Seit diesem Wochenende fährt ein neuer Nachtexpress von Sylt nach Salzburg. Knapp 16 Stunden braucht der Zug bis nach Österreich. Über eine Premierenfahrt in Zeiten von Corona.
Pünktlich um 19:59 Uhr fährt der Alpen-Sylt-Express am Samstagabend am Bahnhof Westerland ab. In regenfeste Jacken verpackt suchen sich die Passagiere ihr Abteil. Es regnet und stürmt auf Sylt. Knapp 16 Stunden und rund 1.000 Kilometer später fährt der Zug des privaten Bahnanbieters RDC pünktlich in Salzburg ein, die Sonne scheint.
In den Abteilen für bis zu sechs Fahrgäste steht Desinfektionsmittel und eine Flasche Wasser für die Fahrgäste bereit. Tickets werden in dieser Saison ausschließlich für komplette Abteile angeboten. Wegen des Infektionsschutzes wolle man "auf gar keinen Fall", dass sechs fremde Menschen über Stunden in einem Abteil zusammen sind, betonte RDC-Sprecherin Meike Quentin bereits vorab.
Tickets ab 99 Euro
Die Premierenfahrt zieht Neugierige an, darunter drei junge Männer aus Berlin, die extra für die Fahrt mit dem Nachtzug nach Sylt gereist sind. Unter den rund 100 Fahrgästen, die bereits in Westerland in den Zug stiegen, waren auch Familien mit Kindern, Alleinreisende und Ehepaare auf dem Weg in den Urlaub. Auch später stiegen noch Fahrgäste zu.
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Hofreiter fordert Nachtzugnetz
Vor drei Jahren gab die Deutsche Bahn ihr Nachtzugnetz an die Österreicher ab. Der Grünen-Fraktionschef nennt das unverantwortlich - und fordert ein europäisches Nachtzugnetz.
Für Alleinreisende kostet die Fahrkarte ab 99 Euro für ein Single-Abteil. Ein Kind bis 14 Jahre kann kostenlos mitreisen, auch die Mitnahme von Surfbrettern, Fahrrädern und Hunden ist möglich. Preise gestaffelt nach gefahrener Strecke gibt es zumindest in dieser Corona-Saison nicht.
Liegewagen von der Deutschen Bahn
Das Bahnunternehmen RDC hat das Nachtzug-Segment schon länger im Blick. Daher hat RDC auch sogenannte Couchette-Liegewagen aus dem Bestand der Deutschen Bahn gekauft, als diese ihr Nachtzugnetz stark ausgedünnt hat.
Vor einigen Jahren hatte die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) dann das defizitäre DB-Nachtzuggeschäft übernommen, etwa mit Fahrten ab Hamburg nach Zürich.
Bis zum Jahr 2026 soll der ÖBB-Nightjet-Betrieb stufenweise ausgebaut werden. Andere internationale Anbieter fahren ebenfalls - zum Teil saisonal - auf einzelnen Nachtzugstrecken deutsche Städte an.
Nachtexpress soll auch im Herbst fahren
Das Angebot erfülle den Wunsch nach nachhaltigem Reisen, auch über größere Distanzen hinweg.
Die Buchungszahlen seien erfreulich, so das Unternehmen. Aus diesem Grund soll der Alpen-Sylt-Nachtexpress auch den ganzen Sommer und Herbst fahren. Die letzte Ankunft auf Sylt in diesem Jahr ist für den 2. November geplant. Von Sylt aus macht sich der Express donnerstags und samstags auf die Reise. Freitags und sonntags fährt der Zug dann in die entgegengesetzte Richtung von Österreich zurück in den Norden.