Die Pressefreiheit geriet auch 2020 unter Druck. Laut Jahresbilanz von "Reporter ohne Grenzen" saßen fast 400 Berichterstatter in Haft, Hunderte verloren wegen Covid-19 ihr Leben.
Mindestens 50 Menschen sind in diesem Jahr wegen ihrer Arbeit als Journalisten getötet worden - damit habe sich im Vergleich zum Vorjahr nichts nennenswert gebessert, teilt die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) in ihrer "Jahresbilanz der Pressefreiheit 2020" mit.
"Die weitaus meisten von ihnen wurden gezielt ermordet, weil sie zu Themen wie Korruption, organisiertem Verbrechen oder Umweltzerstörung recherchierten". Zusätzlich seien hunderte Journalisten weltweit an oder mit Covid-19 gestorben.
Mexiko und Irak unter gefährlichsten Ländern
"Mehrere wurden getötet, als sie über Demonstrationen berichteten. Die gefährlichsten Länder für Medienschaffende waren in diesem Jahr Mexiko, der Irak, Afghanistan, Indien und Pakistan," so die Pressefreiheits-Organisation in ihrer Jahresbilanz.
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Pressefreiheit - oft in Gefahr
Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut der Demokratie. In vielen Ländern jedoch ist die freie Berichterstattung in Gefahr oder unmöglich. Ein Blick in verschiedene Länder.
Hunderte Journalisten starben an Covid-19
"Zusätzlich starben Hunderte (...) Journalisten weltweit an oder mit Covid-19. Wie viele von ihnen sich infolge ihrer Arbeit mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatten, ist nicht festzustellen", erläuterte Reporter ohne Grenzen.
Mindestens drei tötete das Virus wegen mangelnder ärztlicher Versorgung, nachdem sie sich wohl in Gefängnissen in Ägypten, Russland und Saudi-Arabien infiziert hatten.
Zwei der mindestens 50 weltweit Getöteten waren Frauen. Mexiko bleibt den Angaben der Organisation zufolge mit acht Ermordeten das gefährlichste Land für Medienschaffende.
Nimmt die Brutalität der Morde zu?
Besonders gefährdet seien jene, die zu den Verbindungen von Drogenkartellen und Politik recherchieren. Die jüngsten Morde zeugten zum Teil von besonderer Brutalität: Die Leiche eines Zeitungsjournalisten sei geköpft gefunden worden; die eines Online-Journalisten zerstückelt.
Im Irak, wo sechs Medienvertreter starben, erschossen Unbekannte mehrere Menschen, die über Demonstrationen berichteten. "Andere wurden auf offener Straße ermordet, ohne dass dafür jemand bestraft oder dass auch nur ernsthaft ermittelt wurde", berichtete RSF.
Can Dündar erklärt nach seiner Verurteilung im ZDF-Interview, als Journalist in der Türkei müsse man "bereit sein den höchsten Preis zu bezahlen".
Afghanistan: Mord an Moderatorin
"Auch in Afghanistan blieben die Verantwortlichen für die Anschläge unbekannt, mit denen 2020 mindestens fünf Medienschaffende ermordet wurden." Bedrohlich sei die Lage dort nicht zuletzt für Frauen.
Das habe der Mord an einer TV-Moderatorin verdeutlicht, die sich auch für einen besseren Schutz weiblicher Medienschaffender eingesetzt hatte.
Zensur der Pressefreiheit in China
Zum Jahreswechsel wurde in China die Bloggerin und Bürgerjournalistin Zhang Zhan zu vier Jahren Haft verurteilt. Der Vorwurf: Mit Videos und Berichten aus dem chinesischen Corona-Epizentrum habe sie "Streit geschürt und Unruhe gestiftet".
In Indien kamen vier Reporter gewaltsam ums Leben. Verbrecherbanden versuchen, sie dort durch grausame Morde von Recherchen zu ihren Machenschaften abzuhalten, so der Bericht. Laut RSF wurde ein Reporter bei lebendigem Leib verbrannt, nachdem er Korruptionsvorwürfe aufgedeckt hatte.