Das Forschungsschiff "Polarstern" ist wieder zurück in Bremerhaven. Im Gepäck hat es jede Menge Daten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf das Südpolarmeer.
Nach langer Zeit auf See endlich die deutsche Nordseeküste in Sicht - im Hafen dann großer Jubel von Kollegen und Angehörigen. So erlebten die Crew und die Wissenschaftler an Bord der "Polarstern" den gestrigen Tag, als das Forschungsschiff von seiner Antarktis-Expedition zurückkehrte und in den Hafen von Bremerhaven einlief.
Hinter der Schiffsbesatzung lag eine anstrengende Expedition in eisiger antarktischer Kälte. Polarstern-Fahrtleiter Dr. Hartmut Hellmer berichtet im Interview mit ZDFheute über die Lage in der Antarktis, eine Expedition unter Corona-Bedingungen und der Sichtbarkeit des Klimawandels im ewigen Eis.
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ZDFheute: Sie waren jetzt mehrere Monate auf der "Polarstern" unterwegs. Wie geht es der Antarktis?
Dr. Hartmut Hellmer: Also, das ist natürlich schwer zu beurteilen, wie es der Antarktis geht. Was wir erlebt haben, war schlechtes Wetter. Das war für uns etwas, das wir noch nie so erlebt hatten. Ob das nun schon eine Folge des Klimawandels ist, oder einfach nur ganz normale Veränderungen, oder Wetter eben, das wird sich herausstellen.
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ZDFheute: Hat Sie das schlechte Wetter sehr stark behindert?
Hellmer: Dieses schlechte Wetter, was auf der einen Seite uns behindert hat, weil wir eben Forschungstage verloren haben, hat aber auch dazu geführt, dass das Meereis, das da sonst liegt, in die weitere westliche Ecke geschoben wurde. Somit konnten wir ohne große Mühe operieren. Wir sind von einer Station zur anderen mit 10 Knoten gefahren, wo wir normalerweise nur mit 5 Knoten hätten langfahren können. Dadurch konnten wir, obwohl unsere Expedition durch Corona eingeschränkt war, sehr viel wieder wett machen.
ZDFheute: Wie hat Corona die Crew beeinflusst?
Hellmer: Wir mussten zwei Wochen lang in einem Hotel in Bremerhaven in Quarantäne, und sind dann ohne Zwischenstopp von Hamburg in die Antarktis geflogen. Das hat die Crew unglaublich zusammengeschweißt – der Zusammenhalt war wirklich einmalig.
ZDFheute: Wie viel Klimawandel haben Sie gesehen?
Hellmer: Also der Klimawandel war für uns noch nicht richtig sichtbar. Wandel heißt ja Trend - dass irgendein System in einen anderen Zustand hineinläuft. Was wir aber gesehen haben, sind große zeitliche Veränderungen der Wassertemperatur. Man hat in einem Jahr einen kalten Zustand, und zwei Jahre später einen warmen Zustand.
Und diese Unterschiede zwischen warm und kalt erhöhen sich. Was man von Modelluntersuchungen weiß, ist, dass irgendwann der Sprung von einem kalten in ein warmes System passieren kann. Das kann dann zur Folge haben, dass mehr Eis schmilzt und der Meeresspiegel weiter steigt.
ZDFheute: Wie war die Gegend, die Sie dort erforscht haben?
Hellmer: Die Gegend, die wir erforscht haben, ist seit Jahrzehnten der Forschungsgegenstand des Alfred-Wegener-Instituts. In dieser Gegend werden Wassermassen gebildet, die die unteren Schichten des Weltozeans mit neuem Wasser versorgen. Dieses Wasser ist sauerstoffreich, aber es kann eben auch den menschengemachten Kohlenstoff mittransportieren. Das Gebiet ist auch sensitiv für Klimaschwankungen, die immer mehr zunehmen.
ZDFheute: Stichwort Klimawandel: Welche Auswirkungen hat dieser auf die Tiere vor Ort? Konnten Sie Tiere in deren Lebensraum beobachten?
Hellmer: Von den Säugetieren haben wir erstaunlich wenige gesehen. Vor drei Jahren hatten wir noch ständig Wale und Robben um uns herum. Bei den Robben haben wir auch hauptsächlich Jugendliche gesehen, die Erwachsenen mussten wir dieses Jahr suchen. Wir haben auch sehr wenig Finnwale und Zwergwale gesehen.
Als ein riesiger Eisberg im Februar in der Arktis vom Eisschild abbricht, ist die "Polarstern" vor Ort. Im Spalt zwischen Selfeiskante und Eisberg machen die Forscher beeindruckende wissenschaftliche Entdeckungen.
Besonders für uns waren aber die Tiere auf dem Meeresboden. Wir hatten einen neuen Kameraschlitten dabei, mit dessen Hilfe wir neue Kleinstlebewesen auf dem Meeresboden entdeckt haben.
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ZDFheute: Was bedeuten die Auswirkungen des Klimawandels in der Antarktis für uns hier in Europa?
Hellmer: Der Hauptgrund, warum wir uns um die Antarktis kümmern, ist ihr Potenzial für die Erhöhung des Meeresspiegels. Man geht zwar nicht davon aus, dass die gesamte Antarktis abschmelzen wird, denn dann hätten wir eine Meeresspiegel-Erhöhung von mehr als 50 Metern. Aber selbst wenn nur Teile wie die Westantarktis abschmelzen würden, hätten wir eine Erhöhung von mehr als drei Metern.
Und das sind schon Erhöhungen, die auch uns vor große Herausforderungen stellen würden, wenn man überlegt, dass unsere Hafenstädte alle auf Meereshöhe liegen. Da müssten schon erhebliche Veränderungen stattfinden, und dabei denke ich noch nicht mal an all die anderen Länder, die auch auf Meereshöhe liegen und noch wesentlich dichter bevölkert sind als wir hier in Deutschland.
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