Der Schriftsteller Friedrich Christian Delius ist tot. Nach Angaben des Rowohlt Verlages ist der Büchner-Preisträger im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben.
Friedrich Christian Delius sei am Montag im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben, teilte der Rowohlt-Verlag am Dienstag mit. Rowohlt-Berlin-Verleger Gunnar Schmidt, der auch der Lektor von Delius war, erklärte, dieser habe "als Zeitgenosse geschrieben, als wacher Beobachter, aus dem Fluss der Dinge heraus - dicht an der Gegenwart, dicht am Leben."
2011 mit Büchner-Preis ausgezeichnet
Delius erhielt viele Preise und Auszeichnungen. 2011 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet, dem angesehensten deutschen Literaturpreis.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung begründete dies damals damit, dass Delius als "kritischer, findiger und erfinderischer Beobachter" in seinen Romanen und Erzählungen die Geschichte der deutschen Bewusstseinslagen im 20. Jahrhundert erzählt habe - "von der Vorgeschichte der NS-Zeit über die Zeit der Teilung bis in die unmittelbare Gegenwart". 1997 war Delius 13. Mainzer Stadtschreiber.
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"Kritischer, findiger und erfinderischer Beobachter"
Die Romane und Erzählungen von Delius wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt, immer wieder eckte er mit seinen Veröffentlichungen auch an. So zog der Siemens-Konzern gegen seine 1972 erschienene Dokumentarsatire "Unsere Siemens-Welt" vor Gericht.
Seine Werke spiegeln deutsche Geschichte und Mentalitätsgeschichte wider: "Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde" etwa ist an das Schlüsseljahr 1954 und das "Wunder von Bern" geknüpft, "Amerikahaus und der Tanz um die Frauen" an die Aufbruchsstimmung, die zu spüren war, bevor es zu den ideologischen Verhärtungen Ende der 1960er Jahre kam.
Mit 18 Jahren erste Gedichte veröffentlicht
Delius kam im Februar 1943 in Rom zur Welt, wo sein Vater Pfarrer der Deutschen Evangelischen Kirche war und wuchs in Hessen auf. Mit 18 Jahren veröffentlichte er erste Gedichte, mit 21 Jahren - nach dem Abitur - stieß er zur Gruppe 47 um den Schriftsteller Hans Werner Richter (1908-1993), der bekanntesten westdeutschen Vereinigung von Schriftstellern.
Seit 2013 lebte er in Berlin, wo er in den 60er Jahren Germanistik studiert hatte.
Delius zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur. Zudem trug er in den 1960er und 1970er Jahren unter anderem als Lektor für die Verlage Wagenbach und Rotbuch dazu bei, Autoren aus der DDR im Westen bekannt zu machen.