Die griechische Polizei bringt nach dem Brand im Lager Moria obdachlos gewordene Flüchtlinge in ein neues Zeltlager. Reedereien erklären sich zur Hilfe bereit.
Die griechische Polizei hat damit begonnen, die verbliebenen Migranten aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria zu holen. Sie sollen in ein neues, provisorisches Zeltlager ziehen, das die Behörden errichtet haben.
"Bisher läuft alles friedlich ab", sagte Gerhard Trabert, der mit einer Hilfsorganisation vor Ort ist. Der Mainzer Arzt schätzt, dass sich noch mehrere Tausend Menschen in und um das zerstörte Lager herum aufhalten.
Angst vor Umzug ins neue Zeltlager
In das neue Zeltlager Kara Tepe sind bisher rund 2.000 Menschen eingezogen, nachdem beim Brand von Moria vergangene Woche 12.000 Migranten obdachlos geworden waren. Viele haben Angst, das neue Lager zu beziehen; sie befürchten, dort eingesperrt zu werden, und fordern stattdessen, von der Insel aufs Festland gebracht zu werden.
"Wir müssen die Menschen in das neue Lager holen, wenn sie auf der Straße ausharren, ist das eine Bombe in Sachen Hygiene", sagte der Chef der griechischen Gesundheitsbehörde, Panagiotis Arkoumaneas, dem griechischen Radiosender Skai. Im Einsatz seien rund 170 Beamte.
Auf Lesbos treffen nun internationale Hilfsgüter ein und ein neues Camp wird gebaut. Doch viele Flüchtlinge lehnen das neue Camp ab. Ihre große Hoffnung: Eine Aufnahme durch Deutschland.
Unterbringung auf Kreuzfahrtschiffen?
Als mögliche Alternative zur Unterbringung sind ungenutzte Kreuzfahrtschiffe im Gespräch. Diese könnten nach Einschätzung der Vizepräsidentin des Europaparlaments, Katarina Barley (SPD), für Entlastung sorgen. Es lägen "konkrete Angebote von Reedereien zu Selbstkosten vor", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Europäische Kommission sollte hierauf zügig eingehen."
Auch der Grünen-Europaabgeordnete Erik Marquardt unterstützt diese Idee. "Viele Schiffe haben bereits Hygienekonzepte erarbeitet. Angesichts des eingebrochenen Markts für Kreuzfahrtreisen sind die Reedereien dankbar für alternative Einnahmequellen", sagte er den Zeitungen.
Reiseanbieter zu Soforthilfe bereit
Laut dem Bericht ist etwa der Bonner Kreuzfahrtanbieter "Phoenix Reisen" zur sofortiger Hilfe bereit. "Um Geld geht es uns nicht. Wir würden das Schiff auch verschenken", sagte Geschäftsführer Johannes Zurnieden. Er zeigte sich angesichts der Not Tausender Menschen auf Lesbos besorgt.
Hilfsbereitschaft signalisiert auch der Reiseanbieter TUI. "Grundsätzlich sind wir offen für Gespräche und den Einsatz von Schiffen", sagte ein Unternehmenssprecher. Die Umsetzung von humanitären Schutz- und Unterbringungsmaßnahmen sei allerdings staatliche Aufgabe.