DLRG schlägt Alarm: Schwimmenlernen bleibt auf der Strecke

    DLRG schlägt Alarm:Schwimmenlernen bleibt auf der Strecke

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    Erst die Pandemie, jetzt die Energiekrise: Die DLRG befürchtet, dass durch den eingeschränkten Betrieb vieler Schwimmbäder noch weniger Kinder Schwimmen lernen.

    Ein Kind schwimmt mit Brett in einem Schwimmbecken.
    Laut DLRG sind nur 40 Prozent der Grundschüler sichere Schwimmer. Archivbild.
    Quelle: dpa

    In der Energiekrise will einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young zufolge knapp jede dritte Kommune in Deutschland Hallen- und Freibäder schließen oder den Betrieb einschränken, viele haben dies schon umgesetzt. Das dürfe aber nicht "zu Lasten der Kinder" gehen, mahnt Ute Vogt, Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Bad Nenndorf.
    Sie befürchtet, dass noch weniger Kinder als bisher schwimmen lernen. Denn schon vor der Corona-Pandemie waren laut DLRG nur 40 Prozent der Grundschüler sichere Schwimmerinnen und Schwimmer.

    In dem Vorhaben, die coronabedingten Rückstände in der Schwimmausbildung aufzuholen, haben wir durch die Energiekrise jedoch einen herben Dämpfer erfahren.

    Ute Vogt, DLRG-Präsidentin

    Viele Schwimmbäder senken Wassertemperatur ab

    Sie ruft dazu auf, "das Schwimmenlernen so lange es geht weiter zu ermöglichen und dem die nötige Priorität einzuräumen". Sie betont: "Schwimmen können gehört dazu wie das Lesen, Schreiben und Rechnen."
    Erst ganz zuletzt sollte angesichts explodierender Energiepreise die Temperatur in Lehr- und Schwimmbecken auf bis zu 26 Grad gesenkt werden, was viele Bäder ausgereizt hätten.

    Leider sind einige Kommunen noch weiter gegangen und haben die Wassertemperatur auf 25 und weniger gesenkt.

    Ute Vogt, Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Bad Nenndorf

    Manche Hallenbäder seien nach den Sommerferien nicht geöffnet worden, andere seien wegen Sanierung dicht. Vogt fordert: Wenn ein Bad vorübergehend geschlossen werde, müsse "die Schwimmausbildung anderorts gewährleistet sein".

    Wasserflächen für die Ausbildung fehlen

    Nur: Schon die bisherigen Einschränkungen führten dazu, dass weniger Kinder schwimmen lernten. Bei einer Wassertemperatur von 26 Grad leide die Anfängerschwimmausbildung:

    Die Kinder frieren schneller als bei 28 Grad und mehr, weshalb die durchschnittliche Ausbildungszeit im Wasser sinkt. Da die Lufttemperatur meist ebenfalls verringert wurde, ist auch ein schnelles Aufwärmen nicht so einfach möglich.

    Ute Vogt, Präsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Bad Nenndorf

    Dennoch seien die Lebensretter froh über jedes Schwimmbad, das weiter zur Verfügung stehe. Denn die Zahl der Kinder, die im Wasser unsicher seien, steige seit längerem. "Aus unserer Sicht ist das vor allem auf das Schließen von Schwimmbädern zurückzuführen. Mit diesem einher geht dann der weitere Rückgang an Schwimmunterricht an den Schulen", sagt Vogt.

    Man kann darüber diskutieren, in welchem Ausmaß seit der Jahrtausendwende Bäder von der Landkarte in Deutschland verschwunden sind. Niemand wird aber bestreiten, dass der Bestand erheblich gesunken ist. Entsprechend fehlen Schulen und ausbildenden Vereinen zunehmend Wasserflächen.

    Ute Vogt, Präsidentin der DLRG

    Dabei rette es Leben, schwimmen zu können.

    Zahl der Badetoten steigt deutlich an

    Andernfalls dürfte die Zahl der Badetoten steigen. Tatsächlich kletterte die Zahl der tödlichen Badeunfälle von Jahresbeginn bis Ende August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bundesweit um 44 auf 289 Tote. Das waren fast so viele wie im gesamten Jahr 2021, damals waren 299 Menschen beim Baden gestorben.
    Ebenfalls ein Problem:

    Wir haben während der ersten beiden Jahre der Pandemie praktisch einen Jahrgang an Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern verloren.

    Ute Vogt, DLRG

    Beim Rettungsschwimmen sei die Wassertemperatur zwar weniger entscheidend, dafür aber genug Wasserflächen für die Ausbildung nötig. "Und diese Ausbildung erfolgt im Herbst und Winter in den Hallenbädern, damit im Sommer ausreichend ehrenamtliche Kräfte an den Gewässern für eine sichere Freizeit sorgen", erklärt sie.
    Wegen anhaltender Hitze gibt es mancherorts Trinkwasserknappheit. Darum müssen die Kommunen nun Wasser sparen.
    Arbeiten, wenn andere frei haben, die Bezahlung eher weniger gut – nur zwei Gründe warum viele Schwimmbäder kein Personal mehr finden.18.06.2022 | 1:32 min

    DLRG ruft Bundesregieurng zum Handeln auf

    Alles hängt also an den Bädern.

    Die DLRG fordert nach wie vor einen runden Tisch von Bund, Ländern und Kommunen, zu dem die Bundesregierung einladen sollte.

    Ute Vogt, Bad Nenndorf

    Auf dem sogenannten Bewegungsgipfel habe man sich kürzlich zu einem "Runden Tisch Bewegung und Gesundheit" im kommenden Jahr verabredet: "Ein Weg wäre, wenn dieser um die Schwimmbadversorgung und den von uns geforderten Bedarfsplan erweitert wird."

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    Quelle: Thomas Strünkelnberg, dpa

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