Queer reisen: Wo Urlaub für die LGBTQ-Community sicher ist

    Weltweite Rechtslage:Wo Reisen für die LGBTQ-Community sicher ist

    von Sophie Petersen
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    Die meisten Urlauber wählen ihr Reiseziel nach Vorlieben und Budget aus. Queere Menschen müssen aber zunächst auf ihre Sicherheit achten. Bei einigen Ländern ist Vorsicht geboten.

    Queer reisen
    Welche Kompromisse müssen Homosexuelle beim Reisen eingehen?10.03.2023 | 5:29 min
    Wenn Angehörige der LGBTQ-Community in den Urlaub fahren möchten, sollten sie sich im Vorhinein über die jeweilige Rechtslage des potenziellen Urlaubslandes informieren. In manchen Ländern wird Homosexualität immer noch mit Verfolgung oder Gefängnisstrafe sanktioniert, teilweise kann sogar die Todesstrafe drohen.
    Die ILGA World, ein Zusammenschluss aus mehreren Organisationen, der sich weltweit für queere Menschenrechte einsetzt, veröffentlicht jährlich Weltkarten zur Verdeutlichung der Gesetzeslage:
    Das Bild zeigt die Weltkarte zur gesetzlichen Situation für die LGBTQ-Community.
    Karte zur gesetzlichen Situation für die LGBTQ-Community in verschiedenen Ländern der Welt.
    Quelle: Ilga

    Die Einstellungen potenzieller Reiseländer zu LGBTQ

    Weitere Orientierung bietet der Gay Travel Index 2023, der über 200 Regionen im Hinblick auf Rechte und Gesetze miteinander vergleicht. Diese betreffen nicht nur die Urlauber aus anderen Ländern, sondern auch die Menschen vor Ort. Malta, Kanada und die Schweiz sind in diesem Ranking als freundlichste Länder für queere Reisende eingeordnet. 

    Der Gay Travel Index wird seit 2012 jedes Jahr von der Spartacus-Redaktion herausgegeben. 202 Länder und 50 US-Staaten werden durch ein eigenes Punktesystem bewertet und in eine Reihenfolge gebracht.

    Als queerfreundlichste Länder wurden Malta, Kanada und die Schweiz eingestuft, Deutschland belegt in der Rangfolge den neunten Platz. Die gefährlichsten Länder für Homosexuelle sind Saudi-Arabien, Iran und die russische Teilrepublik Tschetschenien. Christiene Metzger, Datenanalystin des Gay Travel Index, weiß um die Gründe der Platzierung:

    "In diesen Ländern kann durchaus noch immer die Todesstrafe für queere Menschen vollzogen werden, weshalb sie auf den hintersten Plätzen gelandet sind."

    Beliebte, aber unethische Reiseziele

    Unter den niedrig platzierten Ländern befinden sich auch touristisch beliebte Urlaubsziele wie beispielsweise Ägypten oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Beide liegen im Index auf Platz 191, da aufgrund von Homosexualität eine Gefängnisstrafe oder im schlimmsten Fall die Todesstrafe ausgesprochen werden kann.
    Der Index soll zwar Angehörige der LGBTQ-Community über mögliche Gefahren informieren, gleichzeitig kann er jedoch auch als Appell an heterosexuelle Reisende wahrgenommen werden, sich Urlaubsziele auszusuchen, die moralisch vertretbar sind.
    In Teilen der Welt gelten sowohl für hetero- als auch für homosexuelle Personen dieselben strengeren Regeln. Das kann beispielsweise die Einhaltung von strikten Bekleidungsregeln bedeuten oder auch das Unterlassen von körperlichen Annäherungen wie küssen in der Öffentlichkeit. Thomas Bömkes, LGBTQ+ Tourism Advisor von der ITB Berlin erklärt:

    Man sollte andere Kulturen, Sitten, Gesetze respektieren. Das erwarten wir auch von den Menschen, die zu uns nach Deutschland kommen.

    Thomas Bömkes, LGBTQ+ Tourism Advisor

    Allgemein solle sich jeder Mensch, der zu Besuch in einem anderen Land ist, an die dort geltenden Gesetze halten. Wer diesbezüglich weitere Informationen für sein jeweiliges Reiseland sucht, wird auch auf der Seite des Auswärtigen Amtes fündig. Dort werden einige allgemeine Hinweise für queere Personen zur Verfügung gestellt und Warnungen für die jeweiligen Zielorte zusammengefasst.

    Lage für LGBTQ-Community verbessert sich stetig

    Auch wenn die Weltkarten der ILGA World oder der Gay Travel Index zeigen, dass die Lage der LGBTQ-Community in vielen Teilen der Welt noch problematisch ist, verbessert sie sich stetig. Das sieht auch Rika Jean-Francois so, Beauftragte der ITB Corporate Social Responsibility:

    Global betrachtet erkennt man eine positive Entwicklung durch die neue Generation, die die Dinge wieder anders sieht. Sie wachsen mit einem anderen Verständnis auf. Das macht Hoffnung, dass es in Zukunft Menschen gibt, die sich stark engagieren.

    Rika Jean-Francois so, Beauftragte der ITB Corporate Social Responsibility

    Wichtig sei, weiterhin mit den Menschen zu sprechen und mitzuteilen, dass Menschenrechte nicht verhandelbar sind, sondern umgesetzt werden müssen. Nur so kann die Gesetzeslage für die queere Community weiterhin ins Positive gewandelt werden.