Im eigenen Garten greifen viele zu Düngeprodukten, die gutes Pflanzenwachstum und Umweltfreundlichkeit versprechen. Warum Fachleute eher zum Selbermachen raten - und wie das geht.
Die Pflanzen im Garten oder Balkon umweltfreundlich düngen mit organischem Dünger. Doch ist organischer Dünger wirklich bio, ökologisch und schadstofffrei?
Womit düngen, damit es den Pflanzen gut geht - aber auch der Umwelt? Es ist eine der Frühjahrsfragen für viele Hobbygärtner*innen. Kunstdünger wie Blaukorn werden von den Herstellern oft als leistungsstark und umweltschonend beworben. Doch während sie Pflanzen tatsächlich schnell und zielgenau stärken, machen Fachleute an die Umweltverträglichkeit ein Fragezeichen: Denn der Rohstoffabbau und die Herstellung solcher Dünger sind mit massiven Umwelteingriffen und hohem Energieverbrauch verbunden. Außerdem werden Kunstdünger schnell ausgewaschen und können so die Qualität von Boden und Wasser beeinträchtigen.
Begriff "Bio" beim Dünger nicht geschützt
Die Alternative zu Kunstdüngern sind sogenannte organische Dünger. Auch von ihnen gibt es im Handel heute dutzende Varianten, oft mit Slogans wie "ökologisch wertvoll" oder "natürlich biologisch". Doch was steckt dahinter?
Organische Dünger sind also nicht automatisch ökologisch wertvoll hergestellt oder aus besonders nachhaltigen Inhaltsstoffen. Organisch heißt stattdessen erstmal nur, dass ein Dünger aus natürlichem Material besteht - das kann aber auch Rinderkot aus konventioneller Massentierhaltung sein.
Vorteil von organischem Dünger ist, dass er nicht nur Nährstoffe abgibt, er hilft auch bei der Verbesserung der Bodenstruktur und bietet Nahrung für die Mikroorganismen im Boden.
Rückstände von Medikamenten im Dünger möglich
Und genau das ist der Grund, weshalb Wissenschaftler*innen sich auch mit ihnen aktuell kritisch beschäftigen. "Wenn Sie pflanzliche Dünger kaufen, können darin etwa Pestizidrückstände aus der konventionellen Landwirtschaft stecken - oder in tierischen Düngern wie Rinderkot oft Rückstände von Medikamenten wie Entwurmungsmittel oder Antibiotika", erklärt Elke Bloem. Sie forscht zu diesen unerwünschten Schadstoffen im Düngemittelprojekt Lex4Bio am Julius Kühn-Institut (JKI) Braunschweig und erklärt, wie die Antibiotika im Dünger landen:
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Pflanzen können durch Dünger multiresistente Keime bilden
Und welche Folgen hat das, wenn man diese Dünger dann wieder auf die angebauten Pflanzen ausbringt? Das hat Bloems Kollegin Doreen Babin untersucht: "Die Mikroorganismen im Boden können sich quasi an die Antibiotika anpassen", sagt Babin. So könne es dazu kommen, dass sich multiresistente Keime bilden. "Solche Bakterien haben wir dann zum Beispiel auf frischen pflanzlichen Produkten gefunden, die wir dann wiederum mit der Nahrung aufnehmen, wodurch sich die resistenten Bakterien mit unserem Darmmikrobiom mischen und diese Resistenzen weitergeben können."
Indirekte Folge kann letztlich sein, dass Antibiotika im Krankheitsfall nicht mehr anschlagen. Das ist natürlich vor allem in der Anwendung im großen Stil in der Landwirtschaft ein Problem.
Dafür punkten organische Dünger aber in Sachen Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und gute Nährstoffversorgung für die Böden - und werden deshalb immer wichtiger. Also suchen Forscher*innen wie am JKI nach Lösungen, um die Produkte schadstofffreier zu bekommen.
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Wichtig beim Düngen: Maß halten
"Für Hobbygärten würde ich allerdings empfehlen, eher zu schauen, was kann ich selbst machen, um eigenen Dünger herzustellen", so Elke Bloem. Ihre Empfehlung: falls vorhanden im eigenen Garten einen Kompost aus unbehandelten Gemüseresten anlegen. Oder eine pflanzliche Jauche aus Löwenzahn oder Brennnesseln ansetzen.
Das Wichtigste beim Düngen ist laut der Fachleute von UBA und JKI aber: Maß halten! Denn einige Nährstoffe reichern sich im Boden an und zu viel davon ist weder für Pflanzen noch für Boden und Grundwasser gut.