Dieter Wedel ist tot. Das teilte das Landgericht München I mit, wo ein Strafverfahren gegen den Regisseur anhängig war. Wedel zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern.
Der Regisseur Dieter Wedel ist tot. Er starb bereits am 13. Juli in Hamburg, wie das Landgericht München I mitteilte, wo ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig war. Das Gericht hatte eigentlich an diesem Mittwoch bekannt geben wollen, ob es zum Prozess gegen den Filmemacher kommt. Das Verfahren gegen ihn wird nach Gerichtsangaben nun eingestellt.
Wedel-Anwälte: "Schwere Krankheit"
Wedel starb nach Angaben seiner Anwälte "nach langer schwerer Krankheit". Die Juristen kritisierten die Berichterstattung über das Strafverfahren gegen ihren Mandanten: "Das Verfahren gegen unseren Mandanten wurde medial zum angeblichen Musterverfahren einer gesellschaftlichen Bewegung aufgebauscht", heißt es in dem Anwaltsschreiben, das Peter Gauweiler und seine Kollegen verbreiteten.
Die Staatsanwaltschaft hatte Wedel schon im März vergangenen Jahres wegen eines Vorwurfs aus dem Jahr 1996 angeklagt. Die Schauspielerin Jany Tempel gibt an, Wedel ("Der große Bellheim", "Der Schattenmann") habe sie damals in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt - ein Vorwurf, den Wedel bestritten hat.
Mutmaßliches Wedel-Opfer "völlig perplex"
Über die Nachricht vom Tod des Regisseurs hat sich Tempel nach Angaben ihres Anwalts Alexander Stevens "völlig perplex" gezeigt. Stevens sprach Wedels Angehörigen sein Beileid aus, betonte aber, dass er davon ausgehe, dass der Prozess gegen Wedel eröffnet und dieser auch verurteilt worden wäre.
Seine Mandantin hoffe, dass sich nach Wedels Tod nun mehr Frauen aus der Defensive wagen - "und ihre Geschichte erzählen", sagte Stevens. Tempel war zuletzt sogar kurzzeitig in den Hungerstreik getreten, um dagegen zu protestieren, dass das Gericht sich mit seiner Entscheidung über eine Verfahrenseröffnung so lange Zeit ließ.
Die Vorwürfe gegen Wedel waren Anfang 2018 bekannt geworden. Damals beschuldigten drei Schauspielerinnen - darunter Tempel - ihn im "Zeit-Magazin", sie in den 90er Jahren sexuell bedrängt zu haben.
Der Fall wurde der bekannteste in der deutschen #MeToo-Debatte, die 2017 ins Rollen gekommen war. Unter dem Hashtag #MeToo posteten vor allem Frauen in sozialen Netzwerken millionenfach ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen.
Erfolgreicher Filmemacher
Wedel zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern. Mit seinen Mehrteilern begeisterte er ein Millionen-Publikum und schrieb Fernsehgeschichte.
Über Wedels Geburtsdatum gab es zu seinen Lebzeiten widersprüchliche Aussagen. Geboren wurde er nach jetzigen Angaben des Münchner Gerichts am 12. November 1939. Damit war er zum Zeitpunkt seines Todes 82 Jahre.
Mit seiner Arbeit startete er in den 1990er Jahren durch. Ein Erfolg jagte den nächsten: "Der große Bellheim" (1993), "Der Schattenmann" (1996), "Der König von St. Pauli" (1998) und "Die Affäre Semmeling" (2002).
Wenn der Geschichten-Erzähler sein neuestes Werk herausbrachte, sprach man mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier vom "neuen Wedel". Das klang wie ein Gütesiegel - und bewahrheitete sich oft.
Sechs Kinder von sechs Frauen
Bevor die Vorwürfe gegen ihn im Rahmen der sogenannten #MeToo-Debatte bekannt wurden, war Wedel Intendant der Bad Hersfelder Festspiele. Bei dem Freilicht-Theaterfestival hatte der promovierte Theaterwissenschaftler Zuschauer-Rekorde aufgestellt und dafür gesorgt, dass viel Prominenz zur Eröffnung über den roten Teppich lief.
In Wedels Privatleben ging es turbulent zu. Er hat sechs Kinder von sechs Frauen, einen Sohn mit der 2019 gestorbenen Hannelore Elsner.