Neuseeland: "Arroganter Arsch"-Kommentar hilft Kranken

    Neuseelands Regierungschefin:"Arroganter Arsch"-Kommentar hilft Kranken

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    Bei einem Wortgefecht im Parlament nennt Neuseelands Regierungschefin ihren Kontrahenten kaum hörbar "arroganter Arsch". Wie daraus eine Spende für Krebskranke wurde.

    Neuseeland, Wellington: David Seymour, Vorsitzender der rechtsliberalen ACT-Partei, und Jacinda Ardern, Neuseelands Premierministerin, unterschreiben einen Ausdruck des Hansard (offizielles Parlamentsprotokoll), in dem Ardern Seymour als "arroganten Arsch" bezeichnet.
    David Seymour, Vorsitzender der rechtsliberalen ACT-Partei, und Jacinda Ardern, Neuseelands Premierministerin, unterschreiben das Gesprächsprotokoll der Parlamentssitzung.
    Quelle: ACT Party/dpa

    Ein verbaler Ausrutscher der neuseeländischen Regierungschefin Jacinda Ardern hat überraschend zu einem guten Zweck beigetragen: Die signierte Abschrift eines hitzigen Wortwechsels im Parlament brachte bei einer Online-Auktion am Donnerstag mehr als 100.000 neuseeländische Dollar (rund 59.200 Euro) ein.

    Parlamentsprotokoll für den guten Zweck versteigert

    "Er ist so ein arroganter Arsch", entfuhr es Ardern vergangene Woche inoffiziell bei einer Parlamentsdebatte. Gemeint war David Seymour, Chef der neoliberalen ACT-Partei. Was in der TV-Übertragung kaum hörbar war, fing das noch eingeschaltete Mikro an ihrem Pult ein.
    Ardern und Seymour münzten den Fauxpas gemeinsam um: Beide unterzeichneten ein offizielles Parlamentsprotokoll mit der Bemerkung Arderns - und ließen es für einen guten Zweck versteigern. Am Donnerstag endete die Auktion mit einem Höchstgebot von mehr als 100.000 neuseeländischen Dollar.

    Spende geht an Krebs-Stiftung

    Peter Dickens, der Chef der Prostatakrebs-Stiftung, der das Geld zugutekommen soll, bedankte sich bei beiden Politikern für ihre "stilvolle" Reaktion.
    Nach einem harten Jahr, in dem herkömmliche Spendensammlungen durch die Corona-Pandemie eingeschränkt worden seien, gebe das Geld seiner Einrichtung einen immensen Schub. "Es ist mehr, als wir uns je hätten vorstellen können", so Dickens.

    Ardern dankt Seymour: "Ein guter Sportsmann"

    Auf Facebook schrieb die neuseeländische Regierungschefin nach der Aktion: "Kann nicht sagen, dass ich das erwartet habe." Und weiter:

    Aus einem Fauxpas mit dem alten Mikro im Parlament sind 100.000 Dollar für die Prostatakrebs-Stiftung geworden. Vielen Dank an David dafür, ein guter Sportsmann zu sein, und an jeden, der ein Gebot abgegeben hat.

    Jacinda Ardern, Regierungschefin Neuseeland

    Nach fünf Jahren an der Regierungsspitze steht Ardern 2023 ein harter Wahlkampf bevor. Ihre sozialdemokratische Labour-Partei holte vor zwei Jahren noch einen historischen Erdrutschsieg, doch in jüngsten Umfragen liegt sie hinter konservativen Rivalen. Arderns Wiederwahl könnte also in Gefahr sein.

    Seymour hatte Regierungsbilanz infrage gestellt

    Ihre Bemerkung über den politischen Rivalen Seymour fiel vergangene Woche in einer Fragestunde im Parlament, in der dieser die Regierungsbilanz der Premierministerin infrage gestellt hatte.
    Später entschuldigte sich Ardern per SMS-Nachricht bei Seymour, der sich "schockiert und verwundert" über ihre Wortwahl zeigte. Das sehe ihr gar nicht ähnlich und er kenne sie persönlich seit elf Jahren. In ihrer Nachricht habe sie sich aber selbstkritisch gezeigt und geschrieben: "Wie meine Mutter zu sagen pflegte: 'Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, sag' es nicht'", zitierte Seymour.
    Er unterbreitete Ardern bei einer Party denn auch die Idee mit der Auktion, in die sie einwilligte. Unter dem Motto "Ardern und Seymour tun sich für Ärsche allerorten zusammen" richtete die Webseite Trade Me schließlich die Versteigerung aus, bei der mehr als 280 Gebote eingingen.
    Quelle: AP, AFP

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