Der Papst verschiebt seine Afrika-Reise aus gesundheitlichen Gründen. Und scheinbar arbeitet er an seinem Vermächtnis. Tritt Franziskus ab? Was dafür spricht - und dagegen.
Auf Anraten der Ärzte, und um die Resultate der noch laufenden Kniebehandlungen nicht zunichtezumachen, sagt der Papst seine Reise in den Kongo und den Südsudan ab. Dies teilte der Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, am Freitagnachmittag mit. Die Vorbereitungen für die Reise liefen in den beiden Ländern bereits auf Hochtouren.
Die Absage der Reise nährt die seit mehreren Tagen in Rom brodelnde Gerüchteküche über einen geplanten Rücktritt des Papstes. Schon Vorgänger Benedikt XVI. war 2013 in einer revolutionären Entscheidung zurückgetreten. Er lebt weiterhin - hochbetagt - innerhalb der Vatikanmauern. Zwei emeritierte Päpste im Vatikan - das wäre sehr schwer vorstellbar.
Wie geht es dem Papst?
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der 85-jährige Franziskus gesundheitlich angeschlagen ist. Sein rechtes Knie schmerzt. So sehr, dass er die meisten Termine im Rollstuhl absolviert. Aus dem "launenhaften Knie", wie er es scherzhaft nannte, scheint ein Dauerzustand geworden zu sein. Zudem musste er sich im vergangenen Jahr einer Darm-OP unterziehen und trägt seitdem einen künstlichen Darmausgang.
- Papst: "Gläschen Tequila für launisches Knie"
Der Papst wünscht sich ein bisschen Tequila gegen sein "launisches Knie". Am Rande einer Audienz witzelt Franziskus mit einer Gruppe mexikanischer Priester - das Video geht viral.
Die Spekulationen über einen möglichen Rücktritt werden aber vor allem durch andere Themen genährt. So etwa durch den Zeitpunkt für das Konsistorium zur Ernennung von 21 neuen Kardinälen. Von den 21 Kardinälen sind 16 jünger als 80 - und damit stimmberechtigt bei der nächsten Papstwahl. Wider Erwarten soll das Konsistorium nicht am Hochfest Peter und Paul, dem klassischen Datum 29. Juni, sondern Ende August stattfinden.
Welche Spekulationen löst der angekündigte Besuch nach L'Aquila aus?
Ergänzt werden die Spekulationen durch einen geplanten Besuch in L'Aquila am 28. August, am Tag nach dem Konsistorium. Dort nimmt er an der traditionsreichen Ablass-Wallfahrt der "Perdonanza Celestiniana" teil. Die jährlich Ende August stattfindende Pilgerfahrt geht auf Coelestin V. zurück. Der wiederum war der erste Papst, der freiwillig zurücktrat.
Papst Franziskus bete für Frieden in der Ukraine. Doch Aggressor Putin hat er bisher nicht verurteilt und wurde dafür kritisiert. Jetzt ist sein Außenminister auf diplomatischer Mission ins ukrainische Butscha gereist.
Auch Benedikt XVI. soll - so heißt es - schon 2009 in L'Aquila seinen Amtsverzicht beschlossen haben. Er reiste nach dem schweren Erdbeben dorthin, besuchte das Grab von Coelestin V. und legte dort sein Pallium ab, eine Art Stola.
Ist die Kurienreform das "Testament des Heiligen Vaters"?
Dann wäre da noch die abgeschlossene Kurienreform als Spekulationsobjekt. Überraschend veröffentlichte Franziskus am 19. März die zu Beginn seiner Amtszeit angekündigte Kurien-Reform. Die seit Pfingsten in Kraft gesetzte Reform "Praedicate Evangelium" kann durchaus als ein "Testament des Heiligen Vaters" angesehen werden.
Kernelement der Reform ist, dass Laien, Frauen und Männer, hohe Ämter in der Kurie übernehmen können und sie insgesamt mehr im Dienst der Ortskirchen tätig werden sollen. Das spielt vor allem bei der Weltsynode eine große Rolle. Diese ist dem Papst ungemein wichtig. Und läuft noch wenigstens bis Ende 2023.
Die Welt dürfe sich nicht an den Krieg in der Ukraine gewöhnen – so Papst Franziskus in seiner Osterbotschaft. Die Ostermesse fand erstmals wieder auf dem Petersplatz statt.
Bis heute liegen keine Übersetzungen des Dokuments vor. Und das Ganze muss auch noch in eine neue offizielle Kurienordnung und in allen Behörden in eigene Statuten überführt werden. Hat er es eilig? Will Franziskus einen Abschluss finden? Um sein Werk zu erläutern, hat er nach dem Konsistorium die Kardinäle aus allen Teilen der Weltkirche zwei Tage nach Rom eingeladen. Auf solcher Basis spekulieren nun einige Vatikanjournalisten, dass auch Franziskus einen Rücktritt planen könnte.
Was sagen Vertraute des Papstes zu den Gerüchten?
Einer der engeren Vertrauten von Papst Franziskus, der honduranische Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga erteilte den Gerüchten eine klare Absage. Das sei wie eine "billige Telenovela" zitiert die Tageszeitung "La Vanguardia" den Erzbischof.
Die Gerüchte basierten aus falschen Informationen aus Ländern wie den USA, wo es eine starke Opposition gegen Franziskus gäbe, sagte Rodriguez Maradiaga.
Was ist mit den anderen Terminen des Papstes?
Mit Blick auf ein mögliches Sommerloch werden die Spekulationen durch die jetzt verschobene Afrikareise sicherlich nicht abreißen. Zumal offen ist, ob die geplanten apostolischen Reisen nach Kanada Ende Juli und nach Kasachstan im September stattfinden, oder ebenfalls verschoben werden.
- Papst Franziskus
Papst Franziskus ist der Nachfolger des deutschen Papstes Benedikt XVI. und stammt aus Argentinien. Sein besonderes Augenmerk gilt armen Menschen. Alle News ...
Wie geplant empfing Papst Franziskus heute die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Vatikan um sich mit ihr über den Krieg in der Ukraine, dessen humanitäre Folgen und die weltweite Ernährungssicherheit auszutauschen.
Mitte der Woche konnten sich vier deutsche Ministranten aus dem Bistum Eichstätt über einen gut aufgelegten Heiligen Vater freuen. Sie durften Papst Franziskus nach Informationen des Bistums bei seiner Fahrt mit dem Papamobil über den Petersplatz begleiten. Für Überraschungen ist Papst Franziskus bekannt.