Kulturstaatsministerin Claudia Roth besucht Odessa und zeigt sich entsetzt von der Bedrohung, der die Kulturgüter der Stadt ausgesetzt sind. Dies sei ein Krieg "gegen die Kultur".
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine macht sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth für Kulturschaffende stark. Nun verschafft sie sich in Odessa selbst ein Bild.
Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist aus Sicht von Kulturstaatsministerin Claudia Roth die kulturelle Identität des Landes bedroht. "Dieser Krieg ist auch ein Krieg gegen die Kultur, gegen die Kultur der Demokratie", sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag bei einem Besuch in der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer.
Roth ist das erste Kabinettsmitglied, das Odessa seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine besucht. Nach mehr als drei Monaten Krieg seien 375 Kultureinrichtungen zerstört oder beschädigt, sagte Roth. Auch 137 Kirchen seien betroffen.
Einen Abstecher machte sie zur St. Paulskirche, wo Pfarrer Alexander Groß eine kleine deutschstämmige Gemeinde betreut. Roth hörte sich Bachs "Toccata und Fuge d-Moll" an. Ihr Großvater war Organist und Kirchenmusiker. In der hiesigen Bibliothek geht es nicht nur um den materiellen Schutz der 5,5 Millionen Bände in rund 100 Sprachen. Was nicht im Keller sicher ist, wurde an andere Orte ausgelagert.
Es sei der Versuch der systematischen Zerstörung der kulturellen Identität der Ukraine durch Russland, sagt Kulturstaatsministerin Claudia Roth die zu Besuch in Odessa war.
Wird Odessas Altstadt bald Welterbe?
Roth versprach dem Land Unterstützung. "Wir versuchen jetzt ein internationales Zeichen zu setzen, indem wir die Nominierung der Altstadt Odessas unterstützen als Welterbe-Stadt." Die internationale Gemeinschaft müsse entsprechend Verantwortung übernehmen.
Dies sei vielleicht auch ein zusätzlicher Schutzschild vor Angriffen. Zudem sprach sie sich dafür aus, der Ukraine den Kandidatenstatus für die Europäische Union zu geben. Es gehe "auch um Werte, die wir teilen: die Werte der Freiheit, der Gerechtigkeit und eines Lebens in Frieden".
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Die Staatsministerin verwies darauf, dass Deutschland in der Ukraine auch die Digitalisierung von Archivbeständen unterstütze. "Hier werden auch Bibliotheken und alte Archive angegriffen, also das Gedächtnis von Städten, von Gemeinden, von einer Gesellschaft."
Gouverneur: Notwendigkeit militärischer Unterstützung
Im Gespräch mit Roth in Odessa wies der Gouverneur der Region, Maksym Marchenko, auf die Notwendigkeit auch militärischer Unterstützung hin. "Wir haben hier dasselbe Problem wie in der ganzen Ukraine", sagte Marchenko. "Wir brauchen bestimmte Arten von Waffen für die Panzerabwehr, für die Luftabwehr, für die Schiffsabwehr", so der Militär.
Roth und Marchenko sprachen auch über die Blockade von Getreidelieferungen über den wichtigsten Seehafen der Ukraine. In den Silos lagern rund 20 Millionen Tonnen. Der Beginn der nächsten Ernte ist laut Marchenko in zwei Wochen.
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