Viele Familiennamen in Deutschland leiten sich von Berufen ab. Die Herkunft von Sommer-Namen wie Hitze, Pool oder Sonnenschein erklären Wissenschaftler anders.
Nomen est omen - der Name ist Programm, sagt ein lateinisches Sprichwort. Grund genug für Mainzer Wissenschaftler, alle deutschen Familiennamen nach ihrer Bedeutung und Verbreitung zu erforschen. Darunter sind auch manche Namen, die den Sommer im Gepäck tragen.
Nun haben die Experten der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz einen jahreszeitlichen Einblick in ihre Jahre dauernde Arbeit gegeben. Grundlage sind die Telefonbücher der Telekom aus dem Jahr 2005.
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Sommer
Fest steht: Überall in Deutschland gibt es Sommer. Zum gleichlautenden Familiennamen bestehen laut digitalem Familienwörterbuch, in dem die Mainzer Wissenschaftler rund 200.000 deutsche Familiennamen auflisten wollen, 19.207 Telefonbucheinträge (das entspricht rund 53.780 Namensträgern), die sich gleichmäßig über die Bundesrepublik verteilen.
Zur Erklärung bieten sich mehrere Möglichkeiten: Einerseits kann damit jemand gemeint sein, der im Sommer eine Arbeitsverpflichtung oder eine Zinsabgabe zu leisten hatte. Andererseits kann der Name aber auch auf einen Vorfahren verweisen, der an einer sonnenverwöhnten Sommerseite wohnte.
Sonnenschein
Ähnlich freundlich wirkt die Bedeutung des Familiennamens Sonnenschein. Rund 2.480 Namensträger (bei 892 Telefonanschlüssen), vor allem im Westen, können sich mit solch einem heiteren Namen vorstellen. Vermutlich zeichneten sich die ersten Namensträger durch ein wonniges Gemüt und Herzenswärme aus, so die Namensforscher.
In einigen Fällen könne es sich auch um einen Wohnstättennamen handeln für jemanden, der in einem Haus "Zum Sonnenschein" oder an einem gleichnamigen Flurstück wohnte.
Hitze
Wer Hitze heißt, hat mit hohen Temperaturen gar nichts zu tun. Der Familienname geht zurück auf Rufnamen wie Hildebrand oder Gundhild. Im Germanischen oder Althochdeutschen bedeutete die Silbe "hild" etwa "Streit" oder "Kampf".
Absagen, keine Antwort auf Mails, der Name falsch geschrieben – Çiçek hatte es schwer, eine Wohnung in Wien zu finden.
Schweiß
Auch der Familienname Schweiß (272 Telefonanschlüsse) bezeichnete nur in wenigen Fällen eine Person, die viel schwitzt. Vielmehr ist im übertragenen Sinn ein sehr fleißiger Mensch gemeint, der im Schweiße seines Angesichts schuftete.
Warmbier
Viel Spott müssen möglicherweise Familien mit dem Namen Warmbier erdulden. Rund 650 Mal ist der Name vertreten (das entspricht 232 Telefonanschlüssen), vor allem in NRW und entlang der Elbe.
Dabei handelt es sich um eine Berufsbezeichnung für Brauer oder um die Charakterisierung eines Vorfahrens, der besonders gern warmes Bier genossen hat. Dabei war Warmbier allerdings keinesfalls einfach abgestandenes Bier, sondern ein warmes Getränk aus Bier und Milch, Mehl, Zucker und Gewürzen.
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Kühlwein und Stürzbecher
Da hat es Familie Kühlwein ein wenig leichter. Der Name (259 Telefonanschlüsse) ist vor allem im Südwesten Deutschlands, in den Weinregionen, zu finden. Es handelt sich entweder um einen indirekten Berufsnamen für einen Wirt, der kühlen Wein verkauft, oder um einen Übernamen für eine Person, die gerne und viel (vorzugsweise gekühlten) Wein trinkt. Besonders trinkfreudige Menschen bezeichnet der Übername Stürzbecher (47 Telefonanschlüsse).
Pool
Zu den großen Sommerfreuden gehört vielfach auch ein Pool. Doch während damit heutzutage der Sprung in erfrischend klares Wasser verbunden ist, liegt der Ursprung des Familiennamens Pool (rund 200 Namensträger) eher im Trüben.
Er dürfte auf das westgermanische Wort pola zurückgehen, das Sumpf oder Morast bedeutete. Auch Pfuhl, Suhle und Sumpf gehören zur Wortfamilie. Erster Namensträger war also wohl jemand, der an einem Teich, einem Sumpf oder anderweitig schlammigen Gelände wohnte.