konnten eine Felseninsel erreichen. Sie seien am Freitagvormittag in kleinen Gruppen von Booten der Küstenwache in Sicherheit gebracht worden, sagte ein Sprecher der Küstenwache.
Das Unglück habe sich am Donnerstagabend nahe der kleinen Insel Antikythera ereignet. Bereits am Mittwoch waren drei Migranten beim Untergang eines anderen Bootes in der Ägäis nahe der Insel Folegandros ertrunken. Dutzende Menschen, die an Bord dieses Bootes waren, wurden am Freitag noch vermisst.
Häufig veraltete Boote
Die Migranten unternehmen die gefährliche Reise, weil sie es vermeiden wollen, längere Zeit in den Registrierlagern auf den Inseln im Osten der Ägäis bleiben zu müssen, wenn sie aus der Türkei nach Lesbos, Chios oder zu anderen griechischen Inseln übersetzen.
Wegen der langen Fahrt durch das Mittelmeer südlich oder nördlich von Kreta kommt es jedoch häufig zu Maschinenschäden oder Lecks auf den oft veralteten Booten, die Schleuserbanden den Menschen verkaufen.
Hilfsorganisationen retten fast 200 Menschen
Auf einem seeuntüchtigen Boot befanden sich auch die Geflüchteten, die das deutsche Rettungsschiff "Sea-Watch 3" am Freitag an Bord genommen hat. 93 Menschen rettete die private Hilfsorganisation so aus Seenot.
Von einem ähnlichen Fall berichtete am Freitag auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Das Team der "Geo Barents" nahm nach eigenen Angaben 100 Menschen von einem ebenfalls doppelstöckigen Holzboot auf. Es war demnach der achte Rettungseinsatz, seit das Schiff auf seiner Mission im Mittelmeer unterwegs ist. An Bord seien nun fast 560 Menschen. Die "Geo Barents" sucht ebenso wie die "Ocean Viking" der Organisation SOS Mediterranee einen sicheren Hafen.
"Sea Eye 4" konnte Hafen auf Sizilien anlaufen
Am Donnerstagabend war dem Rettungsschiff "Sea-Eye 4" ein Hafen für 223 gerettete Flüchtlinge und Migranten zugewiesen worden. Das Schiff konnte Pozzallo auf Sizilien anlaufen, teilte die Betreiberorganisation Sea-Eye bei Twitter mit. Alle Geretteten konnten nach acht Tagen auf See an Land gehen.
Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.864 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen. In der Vergangenheit mussten die Schiffe privater Seenotrettungsorganisation oft tagelang auf die Zuweisung eines Hafens in Europa warten.
- Papst: Mittelmeer ist "Spiegel des Todes"
Der Papst hat bei seinem Besuch eines Flüchtlingslagers auf Lesbos den Umgang Europas mit Asylsuchenden angeprangert. Dieser "Schiffbruch der Zivilisation" müsse gestoppt werden.