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Tödliche Gefahr Herzinfarkt : Wenn Symptome bei Frauen unterschätzt werden

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Der Tod ihrer Mutter veränderte Petronela Sandulaches Leben. Sie kämpft nun dafür, dass Frauen eine größere Chance haben, Herzinfarkte zu überleben.

Selbst scheinbar geschlechtsneutrale Bereiche unserer Gesellschaft sind von der männlichen Perspektive geprägt, machen das Leben für Frauen mühsamer oder gar gefährlich. Geht das nicht besser?

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"Ihre Mutter liegt im Sterben" - diesen Anruf bekam Petronela Sandulache 2018 auf einer Reise in Rom. Als sie sich von ihrem ersten Schock erholt hatte, begann sie zu recherchieren. Und erkannte, dass ihre Mutter nicht einfach nur Pech gehabt hatte. "Wenn Frauen einen Herzinfarkt haben, ist ihr Risiko für eine Fehldiagnose gemäß Studien siebenmal höher als das von Männern", erzählt die Züricherin.

Jeder kennt die typischen Symptome bei Männern: ein Ziehen oder Stechen, starke Schmerzen im linken Arm oder in der Brust. Der Infarkt bei Frauen läuft meist ganz anders ab: mit Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Rückenschmerzen oder einfach nur einer unerklärlichen Müdigkeit. So wie bei Petronela Sandulaches Mutter Fio.

Auch bei Medikamenten wird nicht differenziert

"Es ist schon in der Tendenz so, dass man bei einer Frau sagt: "Ja, ja, die hat jetzt ein bisschen Übelkeit. Und wird schon nichts sein. Vielleicht sind das Menstruationsbeschwerden. Das kann schon ein Risiko sein, ja", sagt Fabienne Schwitz. Sie ist Kardiologin am Universitätsspital Bern in der Schweiz. Das führt dazu, dass es oft nicht nur die Patientinnen sind, die ihre Beschwerden fehlinterpretieren, sondern auch zahlreiche Ärzt*innen.

Fehldiagnosen sind das eine Problem. Hinzu kommt: "Auch die Medikamente, die wir verordnen, die Dosen, sind für einen Patienten mit 80 Kilogramm gedacht, aber nicht für eine Frau, die vielleicht jetzt 50 Kilogramm hat. Also es gibt auch da noch Lücken, was man verbessern könnte", so Fabienne Schwitz. Frauen sind eben nicht einfach nur etwas kleinere Männer. Die Kardiologin Fabienne Schwitz erlebt immer wieder, dass die Medizin das ignoriert.

App für Herzgesundheit

So wie auch bei der Mutter von Petronelle Sandulache: Viel zu spät wird sie gezielt auf einen Infarkt hin therapiert und stirbt. Ihre Tochter setzt sich seidem dafür ein, dass andere Frauen nicht das gleiche Schicksal erleiden - sie will die medizinische Lücke schließen.

Sie nutzt ihre Kontakte in die IT- und Start-up-Szene, gründet eine Firma und arbeitet seither mit einem Team von Fachleuten aus der Gendermedizin und Programmierer*innen an einer App, die die Herzgesundheit von Frauen verbessern soll: "Das Anliegen von CorDiFio ist es, bei Frauen, Männern und Ärzt*innen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sich Herz-Kreislauferkrankungen bei Frauen anders manifestieren. Vor allem aber wollen wir den Frauen beibringen, auf ihren Körper zu hören und sich selbst zu schützen. Damit ihre Beschwerden im Ernstfall auch ernst genommen werden."

Krank ist nicht gleich krank - das Geschlecht macht einen Unterschied. Das entdeckt die Medizin immer mehr.

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Warnsignale frühzeitig erkennen

Ihre App soll mehrere Funktionen erfüllen: Zunächst einmal sollen Frauen überhaupt ein Bewusstsein entwickeln, dass das, was sie für die übliche Erschöpfung zwischen Familie und Job halten, auch ein Warnsignal für Herzprobleme sein könnte.

Möglichst detailliert sollen Frauen in der App ihren aktuellen gesundheitlichen Zustand dokumentieren, Gewicht, Puls, Blutdruck, Schlafgewohnheiten, Stimmungsschwankungen und Ähnliches.

Andere Symptome, anderes Risiko, andere Medikation: Der kleine Unterschied kann in der Medizin ein großer sein.

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Auch Männer können profitieren

Zusätzlich kann man Vorerkrankungen erfassen, eigene und die der Familie - denn viele Herzprobleme treten in Familien gehäuft auf. Mit dieser ausführlichen Anamnese haben die Frauen dann etwas in der Hand; wenn sie mit akuten Beschwerden zum Arzt gehen.

Die schlechte medizinische Datenlage erschwere die medizinische Prävention für Frauen beispielsweise auch bei Diabetes-2 und führt zu Stereotypen: Autismus gilt als Männerkrankheit, Osteoporose und Autoimmunerkrankungen als Frauenleiden. Auch Männer können deswegen von einer gendersensiblen Medizin profitieren.

Bei der Patientin wird der Gefäßstatus und somit das biologische Alter der Adern gemessen

Professorin in Bielefeld - Wie Medizin geschlechtersensibler wird 

Herzinfarkte werden bei Frauen schlecht erkannt, Depressionen bei Männern. Damit sich das ändert, werden Medizinstudierende an der Universität Bielefeld jetzt anders ausgebildet.

von Dorthe Ferber
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