Kühlsystem mit Ökostrom:Die unterirdische Klimaanlage von Paris
01.08.2022 | 12:54
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Mit Ökostrom abgekühltes Seine-Wasser: Paris kühlt den Louvre und viele weitere Orte mit einem weit verzweigten unterirdischen Kühlsystem.
Das wenig bekannte Netzwerk der "urbanen Kühlung" schlängelt sich unbemerkt in einer Tiefe von bis zu 30 Metern unter den Füßen der Pariserinnen und Pariser entlang. Es pumpt eiskaltes Wasser durch ein Labyrinth von insgesamt 89 Kilometer langen Rohren und kühlt die Luft an mehr als 700 Orten.
Erneuerbare liefern Strom für Kühlanlagen
Die Stadt will die Größe des Netzwerks bis zum Jahr 2042 auf 252 Kilometer fast verdreifachen. Das System, das mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird, ist das größte dieser Art in Europa.
Mit der Erweiterung wäre es die größte urbane Kühlungsanlage der Welt. Das neue Vorhaben soll der Stadt sowohl bei der Anpassung an die Erderwärmung als auch bei der Bekämpfung von deren Folgen helfen.
Paris will das Kühlnetzwerk in den kommenden 20 Jahren auf Krankenhäuser, Schulen und Metro-Stationen erweitern. In welchem Umfang es zu den Olympischen Spielen in der französischen Hauptstadt im Jahr 2024 in Betrieb sein wird, ist noch unklar, aber womöglich wird es an mehreren olympischen Stätten zum Einsatz kommen.
System kühlt die Temperatur in Paris um ein Grad
Betrieben wird die Anlage von dem Joint-Venture Fraicheur de Paris, das zu 85 Prozent dem staatlichen Stromerzeuger EDF und zu 15 Prozent dem ebenfalls staatlichen Nahverkehrsbetreiber RATP gehört.
Das System könne in ganz Paris die Temperatur um ein Grad mehr senken, als wenn alle Gebäude mit eigenen Klimaanlagen versehen würden, sagt Maggie Schelfhaut von Fraicheur de Paris.
Wasser wird auf vier Grad abgekühlt
Drei der insgesamt zehn Hightech-Kühlanlagen liegen an der Seine und sind über einklappbare Wendeltreppen zugänglich. Das Wasser wird maschinell abgeschöpft und in Kühlbehälter gepumpt. Anschließend wird es mit Hilfe erneuerbarer Energie auf vier Grad heruntergekühlt.
Die dabei als Nebenprodukt entstehende Wärme wird zurück in den Fluss geleitet, der sie absorbiert. Das kalte Wasser wird dann durch die Rohre des Netzwerks an die 730 Pariser Kunden gepumpt.
Die Kühlanlagen der Stadt werden mit erneuerbaren Energiequellen wie Windturbinen und Solarpanelen betrieben. Angesichts des Risikos, dass Russland Gaslieferungen nach Europa weiter drosseln könnte, ist den französischen Behörden diese Unabhängigkeit besonders wichtig.
Louvre profitiert seit 90ern von Kühlsystem
Die Rohrleitungen kühlen derzeit einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Paris herunter, darunter das Musée du quai Branly und den Louvre. Das meistbesuchte Museum der Welt profitiert bereits seit den 1990er Jahren von dem Netzwerk.
Der Louvre sei für die korrekte Konservierung seiner Kunstwerke und zur Kontrolle der Luftfeuchtigkeit auf eiskaltes Wasser angewiesen, erklärt Laurent Le Guedart von der Museumsleitung. Der ehemalige Palast mit seinen 550.000 Kunstwerken nutzt keine Klimaanlage.
Quelle: von Thomas Adamson und Nico Garriga, AP
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