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Ausgerottet für den feinen Duft : Parfümindustrie gefährdet seltene Pflanzen

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Jährlich setzt die Parfümindustrie rund 47 Milliarden Euro um. Viele Konsumenten ahnen nicht, dass für hochwertige Parfüms auch gefährdete Pflanzenarten verwendet werden.

Adlerholz aus Südostasien: Duftstoff für die Parfümindustrie. Auf dem Schwarzmarkt bringt es 30.000 Euro pro Kilogramm. Doch der wahre Preis ist noch höher: durch Raubbau an der Natur.

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Im Nationalpark Phong Nha Ke Bang in Vietnam durchstreifen Ranger die Wälder. Sie sind auf der Suche nach Pflanzenräubern, die illegal Adlerholzbäume schlagen. Das süßlich duftende Harz der Bäume ist auf dem internationalen Parfümmarkt begehrt. Ein Kilo des Holzes kostet auf dem Schwarzmarkt zwischen 30.000 und 100.000 Euro.

Adlerholz, auch Oud oder auch Agarwood genannt, steht auf der CITES-Liste der gefährdeten Arten und ist inzwischen vom Aussterben bedroht. Pham Ván Tán, Leiter der Forest Ranger, ist nicht ohne Grund besorgt:

Die Profite sind enorm und deshalb gehen die Dufträuber jedes Risiko ein, um an Adlerholz aus der Wildnis zu gelangen.
Pham Ván Tán, Leiter der Forest Ranger

Adlerholz darf legal nur mit einem Zertifikat exportiert werden. Zwar gibt es Adlerholz aus Plantagen, doch das ist meist von minderer Qualität.

Korruption statt Nachhaltigkeit

Anders als in der Mode- oder Lebensmittelindustrie spielt Nachhaltigkeit bei der Herstellung von Düften noch keine große Rolle. Die großen Parfümhäuser wie Chanel, Dior oder Guerlain machen die Duftstofflieferanten für die legale Herkunft ihrer Rohstoffe verantwortlich; die Lieferanten wiederum verlassen sich auf die Zertifikate ihrer Zulieferer vor Ort.

Doch in vielen Ländern herrscht Korruption, Zertifikate lassen sich zudem leicht fälschen. Konsumenten haben keine Möglichkeit zu kontrollieren, ob ihr Parfüm nachhaltig produziert wurde. Die großen Verlierer dieser Kette: die gefährdeten Pflanzen.

Pflanzen werden laut Expertin zu wenig geschützt

Sogar für Umweltschutzorganisationen ist es schwierig, gute Schutzprogramme für einzelne Pflanzen aufzubauen. Anastasiya Timoshyna, Expertin für nachhaltigen Handel der Umweltschutzorganisation TRAFFIC beklagt daher:

Tiere genießen im Umweltschutz oft einen höheren Schutz als Pflanzen.
Nachhaltigkeitsexpertin Anastasiya Timoshyna

"Dieses Phänomen bezeichnen wir als Pflanzenblindheit", erklärt Timoshyna. "Wir wissen einfach zu wenig über bedrohte Pflanzen." Es gebe ungefähr 26.000 verschiedene Pflanzenarten, die in der Aromatherapie und in der Parfümindustrie genutzt werden. "Viele dieser Pflanzen sind gefährdet", sagt die Nachhaltigkeitsexpertin.

Düfte wirken direkt auf die Psyche. Durch ausgeklügelte Gerüche können wir stimuliert oder gar manipuliert werden.

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Duftersatz aus der Chemie?

Die Parfümeurin Delphine Thierry lebt in der südfranzösischen Stadt Grasse, dem Zentrum der europäischen Parfümindustrie. Früher arbeitete sie für einen renommierten Dufthersteller und verwendete dort Adlerholz, Vetiver und andere Rohstoffe gefährdeter Pflanzen.

Seit ein paar Jahren ist sie unabhängige Parfümeurin und vertritt eine komplett andere Philosophie: "Heute vermeide ich es, Rohstoffe zu verwenden, die auf der CITES-Liste der gefährdeten Arten stehen."

Wir Parfümeure sollten unbedingt Zugang zu den Informationen bekommen, woher unsere Rohstoffe kommen, damit wir das an die Käufer weitergeben können.
Parfümeurin Delphine Thierry

Im Innovationszentrum von Givaudan, dem weltgrößten Duftstoffhersteller mit Sitz in der Schweiz, stellt die Chemikerin Corinne Baumgartner künstliche Riechstoffe her. Maiglöckchen, Wildrose und Lavendel sind kein Problem für Chemiker.

NANO vom 20. Mai: Wir laufen Gefahr, eine Million Tier- und Pflanzenarten zu verlieren. Das Artensterben schreitet voran, die Lage ist dramatisch. Wissenschaftler schlagen Alarm.

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Komplizierte Düfte können nicht immer künstlich hergestellt werden

Doch ausgerechnet einige der gefährdeten Pflanzen wie Vetiver oder Adlerholz lassen sich nicht künstlich herstellen, kommentiert Baumgärtner die Bedenken vieler Naturschützer: "Wenn wir den Duft von Vetiver analysieren, dann finden wir eine riesige Menge an Duftkomponenten, die da zusammenkommen."

Und sehr oft sind es die Moleküle, die nur in sehr geringen Mengen vorkommen, die eine große Wirkung haben und diese Moleküle sind es, die es uns so schwer machen, sie 1:1 zu ersetzen.
Chemikerin Corinne Baumgärtner

So arbeiten die Dufthersteller weiter daran, die Düfte von gefährdeten Pflanzen im Labor nachzubauen. Nicht nur für die Branche ein wichtiger Beitrag für den Artenschutz.

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