Die kalte Jahreszeit ist für Obdachlose besonders beschwerlich - und mitunter gefährlich.
Quelle: dpa
Angesichts sinkender Temperaturen hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) dazu aufgefordert, auf hilfsbedürftige Menschen zu achten und bei Bedarf den Rettungsdienst zu alarmieren.
"Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, nicht wegzusehen und Personen zu melden, die sich im Freien aufhalten und deren Leben durch Kälte und Witterung bedroht ist", sagte die Geschäftsführerin Werena Rosenke. "Bitte rufen Sie im dringenden Fall sofort den Notruf - 112", appellierte sie.
Viele Obdachlose angeschlagen - auch ohne Kälte
"Ein Leben ganz ohne Unterkunft, also obdachlos auf der Straße, unter Brücken, in Abbruchhäusern oder ähnlichen Unterschlupfen ist immer gefährlich", sagte sie. "Herbst und Winter sind natürlich eine besondere Herausforderung, denn viele Menschen, die obdachlos auf der Straße leben, sind gesundheitlich angeschlagen, häufig chronisch erkrankt, somit eine besonders vulnerable Gruppe."
Seit langem fordert der Verein unter anderem die Einrichtung von Kältebussen, die Rund-um-die-Uhr-Öffnung von Notübernachtungsstellen und Tagesaufenthalten, zusätzliche Räumlichkeiten und das Aussetzen von Zwangsräumungen im Winter. "Jeder unfreiwillig wohnungslose Mensch in Deutschland hat ein Anrecht auf eine ordnungsrechtliche Unterbringung durch die Kommune, in der er sich aufhält", sagte Rosenke.
Zu wenig Sozialwohnungen23.05.2023 | 7:14 min
Die
Zahl der Wohnungslosen in Deutschland ist deutlich gestiegen. Zum Stichtag 30. Juni 2022 seien 447.000 Menschen wohnungslos gewesen, zeigt die BAG W in einer Hochrechnung. Zum Stichtag 2021 seien es noch 268.000 gewesen. Die BAG W erklärt den Anstieg unter anderem mit mehr Geflüchteten insbesondere aus der
Ukraine, die keine Wohnung hätten.
"Lage hat sich dramatisch verschlechtert"
Auch der Autor und Aktivist Richard Brox (59) macht auf die zunehmend kritischere Lage von Obdachlosen in Deutschland aufmerksam. "Die Lage hat sich dramatisch verschlechtert. Auch durch
Pandemie und
Zuwanderung", sagte Brox.
Er betont, dass die Dunkelziffer der Menschen, die auf der Straße lebten, viel höher sei. Und in Gesprächen habe Brox festgestellt, dass viele wenig Hoffnung auf Besserung hätten. "Das habe ich früher nicht so erlebt." Der in Mannheim geborene Brox hatte 30 Jahre lang keinen festen Wohnsitz.
Zu wenig Sozialwohnungen23.05.2023 | 2:04 min
Quelle: dpa