In einer populären italienischen Talkshow äußert sich Papst Franziskus über Weltkrisen, Migranten und Einsamkeit - und berichtet von einem frühen Berufswunsch.
Erstmals ist Papst Franziskus in einer der bekanntesten Talkshows Italiens im TV-Sender Rai aufgetreten. Dabei äußerte er sich sowohl zu politischen Themen wie Krieg, Migration, Umweltzerstörung als auch zu theologischen Fragen von Gut und Böse, Vergebung und Gebet. Und gab auch Einblicke in sein Privatleben.
In der Sendung "Che tempo che fa", zu der das Oberhaupt der katholischen Kirche aus dem Vatikan zugeschaltet war, fragte Moderator Fabio Fazio den Papst, ob er Freunde habe. Er habe "wenige, aber echte Freunde, die ich schon ein Leben lang kenne", antwortete der gebürtige Argentinier.
Papst wohnt im Gästehaus des Vatikan
Er brauche Kommunikation mit anderen. Das sei auch einer der Gründe gewesen, warum er als Franziskus nicht in die päpstliche Wohnung gezogen sei, sondern weiterhin im Gästehaus Santa Marta im Vatikan wohne. Dort könne er mit mehreren Leuten plaudern:
Papst: "Warum Kinder leiden, darauf habe ich keine Antwort"
Gefragt nach den sich derzeit häufenden Krisen kritisierte Franziskus scharf, dass vielfach falsche Prioritäten gesetzt würden. Menschen kämen oft erst an zweiter oder dritter Stelle. Konkret nannte er den anhaltenden Krieg im Jemen.
Auf die Frage von Moderator Fabio Fazio, warum Gott es zulasse, dass Kinder leiden müssten, sagte der Papst: "Dafür habe ich keine Erklärung. Ich habe meinen Glauben, versuche Gott, meinen Vater, zu lieben. Aber warum Kinder leiden, darauf habe ich keine Antwort."
Pontifex: Zuviel Gleichgültigkeit unter Menschen
Als weiteres Übel benannte er anhaltende Gleichgültigkeit. Viele sähen Not und Ungerechtigkeit zwar über die Medien, ließen dies und die betroffenen Menschen aber nicht an sich heran.
Viele wollten keinen Kontakt mit dem Leid, wie es etwa Ärzte und Pflegekräfte in der Pandemie gemacht hätten:
Franziskus: Jeder hat Recht auf Vergebung
Auf die Frage, ob es Menschen gebe, die keine Vergebung verdienen, sagte Franziskus: Gott habe die Menschen gut und frei geschaffen. In dieser Freiheit entschieden sie sich für Gut oder Böse.
"Wir sind Herren unserer Entscheidungen", so der Papst weiter, mit allen Konsequenzen. Allerdings hätten "Menschen ein Recht darauf, dass ihnen vergeben wird - wenn sie denn bereuen und ehrlich um Vergebung bitten".
Papst: Üble Nachrede spaltet Gemeinschaft
Papst Franziskus hält zudem Tratsch und Mobbing für große Gefahren unserer Gesellschaft. Der 85-Jährige verurteilte die Aggressivität unserer Zeit, etwa bei Kindern. "Ich denke an die Schulen, an Mobbing", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Manchmal gehe die Aggressivität von kleinen Dingen aus, etwa von Tratschereien, die der Argentinier schon seit jeher scharf verurteilt. Üble Nachrede könne Familien und Gemeinschaften spalten:
Papst wollte als Kind Metzger werden
In der Sendung gab es auch heitere Momente: Auf die Frage nach seinem Besuch in einem Plattenladen in Rom sagte Franziskus, er möge klassische Musik ebenso sehr wie Tango-Nummern. Jemand, "der keinen Tango tanzt, ist nicht aus Buenos Aires".
Der Argentinier berichtete zudem, dass er als Kind Metzger werden wollte. Er erinnerte sich an die Kindheit, als er mit seiner Mutter und seiner Großmutter einkaufen ging. "Und da habe ich einen Metzger gesehen, der in seine Tasche das Geld steckte. Da habe ich gedacht, dass ich auch Metzger werden will - wegen des Geldes", erzählte der Pontifex und musste lächeln.
- Papst Franziskus
Papst Franziskus ist seit mehr als zehn Jahren im Amt. Der Argentinier folgte auf den Deutschen Benedikt XVI.. Franziskus' Augenmerk gilt armen Menschen. New...