Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. würdigen viele sein Lebenswerk. Doch auch einige kritische Worte gibt es. Die Reaktionen im Überblick.
Nach dem Tod von Benedikt XVI. haben Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzler Scholz den emeritierten Papst gewürdigt. Steinmeier lobte unter anderem seine Bescheidenheit.
Nach dem Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. haben die großen Deutschen Kirchen dessen Wirken gewürdigt. Reaktionen gab es auch aus der Politik. Die Anteilnahme ist groß, doch es wird auch kritisch auf das Lebenswerk des deutschen Papstes geschaut.
Bätzing: Benedikt XVI. war ein "erfahrener Hirte"
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat den verstorbenen Papst Benedikt XVI. als "beeindruckenden Theologen und erfahrenen Hirten" gewürdigt.
Bätzing ging auch auf die Aufarbeitung des Missbrauchskandals im Erzbistum München und Freising ein, wo Benedikt vor seinem Wechsel in den Vatikan als Erzbischof Joseph Ratzinger tätig war: Mit einem Brief zum Münchner Gutachten habe Benedikt sich an der Aufarbeitung beteiligt.
EKD: Ratzinger hat vielen Orientierung gegeben
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, erklärte: "Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben". Sie hätten zugleich vielen Menschen Orientierung gegeben.
Acht Jahre war Benedikt XVI. Papst und damit Oberhaupt der katholischen Kirche. Der Deutsche veränderte mit seinem Pontifikat und dem Rücktritt im Februar 2013 das Papstamt.
Mit seinem Besuch im Erfurter Augustinerkloster, einer Wirkungsstätte des Reformators Martin Luther, habe Benedikt XVI. betont, "dass es für die Ökumene das Notwendigste sei, nicht die großen Gemeinsamkeiten aus dem Blick zu verlieren, die uns überhaupt zu Christen machen".
Scholz: Benedikt war "streitbare Persönlichkeit"
In einer ersten Reaktion hat sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über Twitter zum Tod von Benedikt XVI. geäußert. Er sei für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer gewesen, so Scholz. Die Welt verliere "eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen". Seine Gedanken seien nun bei Papst Franziskus.
Auch Scholz' Vorgängerin, Angela Merkel, meldete sich zu Wort. Sie denke voller Dankbarkeit an ihre Begegnungen mit Benedikt zurück. Unvergessen seien ihr seine Rede vor dem Bundestag 2011 wie auch sein historischer Entschluss 2013, das Papstamt abzugeben, so die CDU-Politikerin.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ordnete aus Anlass des Todes bundesweite Trauerbeflaggung der obersten Bundesbehörden an. Die Anordnung gelte für den Tag seines Todes und für den Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten am 5. Januar in Rom, so Faeser.
Bundespräsident zeigt sich "tief beeindruckt"
Zu dieser wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reisen. Derzeit werde mit den anderen Verfassungsorganen abgestimmt, welche weiteren hochrangigen deutschen Vertreter zu der Beisetzung kommen werden, teilte eine Sprecherin mit.
Steinmeier sagte über Benedikt XVI.: "Sein Glaube, sein Intellekt, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich immer tief beeindruckt". Über seine weltkirchliche Sendung hinaus habe dieser Papst als Landsmann eine ganz besondere Bedeutung gehabt. Wörtlich betonte der Bundespräsident:
Steinmeier ging mit Blick auf das Wirken des Verstorbenen auch auf das Thema Missbrauch ein. Spätestens als Präfekt der Glaubenskongregation sei dieser "mit dem bedrückenden Problem des weltweiten sexuellen Missbrauchs und dessen systematischer Vertuschung konfrontiert" gewesen. Hier sei er besonders in der Verantwortung gewesen. Benedikt habe um das große Leid der Opfer und den immensen Schaden für die Glaubwürdigkeit der Kirche gewusst.
Joseph Ratzinger wird 1927 geboren. Er widmet sein Leben der Kirche und macht Karriere. Am 19. April 2005 wird er dann zum Papst gewählt. Er gibt sich den Namen "Benedikt XVI."
Politiker gedenken Papst Benedikt XVI.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte Benedikt XVI. einen "überzeugungsstarken Repräsentanten der katholischen Kirche".
Auch der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, äußerte sich zum Lebenswerk des gestorbenen emeritierten Papstes. Der Vorsitzende der CDU erklärte in Berlin:
Initiative "Eckiger Tisch" über Ratzinger
Missbrauchsopfer werden sich aus Sicht der Initiative "Eckiger Tisch" nicht gut an Papst Benedikt XVI. erinnern. Der Sprecher der Betroffenen-Initiative, Matthias Katsch sagte:
Er übt deutliche Kritik: "Joseph Ratzinger verkörperte die klerikale Herrschaft der Priesterschaft in der katholischen Kirche wie kein zweiter", sagte Katsch. "Er zeigte große Milde selbst mit schlimmsten Verbrechern."
"Uneinsichtig bis zum Schluss erkannte er nicht die ungesunde vormoderne Sexualmoral seiner Kirche als Wurzel des Übels des Kindesmissbrauchs durch Priester, sondern schob die Verantwortung stattdessen der Gesellschaft zu."
Auch international war die Anteilnahme groß:
- Benedikt XVI. war "ein großer Theologe"
Nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. treffen zahlreiche Reaktionen aus der ganzen Welt ein. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs würdigten den deutschen Theologen.