Hunderte Menschen hielten am Mittag in Trier inne. Vier Minuten lang gedachten sie der Opfer - so lange wie die Amokfahrt des Täters bis zu seiner Festnahme gedauert hatte.
Genau zwei Tage nach der tödlichen Amokfahrt in Trier hat die Stadt am Donnerstag mit einer Schweigeminute der Opfer und Angehörigen gedacht. Um 13.46 Uhr hielten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger inne. Gleichzeitig läuteten die Kirchenglocken in der ganzen Stadt.
"Lassen Sie uns zeigen, wie stark und solidarisch die Menschen dieser Stadt sind. Trier steht zusammen", hatte der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) zuvor an die Bürger appelliert.
Tatverdächtiger in Untersuchungshaft
Bei der Amokfahrt eines 51-Jährigen durch die Trierer Fußgängerzone kamen am Dienstag fünf Menschen ums Leben. Unter den Toten sind nach Angaben der Polizei ein neun Wochen altes Baby, der 45 Jahre alte Vater sowie drei Frauen im Alter von 25, 52 und 73 Jahren. 18 weitere Personen wurden verletzt, sechs davon schwer.
Der Tatverdächtige sitzt seit Mittwoch in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen. Das Motiv ist unklar.
In Trier überwiegen ein Tag nach der Amokfahrt Trauer und Stille. Viele Menschen legen in der Innenstadt Blumen nieder und zünden Kerzen an. Das Motiv des Täters ist noch unklar. Er bleibt vorerst in Untersuchungshaft.
Gedenken an Opfer an Porta Nigra
In Trier kamen der Oberbürgermeister mitsamt Stadtvorstand vor dem Rathaus zusammen. An der Porta Nigra am zentralen Trauerort hatten sich nach Stadtangaben rund 500 Menschen versammelt. Die Menschen hielten vier Minuten inne: So lange hatte die Tat des Amokfahrers bis zu seiner Festnahme gedauert.
Auch über Trier hinaus trafen sich Menschen in Rheinland-Pfalz in stillem Gedenken an die Opfer. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die in Trier zu Hause ist, hatte Menschen, Behörden, Betriebe und Schulen im ganzen Land gebeten, sich an der Gedenkminute zu beteiligen.
30.000 Euro Spenden für Opfer
Für die Trauerarbeit sei es wichtig, "innezuhalten und darüber nachzudenken, was in diesen vier Minuten passiert ist", sagte Leibe danach. Er stelle "eine echte Trauer und eine echte Betroffenheit" fest. Zudem gebe es eine große Hilfsbereitschaft. Bei einer Spendenaktion der Stadt für die Opfer kamen bisher 30.000 Euro zusammen.
Auch Menschen außerhalb von Rheinland-Pfalz gedachten am Donnerstag der Opfer. So twitterte die Polizei Paderborn in Nordrhein-Westfalen beispielsweise, auch die Gedanken der Kreispolizeibehörde Paderborn seien in Trier. "Wir freuen uns über jedes Zeichen der Solidarität", sagte der Stadtsprecher.
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Entscheidende Frage: Psychiatrie oder Haft?
Ob der mutmaßliche Amokfahrer von Trier inhaftiert und schuldig gesprochen wird, entscheiden psychiatrische Gutachten. Die Schuldfrage wirkt sich auch auf die Betroffenen aus.
Am Freitag werde es eine Sondersitzung des Innenausschusses des Landtags geben, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD). Außerdem werde die Polizeipräsenz in rheinland-pfälzischen Städten erhöht. Es gebe keine Hinweise auf weitere Taten oder auf Nachahmer. Es solle der Bevölkerung aber das Gefühl vermittelt werden, dass die Polizei zu ihrem Schutz vor Ort sei.