Seit Monaten fahnden die Behörden in Paraguay nach zwei deutschen Mädchen - Corona-Impfgegner könnten sie entführt haben. Eine Mutter fleht jetzt in einer Pressekonferenz um Hilfe.
Ermittlungen in Deutschland, stockende Suche in Paraguay: Mit einem verzweifelten Hilferuf zur Fahndung nach ihrer bereits seit Monaten vermissten Tochter hat sich eine deutsche Mutter in Paraguay an die Öffentlichkeit gewandt.
"Bitte haben Sie ein Herz für unsere Mädchen"
Die zehnjährige Clara und ein anderes verschwundenes Mädchen aus Deutschland werden in einer Siedlung von Impfgegnern in dem südamerikanischen Land vermutet.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern der paraguayischen Behörden bat Anne Maja Reiniger-Egler die Bevölkerung um Mitwirkung bei der Fahndung nach ihrer Tochter Clara. "Bitte haben Sie ein Herz für unsere Mädchen und helfen Sie uns bei unserer Suche", sagte Reiniger-Egler mit vor Schmerz gebrochener Stimme.
Deutsche Mädchen seit fünf Monaten gesucht
Clara war im November mit ihrem Vater Andreas Rainer Egler, einem mutmaßlichen Gegner der Corona-Impfungen, nach Paraguay eingereist. Beide wurden dabei von Eglers neuer Ehefrau Anna Maria Egler und deren elfjähriger Tochter Lara Valentina begleitet.
Die Erwachsenen hatten die Mädchen laut paraguayischer Staatsanwaltschaft ohne Zustimmung des jeweils anderen anderen Elternteils in das Land mitgenommen.
Die Mädchen wurden nach Angaben der paraguayischen Behörden zuletzt am 19. Januar gesehen. Es besteht der Verdacht, dass sie in einer Siedlung deutscher Impfgegner versteckt gehalten werden.
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Paraguay hat sich während der Corona-Pandemie zu einem Zielort für Deutsche entwickelt, welche die Corona-Auflagen in ihrem Heimatland strikt ablehnen.
Emotionaler Appell an die mutmaßlichen Kidnapper
Reiniger-Egler hielt während der Pressekonferenz in der Hauptstadt Asunción eine Porträtaufnahme ihrer Tochter hoch. Sie richtete auch einen direkten Appell an den Vater. Er solle "diesem Alptraum ein Ende setzen" und Kontakt mit ihr aufnehmen, sagte sie.
Die Mutter versprach, nicht rechtlich gegen ihren ehemaligen Partner vorzugehen, wenn sie nur mit ihrer Tochter wieder vereint werden könne.
Nach eigenen Angaben hält sich Reiniger-Egler bereits seit Wochen in Paraguay auf. Am Rande der Pressekonferenz sagte sie, sie sehe den Appell an die Öffentlichkeit als "die letzte Chance", die beiden Mädchen wiederzufinden.
Behörden ermitteln wegen Sorgerechtsverstoß und Entführung
Laut dem Anwalt der Mutter hatten die Auswanderer eine Siedlung deutscher Corona-Impfgegner zum Ziel. Die deutsche Justiz suche das Ehepaar Egler wegen Verstoßes gegen das Sorgerecht sowie Entführung, sagte Stephan Schultheiss.
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Die paraguayischen Behörden prangerten "Geheimhaltung und geringe Kooperation in den deutschen Gemeinden in den Gebieten an, in denen die Mädchen gesehen wurden".
Staatsanwältin Carina Sánchez räumte ein, dass die bisherige fünfmonatige Suche nach den Mädchen "ohne größere Fortschritte" verlaufen sei.
Behörden wollen Suche verstärken
Die Behörden sicherten zu, die Suche nach den deutschen Mädchen zu verstärken.
Vallejos kündigte an, dass mit der Verbreitung von Porträtbildern nach den Mädchen und dem Ehepaar gesucht werden solle.
Die Behörden riefen insbesondere die Bevölkerung in den Verwaltungsbezirken Paraguarí, Guairá, Itapúa, Caazapá und Alto Paraná im Süden des Landes auf, Hinweise auf den Verbleib der Mädchen zu geben. Dabei sicherten sie den Hinweisgebern Anonymität zu.