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Modellprojekt für Fachkräfte : Sachsen-Anhalt: Headhunter gegen Lehrermangel

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In Sachsen-Anhalt fehlen mehr als 590 Lehrende. Weil der Bedarf innerhalb des Landes nicht zu decken ist, sollen nun private Firmen die Fachkräfte anwerben - europaweit.

Der Lehrermangel in Sachsen-Anhalt ist gravierend, deshalb hat das Land zwei Scouting-Agenturen beauftragt, um europaweit nach Lehrern und Seiteneinsteigern zu suchen.

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Seit Dezember unterrichtet Anantha Prasad Subbaraya am Europa-Gymnasium in Gommern Mathematik - als sogenannter Seiteneinsteiger. Ursprünglich kommt er aus Indien, hat dort Mathe, Physik und Chemie studiert und schließlich in Kaiserslautern seinen Master gemacht. Dass er nun hier unterrichtet, verdankt der 25-Jährige Headhuntern.

Ich wollte gern Lehrer werden, aber weil ich das nicht studiert habe, hätte ich nicht gewusst, wie ich es angehen sollte. Dann habe ich die Anzeige der Firma Hays gesehen und mich beworben.
Anantha Prasad Subbaraya

Fachkräftemangel im Bildungsbereich

Das Headhunter-Projekt ist eine Idee des Bildungsministeriums von Sachsen-Anhalt. Ministerin Eva Feußner (CDU) erklärt den ungewöhnlichen Weg: "Der Fachkräftemangel ist ja nicht nur im Lehrerbereich sehr groß, sondern in vielen anderen Bereichen auch. Da können wir Bundesländer uns nicht gegenseitig die Fachkräfte abwerben."

Zwei Headhunter-Agenturen wurden beauftragt: Die eine sucht Seiteneinsteiger in Deutschland, die andere europaweit ausgebildete Lehrer. Etwa 500 Bewerbungen sind bereits eingegangen, aus Österreich und der Schweiz, aus Rumänien, Spanien und Polen etwa. Dass erst 59 ein Angebot vom Landeschulamt bekommen haben, liegt vor allem daran, dass die Anerkennung ihrer Unterlagen sehr lange braucht.

Mögliche Probleme durch Sprachbarriere

In diesem Punkt fürchtet die Bildungs-Gewerkschaft GEW eine mögliche Schlechterstellung: "Oftmals werden einige Fächer der ausländischen Kollegen nicht anerkannt", so Landeschefin Eva Gerth. "Das bedeutet dann, dass diese Lehrkräfte schlechter bezahlt werden als die deutschen Lehrer."

Ein weiteres Problem könne die Sprache sein. Zwar müssen die Bewerber mindestens das Niveau B2 nachweisen und im Laufe des ersten Unterrichtsjahres dann C1.

Aber Eva Gerth vermutet, dass das in bestimmten Situationen nicht ausreicht: "Ich glaube, dass vor allem ältere Schüler auch erwarten, dass man irgendwann mal richtig dazwischenhaut, dass man bestimmte Sachen klärt, wenn es Konflikte gibt. Da gibt es natürliche eine Sprachbarriere."

Die Geburtenrate steigt seit 2011 – doch immer weniger Menschen werden Lehrer oder Lehrerin, egal in welcher Schulform. Die Klassen werden also wieder größer, mehr Seiteneinsteiger stehen an der Tafel – und die Lehrkräfte sind überlastet.

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Dass das Deutsch ihres neuen Lehrers nicht immer perfekt ist, scheint zum Beispiel die Kinder der 5B nicht zu stören. Der 11-Jährige Liann Hesse findet es sogar ganz normal, dass die Klasse ihm bei der Sprache hilft - so wie er ihnen eben bei Mathe: "Er erklärt sehr ausführlich, nimmt sich Zeit für jeden. Und motiviert auch."

Mentoren zur Unterstützung von Seiteneinsteigern

Aber natürlich sei das Unterrichten auf Deutsch eine Herausforderung, erzählt Anantha Prasad Subbaraya ganz direkt - und das obwohl er die Sprache hervorragend beherrscht. Da hätte er sich - neben dem für alle Seiteneinsteiger üblichen einmonatigen Vorbereitungs-Crashkurs - vorab mehr Hilfe gewünscht: wichtige Vokabeln speziell für den Unterricht.

Zum Glück ist die Unterstützung im Kollegium groß. Er hat einen Mentor, der ihm zum Beispiel bei der Stundenvorbereitung hilft und hospitieren kommt. Eine Aufgabe also, die extra zu stemmen ist - denn auch hier in Gommern arbeiten zu wenige Lehrer, die Unterrichtsauslastung liegt bei nur 90 Prozent. Und Anantha Prasad Subbaraya ist nicht der einzige Seiteneinsteiger.

Kritik an Headhunter-Projekt

Ein weiterer Kritikpunkt: die Kosten. Etwa 400.000 Euro wurden bislang an die Headhunter gezahlt - erfolgsabhängig in drei Schritten: bei Vertragsunterzeichnung, bei tatsächlichem Dienstantritt und nach überstandener Probezeit der neuen Lehrer.

Der oppositionellen Linken im Landtag ist das ein Dorn im Auge:

Die Bezahlung von Headhuntern für die Suche nach Lehrkräften ist Geldverschwendung. Der Erfolg wäre deutlich größer, wenn für dieses Geld zusätzlich eigenes Personal eingesetzt würde.
Thomas Lippmann, bildungspolitische Sprecher der Linken

Überhaupt sei nicht sicher, dass die neuangeworbenen Lehrer auch langfristig bleiben würden. Bereits fünf von ihnen haben bereits das Handtuch geschmissen.

Baden-Württemberg, Heitersheim: Schülerinnen und Schüler einer fünften Klasse der Johanniter Realschule Heitersheim sitzen während dem Unterricht in ihrem Klassenzimmer. (Archivbild)

Mangel an Lehrkräften - Schule schön gerechnet  

Sicher ist eines: In Deutschland fehlen Lehrer. Wie viele gebraucht werden, darüber sind sich Politik und Verbände allerdings nicht einig.

von Dorthe Ferber

Bildungsministerin: erfolgreiche Maßnahme gegen Lehrermangel

Für Bildungsministerin Eva Feußner ist das Headhunter-Modellprojekt als schnelle, akute Maßnahme im Kampf gegen den Lehrermangel, dennoch ein Erfolg.  "Wir sind mittlerweile soweit, dass wir das evaluieren und dann weiter fortführen wollen."

Immerhin hätten auch schon andere Bundesländer Interesse bekundet, heißt es, unter anderem Sachsen und Niedersachsen.

Subbaraya plant auch Referendariat

Die Europaschule in Gommern ist froh über ihren neuen Kollegen. Direktorin Dagmar Riwaldt betont seinen "überdurchschnittlichen Fleiß", mit dem er akribisch seine Stunden vorbereitet. Und dass er immer fragt, "was braucht das Kind, damit es Mathematik verstehen kann".  

Und für Anantha Prasad Subbaraya ist klar, er möchte bleiben. Parallel zur Arbeit will er ein zweites Fach studieren - auch ein Mangelfach - "am liebsten Englisch", schließlich ist er damit in Indien aufgewachsen. Danach möchte er noch das Referendariat absolvieren, um dann auch ein "offiziell" anerkannter Lehrer zu sein.

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