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Interview

Alternativen aus dem Labor : Brotreste statt Palmöl

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Palmöl ist das wichtigste Pflanzenöl der Welt, trotz seiner schlechten Klimabilanz. Können neue Verfahren den umstrittenen Rohstoff zumindest teilweise überflüssig machen?

Fast jedes zweite Produkt in deutschen Supermarktregalen enthält Palmöl. Für seinen Anbau werden riesige Flächen Regenwald gerodet und damit auch die Lebensräume vieler Tiere vernichtet.

Beitragslänge:
29 min
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Der Palmöl-Boom hat seinen Preis: In den tropischen Anbaugebieten zerstören Monokulturen den Regenwald. Die ökologischen und sozialen Auswirkungen sind dramatisch. Aber wie kann das Problem gelöst werden? Dazu gibt es in Deutschland mehrere Forschungsvorhaben.

Eines davon kommt aus Bayern. An der TU München arbeiten Wissenschaftler daran, aus alten Brotresten Hefeöl zu machen. Jedes Jahr fallen über 600.000 Tonnen Brot- und Backwarenreste an. Ein riesiges Potenzial findet auch Thomas Brück. Der Professor leitet am Lehrstuhl für synthetische Biotechnologie an der TU München die Entwicklung des Hefeöls.

ZDFheute: Was zeichnet Ihre Forschung aus und warum ist sie für Sie so wichtig?

Thomas Brück: Wir wollen nicht nur technologische Neuerungen hervorbringen. Wir möchten auch die nachhaltige Transformation von Industrie und Gesellschaft forcieren. Und dazu gehört, sich die gesamte Prozesskette anzuschauen vom Rohstoff bis zum endgültigen Produkt.

Und da haben wir eben gerade mit der Nutzung von Reststoffströmen ein besonderes Auge nicht nur auf die industriell relevanten Kosten, sondern auch die nachhaltige Verfügbarkeit dieser Rohstoffe in der Zukunft.

ZDFheute: Macht sich die Wissenschaft verstärkt auf, Alternativen für das umstrittene Palmöl zu entwickeln?

Brück: Ja, es kommen fast täglich neue Startups dazu, die sich des Themas annehmen. Da geht es nicht nur um Palmöl.

Das ist natürlich das, was in der Presse am relevantesten dargestellt wurde, weil tropischer Regenwald abgeholzt wird und Moore stillgelegt werden. Aber das gleiche gilt auch für großflächige Monokulturen von Raps, Sonnenblumenöl oder Soja. Nachhaltig sind die auch nicht. Vier Tonnen Öl produziere ich mit der Ölpalme pro Hektar. Wenn ich das auf die Sojabohne beziehe, bin ich bei sieben Hektar für vier Tonnen. Gerade bei der Sojabohne habe ich mit der Zerstörung von Umwelt und auch von Tropenwald zu tun.

Die Gier nach Rohstoffen kennt in Peru kaum Grenzen. Regenwald wird gerodet und indigene Völker vertrieben, um Ölpalmen anzupflanzen.

Beitragslänge:
2 min
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ZDFheute: Welche Anreize und Unterstützung wünschten Sie sich als Wissenschaftler?

Brück: Als Anreiz wünsche ich mir, dass die Nachhaltigkeit auch noch mehr in der Gesellschaft verankert wird. Mit entsprechenden legislativen Maßnahmen, zum Beispiel einer Ampel bei allen Produkten, damit Nachhaltigkeit auch in eine Kaufentscheidung mit einfließen kann. Bei der Politik wünschte ich mir mehr stabile Rahmenbedingungen für die Finanzierung von Innovationsträgern, also Startups und kleinen mittelständischen Unternehmen.

Und natürlich wünschte ich mir auch mehr aktive Forschungsprogramme, gerade jetzt in dieser Energie und Wirtschaftskrise, die wir haben.

Wenn wir jetzt Forschung und Entwicklung abwürgen und uns nur auf tagesaktuelle Themen stürzen, wie die Energiekrise, würgen wir den Innovationsmotor Deutschland ab.
Thomas Brück, TU München

ZDFheute: Wie ist Ihre Prognose, wann Alternativen Palmöl im größeren Stil ergänzen oder vielleicht sogar ersetzen könnten?

Brück: Ich gehe mal von sieben bis zehn Jahren aus, unter gewissen Rahmenbedingungen. Dazu gehört, dass wir viel mehr Produktionsstätten haben müssen. Wir müssten auch entsprechende Anlagenkapazitäten zur Skalierung bereitstellen. Im Moment ist es so, dass wir da sehr schlecht aufgestellt sind.

ZDFheute: In welchen Bereichen sehen Sie das Potenzial von Hefeöl, wo kann es zum Einsatz kommen?

Brück: Das größte Potenzial liegt wahrscheinlich in der Ernährung, weil auch da immer noch am meisten Palmöl genutzt wird. Aber hier haben wir das Thema der "Novel Food Verordnung". Das bedeutet meist, dass wir diese Produkte über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren qualifizieren müssen. Das kostet auch Geld.

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