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Schutz bei Mega-Ereignis:So sollen die Olympischen Spiele sicher werden
von Lukas Nickel
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Bei den Olympischen Spielen soll Frankreich im besten Licht erstrahlen. Die französischen Behörden sehen sich bereit für das Großereignis. Doch die Sicherheitsbedenken sind groß.
Seit Tagen wimmelt es in Paris von Sicherheitskräften. Eine weiträumige Sicherheitszone soll den Bereich um die Seine schützen, an dem die Eröffnungsfeier stattfindet. "Wir sind bereit", sagte Staatspräsident Emmanuel Macron am heutigen Montag bei einem Besuch im Olympischen Dorf.
Schon Wochen vor dem Beginn der Spiele haben die französischen Behörden mehr als eine Million Menschen überprüft, 4.350 davon von den Spielen ausgeschlossen. Das gab der geschäftsführende Innenminister Gérald Darmanin am Sonntag bei einem Interview mit dem französischen Fernsehsender France 2 bekannt. Überprüft wurden alle Personen, die an den Olympischen Spielen irgendwie beteiligt sind. Aktuelle Anschlagspläne seien "nicht bekannt, aber wir sind sehr aufmerksam", so Darmanin weiter.
"Null Risiko gibt es nicht"
142 ausgeschlossene Personen hätten einen Eintrag in der Gefährderdatenbank der französischen Behörden, andere seien aufgrund ihrer Verbindung zum radikalen Islamismus oder politischem Radikalismus abgelehnt worden, schreibt die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Regierungskreise.
Um die Spiele sicher zu machen, mobilisiert Frankreich im Durchschnitt täglich 35.000 Sicherheitskräfte der Polizei und Gendarmerie. Hinzu kommen etwa 18.000 Soldat*innen. Camille Chaize, Sprecherin des französischen Innenministeriums, sagte:
Null Risiko gibt es nicht. Aber wir bieten alle verfügbaren behördlichen Mittel auf.
Camille Chaize, Sprecherin des französischen Innenministeriums
Größte Sorge: Angriffe mit Stichwaffen
Berichte über Gewalttaten gab es in den vergangenen Wochen trotzdem immer wieder: In der vergangenen Woche etwa wurden ein Polizist und ein Soldat mit einem Messer angegriffen. Im Mai verkündete das Innenministerium, mögliche Anschlagspläne mit islamistischer Motivation auf ein Fußballspiel im Rahmen der Spiele verhindert zu haben.
Mit dem großen Polizeiaufgebot seien zwar genügend Sicherheitskräfte auf der Straße, schätzt auch Rudy Manna von der Polizeigewerkschaft Alliance Police Nationale. Doch vor Einzelpersonen beispielweise mit Stichwaffen seien auch sie nie ganz geschützt. Vor solchen Angriffen herrsche eine "echte Sorge", so Manna.
Eröffnungszeremonie geschützt zu Land, Luft und Wasser
Sie soll Bilder schaffen, wie es sie noch nie gegeben hat, und wird stolz das größte Event der Welt genannt: Die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele auf der Seine. Über sechs Kilometer sollen die Athlet*innen den Fluss herunter fahren. Mitten durch Paris, vorbei an Wahrzeichen wie Notre Dame und dem Louvre.
Dementsprechend schwierig wird auch die Absicherung sein. Allein bei der Eröffnungszeremonie sind 45.000 Sicherheitskräfte der Polizei und Gendarmerie im Einsatz, hinzu kommen mehrere Tausend private Sicherheitsangestellte. Die Behörden schützen die Eröffnungszeremonie deswegen nicht nur zu Land. Eine Flugverbotszone über 150 Kilometer wird um Paris herum eingesetzt, Taucheinheiten und Unterwasser-Barrieren sichern die Zeremonie im Wasser.
Cyberangriffe gelten als wahrscheinliches Szenario
Ein Risiko, das nicht vergessen werden darf: Angriffe auf die digitale Infrastruktur. Als möglich gelten beispielsweise sogenannte Denial-of-Service-Angriffe, die Webseiten gezielt durch massenhafte Anfragen lahmlegen. Dabei steht kein konkreter Schaden an Menschen im Vordergrund, sondern das Ziel, Frankreich und den Olympischen Spielen ein negatives Image zu geben.
Derlei Attacken seien sogar "die wahrscheinlichste" Bedrohung, erklärt Sicherheitsexperte Marc Hecker vom französischen Institut für internationale Beziehungen. Trotz dieser Sicherheitsbedenken: Macron will sich die Freude nicht nehmen lassen, lobt heute im Olympischen Dorf die Arbeit der Sicherheitsbehörden. Am Freitagabend soll die Eröffnungszeremonie auf der Seine stattfinden.
Quelle: dpa
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