Die Flut der Retouren wird größer: Onlineshops arbeiten daran, die Artikel möglichst schnell wieder in den Warenkreislauf zu bekommen. Viele müssen aufwändig aufbereitet werden.
Die Zahl der Retouren stiegt stetig. Hinter den Kulissen arbeiten Händler daran, benutzte und defekte Artikel wieder fit zu machen.
Retouren im Onlinehandel sind lästig - für Kund*innen, aber auch für die Händler*innen. Und das Image ist schlecht: Umweltorganisationen wie Greenpeace berichten, dass viele Textilien vernichtet würden.
Doch hinter den Kulissen arbeitet eine ganze Industrie daran, die Ware möglichst schnell wieder zu Geld zu machen oder Retouren zu verhindern.
Der Markt der Aufbereiter boomt
Rund 40.000 Sendungen landen Woche für Woche im Münsterländischen Ibbenbüren: Mehrere Lkw kommen jeden Tag in die Hallen der Firma Fashion logistics, um Umtauschware heranzukarren: Vor allem Textilien und Schuhe. Die Firma wickelt die Kontrolle, Aufbereitung und Wiederverpackung der Artikel als Dienstleister für viele große Markenstores ab.
In einer großen Halle sind die Mitarbeiter*innen damit beschäftigt, die Ware zu retten und möglichst wieder in den Zustand von Neuware zu versetzen. Zunächst werden die Artikel sortiert in vier Klassen: A bis D.
Die A-Ware wird im Idealfall einfach wieder verpackt, notfalls gebügelt. Oder sie kommt in einen Geruchscontainer. Andere werden von Flecken befreit, gereinigt, aufgearbeitet.
Im Idealfall sehen sie danach wieder aus wie neu und werden binnen 24 Stunden wieder in den Warenbestand des Händlers gebucht.
Retourenvermeidung ist das oberste Ziel
Hinter den Kulissen arbeitet der Handel daran, durch Künstliche Intelligenz Retouren zu vermeiden. Kund*innen sollen erst gar nicht bestellen, was ihnen eh nicht passt oder gefällt. Marktführer Amazon arbeitet dafür mit Milliarden Kundendaten, analysiert genauestens, was Kund*innen bestellt, zurückgeschickt oder kommentiert haben.
Immer mehr Seitenbesucher*innen erhalten dann automatisch gezielte Größen- und Produktempfehlungen. Florian Mair, Amazon Direktor für das Bekleidungsgeschäft Europa, berichtet, die Erfolge seien messbar.
Beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie forscht Dr. Henning Wilts zu diesem Thema. Er sieht das größte Problem im weltweiten Hin- und Herversenden von Billigkleidung.
Die Kund*innen hätten sich daran gewöhnt, alles unproblematisch kostenlos zurücksenden zu können. "Das ist aus Verbraucherschutzgründen wichtig, wenn die Artikel Mängel haben." Er fordert, das allgemeine kostenfreie Zurücksenden per Gesetz abzuschaffen.
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