Nach dem abermals abgesagten Start der Mondrakete "Artemis" ist nun klar, dass die Nasa in den kommenden Tagen vorerst keinen neuen Versuch starten wird.
Nach dem erneut fehlgeschlagenen Start der unbemannten Mondmission "Artemis 1" wird die US-Raumfahrtbehörde Nasa in der kommenden Woche keinen neuen Versuch unternehmen. Das Team untersuche derzeit, warum es zu den Problemen kam und welche Reparaturen nötig sind, sagte Nasa-Manager Jim Free am späten Samstagabend deutscher Zeit auf einer Pressekonferenz. Noch könne man nicht sagen, ob ein erneuter Startversuch schon im nächsten (19.9. bis 4.10.) oder im übernächsten möglichen Zeitfenster (17.10. bis 31.10.) erfolgen werde. Montag und Dienstag will das Team weiter beraten. Der Start war wegen eines undichten Wasserstoff-Tankschlauchs abgesagt worden.
Ein ähnliches Problem verhinderte bereits vor einigen Tagen den Start ins All. Start-Direktorin Charlie Blackwell-Thompson stoppte den Countdown am Samstag. Vorausgegangen waren drei- bis vierstündige vergebliche Versuche, das Problem zu beheben. Wann ein neuer Startversuch unternommen wird, teilte die Nasa zunächst nicht mit.
Auch letzter Abbruch wegen auslaufenden Treibstoffs
Das Team hatte am Samstag mit dem Auftanken der Rakete begonnen, als ein Überdruckalarm ertönte. Der Vorgang wurde unterbrochen und dann fortgesetzt, wie die US-Raumfahrtbehörde mitteilte. Minuten später trat jedoch Wasserstoff aus einem Triebwerk der Rakete aus. Die Betankung wurde gestoppt, während die Ingenieure versuchten, ein vermutetes Leck in einer Dichtung zu schließen. Das gelang aber nicht.
Esa-Astronaut Alexander Gerst schrieb bei Twitter, dass solche Probleme bei Teststarts komplexer Systeme nicht überraschend seien.
"Nach dem Startversuch ist vor dem Startversuch", ergänzte er.
"Es ist die richtige Entscheidung. Sicherheit kommt zuerst", schrieb der Direktor der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, Josef Aschbacher, ebenfalls bei Twitter.
Bereits am Montag hatten technische Schwierigkeiten den geplanten Start der unbemannten Rakete ins All verhindert. Zu Wochenbeginn unterbrachen ein defekter Sensor in einem Triebwerk und auslaufender Treibstoff - an anderer Stelle als am Samstag - die Startvorbereitungen.
Tausende Zuschauer wollten Artemis-Start sehen
Die Nasa teilte später mit, alle Probleme seien behoben und setzte den Countdown in Gang. Für den für den Nachmittag (Ortszeit) geplanten Start vom Raumfahrtzentrum Cape Canaveral in Florida hatte die Raumfahrtbehörde ein Zeitfenster von zwei Stunden. Ab Dienstag ist für zwei Wochen kein Start möglich. Sollte die Rakete zu Reparaturen zurück in den Hangar gebracht werden müssen, könnte sich der neue Starttermin möglicherweise in den Oktober verschieben.
Entlang der Küste hatten sich erneut Tausende Menschen eingefunden, die den Start der Rakete beobachten wollten.
In der Orion-Kapsel an der Spitze der 98 Meter hohen Rakete sitzen drei Dummies, die im Laufe von sechs Wochen um den Mond und dann zurück zur Erde fliegen sollen. Es ist der erste Nasa-Flug dieser Art seit dem Apollo-Programm vor 50 Jahren. In zwei Jahren sollen dann Astronauten in eine Mondumlaufbahn gebracht werden.
4,1 Milliarden Dollar kostet der Testflug
Die Ingenieure betonten am Donnerstagabend, alle vier Haupttriebwerke arbeiteten einwandfrei. Ein fehlerhafter Sensor habe dazu geführt, dass in einem von ihnen am Montag eine zu hohe Temperatur angezeigt worden sei. Die Triebwerke müssen beim Start auf minus 250 Grad Celsius abgekühlt werden, damit sie dieselbe Temperatur haben wie der flüssige Wasserstoff. Geschieht das nicht, könnten die Triebwerke beschädigt werden und sich während des Fluges automatisch abschalten.
Der 4,1 Milliarden Dollar teure Testflug ist Teil des Artemis-Programms der Nasa zur Erforschung des Mondes. Es ist benannt nach der Zwillingsschwester von Apollo in der griechischen Mythologie. Ziel von Artemis ist eine dauerhafte Mondstation.