Wegen Corona mussten auch die Vatikanischen Museen schließen. Diese Zeit nutzten die Restauratoren. Jetzt öffnet Schlüsselverwalter Crea den Besuchern wieder die Türen.
Für Gianni Crea, den Schlüsselverwalter der Vatikanischen Museen, waren die Türen zur Sixtinischen Kapelle auch während der Schließung wegen Corona zugänglich. Als "Clavigero" fängt er jeden Morgen um 5 Uhr mit seiner Arbeit an.
Er öffnet die Türen und macht die Lichter in den Hallen der Museen an - ein vollständiger Rundgang ist ungefähr sieben Kilometer lang. Am vergangenen Montag wurde die Sixtinische Kapelle mit den Fresken von Michelangelo zum ersten Mal seit November wieder für Besucher geöffnet.
Corona-Schließung für Renovierungen genutzt
Obwohl Besucher 88 Tage lang nicht in die Vatikanischen Museen durften, hielten Crea und sein zehnköpfiges Team an ihrer Routine für das Öffnen und Schließen von Türen fest. Die Ausstellungsräume mussten gereinigt und entstaubt werden.
Restauratoren nutzten die Schließung dazu, um Renovierungsarbeiten vorzunehmen, die sonst nur schwer möglich gewesen wären. Normalerweise kommen knapp sieben Millionen Besucher jedes Jahr in die Museen. 2020 kamen wegen der Pandemie nur etwa 1,3 Millionen.
Tour des Schließers beginnt im "Bunker" des Vatikan
Inzwischen dürfen während der Öffnungszeiten bis zu 400 Personen gleichzeitig alle 30 Minuten in die Museen gelassen werden. Dafür müssen sie Zeittickets vorab im Internet kaufen.
Am ersten Tag der Wiederöffnung begleitete die Nachrichtenagentur AP Crea bei seinem Gang durch die Kunstausstellung. Vor der Morgendämmerung begann die Tour im "Bunker" im Untergeschoss, wo die 2.797 Schlüssel zu den Schätzen des Vatikans über Nacht in Tresoren aufbewahrt werden.
Crea trug die Schlüssel an Schlüsselringen an seiner Hand. Er schlängelte sich durch die Museumshallen bis zur Sixtinischen Kapelle. An einer winzigen hölzernen Tür angekommen, holte Crea einen weißen Umschlag heraus.
Eigenes Protokoll für Schlüssel der Sixtinischen Kapelle
Er riss den Umschlag auf, um einen kleinen Schlüssel hervorzuholen. Mit Hilfe einer kleinen Taschenlampe steckte er diesen in das Schlüsselloch und öffnete sachte die Tür. Die Kapelle war noch dunkel.
Der Schlüssel der Sixtinischen Kapelle wird mit einem eigenen Protokoll behandelt: Nachdem der letzte Besucher gegangen ist und der Raum abgeschlossen wurde, wird der Schlüssel in einen neuen weißen Umschlag gesteckt. Dieser wird versiegelt, mit einem Stempel versehen und kommt in einen Tresor im Bunker. Der Lagerort des Schlüssels wird in einem dicken Registrierungsbuch festgehalten.
In der verschlossenen Kapelle werden die Päpste gewählt
In der Sixtinischen Kapelle wird bei geheimen Zeremonien ein Papst gewählt. Der Name dafür, "Konklave", geht auf die wichtige Rolle zurück, die Schlüssel bei der Papstwahl spielen. Die Kardinäle werden für die Dauer der Wahl "mit einem Schlüssel" in der Sixtinischen Kapelle und in dem nahe gelegenen Vatikan-Hotel eingesperrt.
Crea erinnert sich mit Freude an den Tag während seiner 23-jährigen Tätigkeit, an dem er endlich alleine die Tür zur Sixtinischen Kapelle öffnen durfte. Mit dem Privileg kann er die Fresken von Michelangelo ganz allein in der Stille der Morgendämmerung besuchen.
Aber die Sixtinische Kapelle lasse ihn etwas Bestimmtes fühlen, sagt Crea. Er gibt zu, dass er manchmal seine eigenen Hausschlüssel verlege. Aber er stelle sicher, dass die Türen der Museen für die Besucher geöffnet werden.