In der Pandemie haben Haushalte in Deutschland deutlich mehr Müll produziert als in den Jahren zuvor. Die Abfall-Produktion ist um sechs Prozent gestiegen.
Während der Corona-Pandemie haben die Privathaushalte in diesem Jahr deutlich mehr Müll verursacht. Die eingesammelte Menge von Plastik, anderen Leichtverpackungen sowie Glas stieg 2020 um jeweils rund sechs Prozent, wie eine Umfrage des Bundesverbandes der Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) unter seinen Mitgliedsfirmen ergab.
Der Grund: In Pandemie-Zeiten gehen die Menschen zum Essen weniger oder gar nicht mehr in Restaurants, stattdessen kaufen sie mehr ein oder bekommen Essen geliefert.
BDE-Präsident Peter Kurth wertete die Umfrageergebnisse als Beleg, dass es in Corona-Zeiten kaum möglich sei, auf Abfallvermeidung zu achten. "Zur konkreten Abfallreduzierung bleibt den Verbrauchern im Moment vielfach nur die Möglichkeit, genau zu überlegen, welche Artikel sie zu Weihnachten im Onlineshop oder im stationären Einzelhandel kaufen wollen."
Mund-Nasen-Schutz: Nicht in die Gelbe Tonne!
Der Branchenvertreter wies auf ein Problem hin: Viele Menschen schmeißen ihren gebrauchten Mund-Nase-Schutz und Gummihandschuhe in die Gelbe Tonne oder in den Gelben Sack, obwohl sie in den Restmüll gehören. "Diese Materialien sind keine Verpackungsmaterialien", betonte Kurth. "Ihre Zusammensetzung ist für den Recyclingprozess ungeeignet."
Landen solche Abfälle in der falschen Tonne, erschwert das den Abfallverwertern die Arbeit - im schlimmsten Fall werden Teile der Verpackungsmengen aussortiert und landen in der Verbrennung. In der Branche spricht man hier von "verlorenen Chargen".
Mengenplus vor allem beim Glas
Der BDE hat rund 750 Mitglieder aus allen Bereichen der Abfallwirtschaft - ob Müllabfuhr, Sortier- oder Verbrennungsanlagen, ob Verwerter oder Zulieferer. Marktführer in der Branche ist Remondis aus NRW. Ein Firmensprecher berichtete besonders bei Glas von einem starken Mengenplus - je nach Region und Monat lag das Plus bei bis zu 20 Prozent. "Die Menschen konsumieren ihre Getränke derzeit nicht mehr in Restaurants, sondern daheim - daher landet viel mehr Glas in unseren Containern."
Umweltschützer sehen das höhere Abfallaufkommen mit Sorge. "Die Coronakrise ist auch eine Plastikkrise", sagt die Greenpeace-Konsumexpertin Viola Wohlgemuth. Viele Lebensmittel- und Handelsfirmen setzten mehr auf Verpackungen und suggerierten dem Verbraucher damit mehr Sicherheit, kritisiert sie. "Das ist eine Mär - nicht Plastik hilft gegen das Virus, sondern Hygiene."