Woran krankt der Rettungsdienst in Deutschland?

    "Pro Rettungsdienst"-Initiator:Woran der Rettungsdienst krankt

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    Die Notfallrettung in Deutschland sieht sich am Limit. Woran es hapert und was gefordert wird: Antworten von Marco König vom "Bündnis pro Rettungsdienst".

    Niedersachsen, Hannover: Zwei Einsatzfahrzeuge vom Rettungsdienst stehen bei einem Einsatz auf einer Wiese an einem Weg. Archivbild
    Rettungsdienst in Not: Wie können Rettungskräfte vor dem Kollaps bewahrt werden?
    Quelle: Moritz Frankenberg/dpa

    Vertreter von Rettungsdiensten warnen vor einem Kollaps der Notfallrettung in Deutschland - sie fordern Maßnahmen gegen Überlastung und Personalnot. Es bestehe die Gefahr, dass das System zusammenbreche, erklärte das kürzlich gegründete "Bündnis pro Rettungsdienst" am Montag in Berlin.
    Wie kann man Rettungskräfte entlasten und den Rettungsdienst stärken? Marco König, Mitinitiator des Bündnisses erklärt im heute journal update, wie das gelingen könnte.

    Andere Hilfsangebote für Patienten fehlen oft

    Dass man 20 Minuten auf den Rettungswagen warten müsse, sei zwar "nicht unbedingt die Regel", erklärt König.

    Aber es kommt leider immer öfter vor, dass wir die Hilfsfrist nicht einhalten können.

    Marco König, Mit-Initiator "Bündnis pro Rettungsdienst"

    "Wir haben immer mehr Patienten, die wir transportieren, die eigentlich nicht in die Notaufnahme gehören, die gerne ein anderes Hilfsangebot hätten, wir ihnen es aber offensichtlich nicht geben können", erklärt König. "Der Hausarzt ist nicht erreichbar, der ärztliche Bereitschaftsdienst ist nicht erreichbar - und dann bleibt für viele Patienten nur die 112."

    Transportpflicht für Patienten belastet Rettungsdienst

    Ein erschwerendes Problem sei die Transportpflicht für Patienten, die die 112 gewählt hätten. Diese gelte auch für medizinisch unnötige "Bagatell-Fahrten", die das Bündnis kritisiert. König dazu: "Wir kommen und vielerorts müssen wir die Patienten dann leider auch ins Krankenhaus befördern, weil es gesetzlich so vorgeschrieben ist."
    Auch hier brauche es zusätzliche, schnelle Hilfsangebote: Bis zum Eintreffen anderweitiger medizinischer Betreuung könne man "nicht jeden Patienten noch für mehrere Stunden zuhause lassen", so König.

    Wenn wir eine Sicherheit hätten, dass der Hausarzt oder der Kassenärztliche Bereitschaftsarzt in Kürze eintreffen würde, dann könnten wir den Patienten allein lassen.

    Marco König, Mit-Initiator "Bündnis pro Rettungsdienst"

    "Aber wenn wir das nicht wissen, dann ist die Gefahr doch recht groß, dass der Patient dort nicht gut aufgehoben ist und Schaden nimmt."

    Wann ist ein Rettungswagen-Einsatz angemessen?

    Das könne man pauschal nicht sagen. Dennoch: "Ein Patient muss sich fragen, wenn er die 112 wählt, will er innerhalb kurzer Zeit zwei bis sechs Personen in seinem Haushalt haben, will er acht Stunden danach in der Notaufnahme liegen, ohne dass ein Arzt ihn sieht, wenn der Patient nicht ernsthaft krank ist."
    "Aber wenn natürlich jemand Brustschmerzen hat, die sehr stark sind, Schlaganfallsymptome hat, stärkste Schmerzen, dann soll er natürlich die 112 wählen."

    Wie kann der Rettungsdienst reformiert werden?

    Häufig würden die Kompetenzen von Notfallsanitätern "längst nicht ausgeschöpft", so König. Diese könnten daher ihren Beruf nicht ausüben, wie sie das gerne würden. Verantwortliche Stellen müssten daher unterscheiden, wo ein Rettungswagen mit Notfallsanitätern ausreichend sei, und wo zwingend die Anwesenheit eines Notarztes nötig sei, so König.
    Zudem wüssten viele Auszubildende bereits, dass sie nicht in dem Beruf blieben - auch das gelte es zu ändern.
    Quelle: ZDF, KNA

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