Iran: Weiter Proteste trotz Drohungen der Revolutionsgarden

    Revolutionsgarden fordern Ende:Weiter Proteste im Iran - trotz Drohungen

    30.10.2022 | 14:56
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    Trotz Drohungen der Revolutionsgarden gehen die Proteste im Iran weiter. Auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern zeigten Menschen ihre Solidarität.

    Proteste im Iran am 27.10.2022
    Trotz Drohung der Revolutionsgarden gehen im Iran weiter Menschen auf die Straße. (Archivbild)
    Quelle: AP

    Im Iran sind die Proteste trotz einer massiven Drohung der Revolutionsgarden in vielen Städten in eine neue Runde gegangen. Dabei setzen die Sicherheitskräfte am Wochenende nach Berichten von Augenzeugen wieder Gewalt ein. In Deutschland und anderen europäischen Ländern gingen wieder viele Menschen aus Solidarität mit den Demonstranten im Iran auf die Straße.
    Die Proteste gegen die autoritäre Führung des islamischen Landes dauern inzwischen schon mehr als sechs Wochen.

    Salami: "Demonstranten sollten Geduld des Systems nicht überstrapazieren"

    Am Samstag hatte der Kommandeur der einflussreichen Revolutionsgarden (IRGC), Hussein Salami, in einer Rede ein Ende der Demonstrationen verlangt. "Die Demonstranten sollten die Geduld des Systems nicht überstrapazieren", warnte der General nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.

    Heute ist der letzte Tag der Unruhen. Kommt nicht mehr auf die Straßen.

    Hussein Salami

    Niemand werde den Demonstranten erlauben, weiter Unsicherheit zu stiften und die Universitäten des Landes in ein "Schlachtfeld" zu verwandeln.

    Trotz Drohungen setzen Studierende ihre Proteste fort

    Trotzdem setzten Studierende in der Hauptstadt Teheran, der Pilgerstadt Maschhad im Nordosten sowie anderen Landesteilen ihre Protestaktionen fort. Sicherheitskräfte gingen auf einem Campus in Maschhad gewaltsam gegen Hunderte Studenten vor, wie Augenzeugen berichteten. In Teheran soll die Polizei Berichten zufolge Tränengas eingesetzt haben.
    Auch in vielen weiteren Städten gab es Proteste gegen den Kurs der Regierung und das islamische Herrschaftssystem.

    Solidaritätsproteste auch in Deutschland am Wochenende

    Zu Beginn der siebten Protestwoche verschärfte Teheran nochmals den Ton. Beobachter werteten die Rede des IRGC-Kommandeurs Salami als letzte Mahnung, die Proteste zu beenden. Befürchtet wird, dass demnächst auch das Militär und die Revolutionsgarden gegen Demonstranten eingesetzt werden.
    In Deutschland demonstrierten am Wochenende wieder Tausende in Städten wie Köln, Berlin und Düsseldorf.

    Internet im Iran ist weiter eingeschränkt

    Das Internet ist im Iran unterdessen weiterhin eingeschränkt. Viele soziale Netzwerke sind gesperrt, um Absprachen zwischen Demonstranten zu erschweren.
    Die Führung in Teheran macht "Feinde" des Landes - allen voran die USA und Israel - für die Unruhen verantwortlich. Die Forderung der Bürger nach mehr Freiheit wurde bislang als ausländische Verschwörung bezeichnet - und ignoriert.

    Reporterinnen Hamedi und Mohammadi in Haft

    Die iranische Tageszeitung "Shargh" wies derweil Spionagevorwürfe gegen ihre inhaftierte Reporterin Nilufar Hamedi zurück. Bei der Berichterstattung nach dem Tod von Mahsa Amini sei die Journalistin lediglich ihrem Beruf nachgegangen, betonte Chefredakteur Mehdi Rahmanian.
    Ein Geheimdienstbericht vom Freitag hatte Hamedi und ihre Kollegin Elaheh Mohammadi beschuldigt, von einer amerikanischen "Staatsmafia" und der CIA ausgebildet worden zu sein und mit diesen zusammengearbeitet zu haben. Ihre Reportagen seien vom Ausland genutzt worden, um die Unruhen zu entfachen.
    Hamedi hatte den Fall Aminis im Iran publik gemacht. Sie sitzt nun im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran.

    Baerbock will Prüfung
    :Revolutionsgarden eine Terrororganisation?

    Außenministerin Baerbock lässt prüfen, ob die iranischen Revolutionsgarden wegen ihres Vorgehens gegen Demonstranten als Terrororganisation eingestuft werden können.
    Bundesaußenministerin Baerbock spricht auf einer Pressekonferenz mit ihrem pakistanischem Amtskollegen Bilawal Bhutto Zardari
    Quelle: dpa
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