Immer mehr Künstler und Künstlerinnen trennen sich von den Rechten an ihrer Musik, die mittlerweile lukrative Einnahmequellen sind. Nicht immer geht das konfliktfrei vonstatten.
Kurz vor dem 75. Geburtstag von Pop-Ikone David Bowie machten sich dessen Erben ein großes Geschenk: Für umgerechnet rund 220 Millionen Euro - so berichtet das US-Branchenblatt "Variety" - verkauften sie die Rechte am musikalischen Gesamtwerk des 2016 gestorbenen Superstars. Sie gehören nun dem US-Musikverlag Warner Chappell Music.
- Warum Musiklabels wieder im Aufwind sind
Die Rechte der Labels sind im Wert enorm gestiegen - vor allem dank des Streamings. Davon profitiert der bislang größte Börsengang Europas: das amerikanische Musiklabel Universal.
Bowie ist der neueste Name in einer langen Liste von Künstlern, deren Songrechte inzwischen bei großen Konzernen und Plattenfirmen liegen. Bob Dylan überließ sein Werk mit rund 600 Aufnahmen dem Marktführer Universal. Bruce Springsteen trat seinen gesamten Katalog an Sony ab. Auch die Red Hot Chili Peppers, Shakira, Tina Turner und viele kaum weniger namhafte Künstler trennten sich von ihren Songrechten.
Crosby: "Ich kann nicht arbeiten"
Gründe für diesen Trend sind schwindende Einnahmen durch Tonträgerverkäufe, eine Folge des Musikstreamings, und neuerdings die Pandemie, die das lukrative Konzertgeschäft massiv beeinträchtigt hat. "Ich kann nicht arbeiten", schrieb Songwriter-Legende David Crosby vor einem Jahr bei Twitter und kündigte an, seine Rechte ebenfalls verkaufen zu wollen.
Sind die Songrechte einmal weg, wird es schwer, sie zurückzubekommen. Aber zumindest kurzfristig gesehen ist der Verkauf ein gutes Geschäft.
Streaming-Boykott aus Protest
Für jüngere Musiker und Songwriter kann es also durchaus sinnvoll sein, diesen Schritt zu gehen, der sich schon bei einem einzigen Hit finanziell lohnen kann. Denn im Vergleich zu früheren CD- und Schallplattenverkäufen sind die Einnahmen durch Streaming äußerst gering. Das sei unfair, beklagen viele Musiker.
Radiohead-Frontmann Thom Yorke zählte zu den schärfsten Kritikern und weigerte sich lange, seine Musik auf Spotify und Co. verfügbar zu machen. US-Superstar Taylor Swift zog vorübergehend ihren gesamten Katalog von allen Streamingplattformen zurück, weil sie das Zahlungsmodell in Frage stellte.
Noch wütender zeigte sich Swift allerdings beim Thema Songrechte. Die liegen für ihre ersten sechs Alben nämlich beim früheren Label Big Machine Records. Mit 15 hatte die US-Sängerin dort einen Vertrag unterschrieben und die Verlagsrechte schon im Voraus abgetreten.
Ärger um Songrechte nicht neu
Die Rechte wurden inzwischen mehrfach verkauft . Swift bekam nach eigener Aussage aber nicht die Chance, sie selbst zu erwerben - obwohl sie jedes ihrer Lieder selbstgeschrieben oder mitgeschrieben hat. Nun hat sie begonnen, diese sechs Alben für ihr Label Universal neu aufzunehmen, um so die Kontrolle über ihr Werk zurückzuerlangen. Eine Vertragsklausel macht's möglich.
Wie der Streamingdienst Daten sammelt
Ärger um Songrechte ist in der Branche nichts Neues. In den 80er Jahren erwarb Michael Jackson die Rechte am Gesamtkatalog der Beatles für umgerechnet 40 Millionen Euro - sehr zum Ärger von Ex-Beatle Paul McCartney. Der hatte den Kauf allerdings zuvor abgelehnt, weil er ihm zu teuer erschien.