Die Schulen haben unter Corona gelitten. Doch das ist nicht die einzige Baustelle - viele langfristige Probleme gilt es dringend zu lösen, warnen Bildungsexperten.
Die Corona-Krise hat viele Probleme an den Schulen aufgedeckt und manche verschärft: fehlende Technik, wackeliger Online-Unterricht, lückenhafte Kommunikation. Doch daneben gibt es andere Großbaustellen im deutschen Schulsystem, die durch Corona überdeckt wurden, auf denen aber unbedingt auch weitergearbeitet werden muss. Das fordern Bildungsgewerkschaften mit Blick auf die Bundestagswahl und die kommenden vier Jahre.
Mangel an Lehrkräften
"Der Lehrkräftemangel ist in Deutschland seit Jahren dramatisch", erklären die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Ein wichtiges Thema im Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern ist der Zustand der Schulgebäude. Zu lange habe man keine Födergelder für Digitalisierung und Ausbau von Schulen erhalten, so Kritiker.
Als Gegenmaßnahme fordern die Gewerkschaften eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Konkret: die Bezahlung aller Lehrkräfte mit Hochschulabschluss nach Tarif A13 bei Beamten und nach E13 bei Angestellten.
Viele Lehrkräfte an Grundschulen werden etwa schlechter bezahlt als ihre Kolleginnen und Kollegen an weiterführenden Schulen. Der Deutsche Lehrerverband fordert außerdem eine grundsätzliche Verbeamtung aller Lehrkräfte und den Abbau befristeter Arbeitsverhältnisse.
Marode Schulgebäude
Marode Turnhallen, kaputte Schultoiletten oder Fenster in Klassenräumen, die sich nicht öffnen lassen, sind ein Dauerthema. Zu den Toiletten oder Turnhallen kommen nun noch die Luftfilteranlagen hinzu, die durch Corona auf die Bau-Liste gekommen sind.
GEW und VBE fordern daher ein "Zehn-Jahresprogramm" für die Modernisierung der Schulen. Der Lehrerverband ist für "eine Neuauflage eines umfassenden Schulsanierungsprogramms".
Steht Deutschlands Bildung auf der Kippe?
Schleppende Digitalisierung
Bei der Schuldigitalisierung steht vor allem die Infrastruktur in den Schulen im Mittelpunkt: schuleigenes Wlan, Smartboards statt Kreidetafeln, Tablets für interaktiven Unterricht. Der Bund hatte ein massives Förderprogramm mit mehr als fünf Milliarden Euro (Digitalpakt Schule) aufgelegt, um das voranzutreiben.
VBE und GEW fordern eine "Verstetigung" und "erhebliche Aufstockung" der Mittel und mehr Fortbildungsangebote für Lehrkräfte in der Digitalisierung. Die Technik muss schließlich auch bedient und im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden können.
Bildung weiter Ländersache?
Bildung ist ein heikles Thema in Deutschland: Das Grundgesetz schreibt vor, dass die Bundesländer für alles zuständig sind, was nicht ausdrücklich laut Grundgesetz in der Hand des Bundes liegt.
VBE und GEW sind dafür, die strengen Zuständigkeitsregeln aufzubrechen und das sogenannte Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in der Bildung abzuschaffen, "um die notwendigen Milliardenbeträge in Bildung investieren zu".
Die Corona-Nachwirkungen
Lehrerverbandspräsident Meidinger fordert ein "langfristig weiterfinanziertes, über das nächste Schuljahr hinausreichendes Aufholprogramm für Schüler, die in der Pandemie abgehängt worden sind."
Auch VBE und GEW kritisieren, das bisher aufgelegte zwei Milliarden Euro schwere Aufholprogramm des Bundes zur Finanzierung von Nachhilfekursen, Sozial- und Freizeitangeboten sei nur "ein Tropfen auf den heißen Stein".