Ursache für Oder-Fischsterben bleibt unklar

    Labor-Ergebnisse erwartet:Ursache für Oder-Fischsterben bleibt unklar

    15.08.2022 | 16:30
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    Das Fischsterben in der Oder gibt weiter Rätsel auf, neue Labor-Ergebnisse zur Ursache werden erwartet. Brandenburgs Ministerpräsident Woidke hat sich ein Bild vor Ort gemacht.

    Während die Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder rätselhaft bleibt, hat sich Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) heute bei Lebus selbst ein Bild von der Situation gemacht. Auch dort hatten Einsatzkräfte und freiwillige Helfer am Wochenende große Mengen an toten Fischen aus dem Grenzfluss geborgen.

    Wir wissen bis jetzt nicht, was genau diese Vergiftungserscheinungen bei den Fischen verursacht hat.

    Dietmar Woidke, Ministerpräsident Brandenburg

    Außerdem werden in dem Bundesland weitere Labor-Ergebnisse erwartet. Die polnische Seite sei dabei, in ihrem Zentrallabor nach 300 Stoffen zu fahnden, berichtete der Umweltminister von Brandenburg, Axel Vogel (Grüne), vor Ort. Ausgeschlossen werden könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass die Fische an Quecksilber gestorben seien, betonte der Minister.

    Von polnischer Seite wurde uns gestern mitgeteilt, dass alle Fischproben, die bisher durchgeführt wurden, keine Schwermetallbelastung und keine Quecksilberbelastung ergeben haben.

    Axel Vogel, Umweltminister Brandenburg

    Um über das Fischsterben in der Oder zu beraten haben sich Umweltministerin Lemke und ihre polnische Kollegin Moskwa getroffen. Noch immer ist der Grund für das Sterben unklar. 15.08.2022 | 0:20 min
    Bei Laboruntersuchungen von verendeten Fischen aus dem Fluss wurden nach den Angaben von Polens Regierung keine toxischen Substanzen entdeckt. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle untersucht worden, sagte Polens Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin bei einer Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).

    Polen und Deutschland wollen gemeinsam aufklären

    Anschließend würden die Proben der Fische auf weitere 300 schädliche Stoffe untersucht, darunter auch auf Pestizide. Zudem sollen Fischleichen seziert und das Verhalten der Fische kurz vor ihrem Verenden untersucht werden. Festgestellt worden sei bisher ein erhöhter Sauerstoffgehalt in dem Fluss.
    Deutschland und Polen wollen das Fischsterben in der Oder nach den Versäumnissen der vergangenen Tage gemeinsam aufklären. Lemke sagte, man habe bei dem Treffen lösungsorientiert diskutiert und "gute und gemeinsame Schritte" vereinbart. Dazu zählen insbesondere Verbesserungen bei den Informationsketten.

    Informationen zur Umweltkatastrophe kamen spät

    Die deutsche Seite sei zunächst durch Angler über das Fischsterben informiert worden. Lemke hatte zuvor NDR Info gesagt, die Regierung des Nachbarstaats habe eingeräumt, dass Informationen zu der Umweltkatastrophe auch innerhalb Polens nicht weitergegeben worden seien: "Uns haben diese Informationen noch viel später erreicht."

    Fischsterben an der Oder
    :Polens Umweltschützer kritisieren Regierung

    Die Ursache des Fischsterbens an der Oder ist weiter unklar. Polnische Umweltschützer werfen ihrer Regierung vor, zu lange untätig geblieben zu sein. Die Wut der Anwohner ist groß.
    von Nils Metzger
    Polen, Krajnik Dolny: Tote Fische werden an einer Fangsperre aus der Oder geholt.

    Chemischer Abfall mögliche Ursache

    Ziel sei nun die Schadensminimierung, die Information und der Schutz der Bevölkerung sowie die Identifizierung des Verursachers. "Es ist klar, dass wir uns einer wirklich schlimmen Umweltkatastrophe gegenübersehen", sagte die Ministerin. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen seien noch nicht absehbar.
    Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli erste Hinweise darauf bekommen, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben.
    Zur Aufklärung setzte Polen eine Belohnung von mehr als 200.000 Euro aus, da auch für möglich gehalten wird, dass zum Beispiel chemische Abfälle in die Oder gekippt wurden.
    Mittlerweile sind auch die Menschen an der Ostsee in Sorge. Dem Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern zufolge sind bisher aber keine Fischkadaver im deutschen Teil des Stettiner Haffs entdeckt worden.
    Quelle: dpa
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