Erst die Pandemie, jetzt die Energiekrise: Die DLRG befürchtet, dass durch den eingeschränkten Betrieb vieler Schwimmbäder noch weniger Kinder Schwimmen lernen.
In der Energiekrise will einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young zufolge knapp jede dritte Kommune in Deutschland Hallen- und Freibäder schließen oder den Betrieb einschränken, viele haben dies schon umgesetzt. Das dürfe aber nicht "zu Lasten der Kinder" gehen, mahnt Ute Vogt, Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Bad Nenndorf.
Sie befürchtet, dass noch weniger Kinder als bisher schwimmen lernen. Denn schon vor der Corona-Pandemie waren laut DLRG nur 40 Prozent der Grundschüler sichere Schwimmerinnen und Schwimmer.
Egal ob Schwimmbad oder Turnhalle - Laut einer Umfrage des deutschen Olympischen Sportbunds belasten stark gestiegenen Gas- und Energiepreise viele Sportvereine.
Viele Schwimmbäder senken Wassertemperatur ab
Sie ruft dazu auf, "das Schwimmenlernen so lange es geht weiter zu ermöglichen und dem die nötige Priorität einzuräumen". Sie betont: "Schwimmen können gehört dazu wie das Lesen, Schreiben und Rechnen."
Erst ganz zuletzt sollte angesichts explodierender Energiepreise die Temperatur in Lehr- und Schwimmbecken auf bis zu 26 Grad gesenkt werden, was viele Bäder ausgereizt hätten.
Manche Hallenbäder seien nach den Sommerferien nicht geöffnet worden, andere seien wegen Sanierung dicht. Vogt fordert: Wenn ein Bad vorübergehend geschlossen werde, müsse "die Schwimmausbildung anderorts gewährleistet sein".
Unbeheizte Schwimmbäder oder Sporthallen ohne Warmwasser - angesichts hoher Energiepreise und unsicherer Gasversorgung setzen Kommunen auf drastische Sparmaßnahmen. Der Deutsche Städtetag fordert vom Bund Hilfsprogramme für die belasteten Kommunen.
Wasserflächen für die Ausbildung fehlen
Nur: Schon die bisherigen Einschränkungen führten dazu, dass weniger Kinder schwimmen lernten. Bei einer Wassertemperatur von 26 Grad leide die Anfängerschwimmausbildung:
Dennoch seien die Lebensretter froh über jedes Schwimmbad, das weiter zur Verfügung stehe. Denn die Zahl der Kinder, die im Wasser unsicher seien, steige seit längerem. "Aus unserer Sicht ist das vor allem auf das Schließen von Schwimmbädern zurückzuführen. Mit diesem einher geht dann der weitere Rückgang an Schwimmunterricht an den Schulen", sagt Vogt.
Dabei rette es Leben, schwimmen zu können.
Zahl der Badetoten steigt deutlich an
Andernfalls dürfte die Zahl der Badetoten steigen. Tatsächlich kletterte die Zahl der tödlichen Badeunfälle von Jahresbeginn bis Ende August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bundesweit um 44 auf 289 Tote. Das waren fast so viele wie im gesamten Jahr 2021, damals waren 299 Menschen beim Baden gestorben.
Ebenfalls ein Problem:
Beim Rettungsschwimmen sei die Wassertemperatur zwar weniger entscheidend, dafür aber genug Wasserflächen für die Ausbildung nötig. "Und diese Ausbildung erfolgt im Herbst und Winter in den Hallenbädern, damit im Sommer ausreichend ehrenamtliche Kräfte an den Gewässern für eine sichere Freizeit sorgen", erklärt sie.
Arbeiten, wenn andere frei haben, die Bezahlung eher weniger gut – nur zwei Gründe warum viele Schwimmbäder kein Personal mehr finden.
DLRG ruft Bundesregieurng zum Handeln auf
Alles hängt also an den Bädern.
Auf dem sogenannten Bewegungsgipfel habe man sich kürzlich zu einem "Runden Tisch Bewegung und Gesundheit" im kommenden Jahr verabredet: "Ein Weg wäre, wenn dieser um die Schwimmbadversorgung und den von uns geforderten Bedarfsplan erweitert wird."
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