Städte von morgen sollen zu Energieproduzenten werden. Landwirtschaft und ökologische Industrie in die Metropolen von morgen einziehen. Alles nur Utopie oder bald Wirklichkeit?
Wohnraum, Arbeitsplätze, Freizeitangebote: Das hat jede Stadt. Energie direkt erzeugen, Gemüse vom Dach und sogar aktiv CO2 aus der Luft holen? Das können nur die Städte der Zukunft.
Architektur- und Stadtplanung stehen vor großen Herausforderungen. Baustoffe sollen künftig aus der Umgebung kommen. Am besten nur noch aus nachwachsenden Rohstoffen. Noch besser: so wenig neu bauen wie nur möglich. Lieber bestehende Substanz weiter nutzen. Denn nur so erreicht man die Klimaziele, weiß Architekt Arno Brandlhuber vom Architekturbüro b+.
Noch einen Schritt weiter geht Vicente Guallart. Der Architekt aus Barcelona möchte die Landwirtschaft selbst in die Großstädte holen. Gemüse soll flächendeckend dort erzeugt werden, wo es auch gegessen wird: in der Stadt. Für Xiong'An, ein riesiges Neubaugebiet bei Peking, plant Guallart derzeit eine Stadt, die CO2 absorbiert anstatt es auszustoßen:
Guallarts bevorzugter Baustoff ist Holz. Vicente Guallart ist auch Leiter des Valldaura Labs, einer experimentierfreudigen Abteilung für angewandte Architektur der katalanischen Universität. In den Hügeln über Barcelona werden neue Konzepte zur Verbindung von Natur und Urbanität erprobt. Das wichtigste dafür ist ein Verständnis von Nachhaltigkeit und Kreisläufen, wie sie die Natur vorschreibt.
Energie hausgemacht - Import war gestern
Wirtschaftlich effizient und trotzdem klimagerecht? Darauf setzt man in Esslingen am Neckar: Durch Photovoltaik gewonnener Ökostrom dient dort der Wasserstoffspaltung. Dieser "grüne Wasserstoff", und das ist bisher einmalig auf der Welt, wird in Wohnquartieren erzeugt. Damit könnte auf lange Sicht Unabhängigkeit von importierten Energieträgern erreicht werden.
In Esslingen steht der Elektrolyseur, das ist das Gerät, in dem der Wasserstoff gespalten wird, direkt neben der Tiefgarage in der Neuen Weststadt. Der Wasserstoff geht an Lasttransporte und die Industrie. Die Häuser der Weststadt aber speisen aus dem Kühlwasser des Elektrolyseurs den Bedarf an Heizung und Warmwasser. So könnte künftig in Wohngebieten erzeugte Energie eine emissionsfreie Mobilität und Industrie für die Stadt ermöglichen.
In Esslingen am Neckar wurde 2021 das nahezu klimaneutrale Stadtquartier "Neue Weststadt" eröffnet.
Laborstädte - der Weg in die Zukunft
Wie sich die Städte von morgen entwickeln, ist auch für Konzerne ein wichtiges Thema. Einige große Firmen bauen sogar eigene Städte, die als Laborstädte fungieren.
Hier ist Japan ganz vorne mit dabei: Für den Mobilitätsgiganten Toyota entsteht direkt am Mount Fuji "Woven City", eine "gewebte" Stadt, in der Verkehrsebenen getrennt werden und sich überlagern. Gebaut mit viel mit Holz. 2.000 Menschen sollen in diesem "lebendigen Labor" leben. Animationen zumindest zeigen ein idyllisches Miteinander mit viel Grün, in dem Bewegungen der Bewohner aber gemessen werden.
Wie sieht die Zukunft der Städte aus? Architekt*innen und Stadtplaner*innen wollen mit ganz neuen Konzepten das Klima retten und fordern ein radikales Umdenken der Branche.
Feldforschung in "Smart City"
Ähnlich verhält es sich auch in den Städten von Panasonic. Der japanische Elektro-Konzern hat bereits seine dritte nachhaltige Smart City eingeweiht. Städte wie diese erlauben es der Firma, über Produktentscheidungen Feldforschung zu treiben, direkt bei den Verbrauchern.
James Kuffner, CEO der Woven Planet Holdings, ist optimistisch:
So helfen digitale Zwillingsschwestern und -brüder bei der Planung der Städte von morgen.
Wohnraum, Arbeitsplätze, Freizeitangebote: Das hat jede Stadt. Energie direkt erzeugen, Gemüse vom Dach und sogar aktiv CO2 aus der Luft holen? Das können nur die Städte der Zukunft.