Zum Schutz der Meere: Welcher Fisch darf auf den Tisch?
Zum Schutz der Meere:Welcher Fisch darf auf den Tisch?
von Martin Niessen
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Fast ein Drittel der Fischbestände weltweit gilt als bereits überfischt. Weitere 60 Prozent als maximal genutzt. Ein neuer Ratgeber soll beim Fischkauf helfen.
Kabeljau aus dem Nordatlantik, Doraden aus dem Mittelmeer, Thunfisch aus dem Indischen Ozean - in Deutschlands Fischtheken liegen Fische und Meeresfrüchte aus nahezu allen Meeren der Welt. Schließlich ist frischer Fisch nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund.
Doch Überfischung, das Problem von Beifängen und zerstörerische Fangmethoden wie Grundschleppnetze machen den Konsum von Fisch zur Gewissensfrage. Im kleinen Fischladen von Fikret Kara in Hamburg-Eimsbüttel ist Nachhaltigkeit Teil der Geschäftsphilosophie:
Weltweit ist Kabeljau ein begehrter Eiweißlieferant. Oft reisen die Fische und Filets um die halbe Welt, werden mit Wasser gestreckt und chemisch behandelt.08.09.2020 | 43:20 min
"Guter Fisch-Liste" berät beim Einkauf
Doch verschiedene Siegel und Ratgeber sorgen häufig eher für Verwirrung als für Klarheit bei der Kundschaft. Hilfestellung soll nun die "Guter Fisch-Liste" leisten, ein gemeinsamer Ratgeber von Verbraucherzentralen, Deutscher Umwelthilfe, NABU, WWF und dem Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung.
Die online abrufbare Positivliste führt Fischarten auf, deren Bestände ausreichend, die Fangmethoden umweltverträglich, Kauf und Verzehr also unbedenklich sind. Wo zentrale Kriterien wie Bestandsgröße, Fangmethode und Beifangvermeidung knapp verfehlt werden, gibt es eine eingeschränkte Empfehlung, die jährlich überprüft wird.
Die Herkunft und Fangmethode des Fisches entscheidend
Aktuell etwa kann Hering aus baltischen Gewässern bedenkenlos gekauft werden, der aus der Nordsee wegen kritischer Bestandsgröße nur bedingt. Fischkauf ist - und bleibt also auch mit der "Guter Fisch-Liste" - kompliziert.
Noch ist es nicht zu spät, die Ozeane zu retten. Mit unkonventionellen Methoden könnte man die wichtigen Funktionen der Meere für unser Ökosystem erhalten.03.08.2021 | 29:53 min
Auch Fisch aus Aquakulturen sei nicht immer eine gute Alternative, so der Fischereiexperte. So werden für die Zucht von Garnelen häufig Mangroven abgeholzt, für Lachs zu viel anderer Wildfisch verfüttert und massenhaft Antibiotika eingesetzt. "Da muss man genau im Detail gucken, welchen Zuchtfisch man nehmen kann," so Philipp Kanstinger, Fischereiexperte des WWF.
Nachhaltiger Fisch ist nicht unbedingt teurer
Zur Gewissensfrage kommt aktuell auch noch die Geldfrage. Seit Beginn des Ukraine-Krieges und mit der Energiekrise ist Fisch rund 25 Prozent teurer geworden.
Fisch wie Fleisch als Delikatesse behandeln und in Maßen genießen, empfehlen die Verbraucherzentralen, haben aber auch eine gute Nachricht: anders als bei Fleisch muss nachhaltiger Fisch nicht unbedingt teurer sein.
Fische spielen eine wichtige regulierende Rolle innerhalb eines Ökosystems in Gewässern. Doch es geht ihnen aus verschiedenen Richtungen zunehmend an den Kragen.
von Michaela Waldow
Grafiken
Weihnachtstipps: Karpfen aus Zucht und Lachs aus Wildfang
Die Tipps der Experten zu Weihnachten sind echte Klassiker: Karpfen aus deutscher Zucht oder Lachs. Der sollte allerdings nicht aus Aquakulturen in Norwegen stammen, sondern als Wildfang aus Alaska und dem Nordostatlantik.
Augen auf beim Kauf also. Dann darf Fisch auch weiterhin auf den Tisch - ohne schlechtes Gewissen. Bei Fischhändler Fikret Kara aus Hamburg gibt es zu Weihnachten übrigens ebenfalls Fisch: Zander mit Wirsinggemüse und Salzkartoffeln. Selbstverständlich aus nachhaltiger Aquakultur.
Martin Niessen ist Reporter im ZDF-Landesstudio Hamburg.