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Britische Schulen : "Du wurdest angegrabscht, das war normal"

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Sexualisierte Gewalt. Belästigungen. Übergriffe. Teil des Schulalltags oder Ausnahmen? Darüber debattiert Großbritannien - nach einer Vielzahl an Berichten, die verstörend wirken.

Treppe runterlaufen in der Schule und dabei begrabscht werden - so schildern vor allem Mädchen den Alltag an britischen Schulen.

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Es beginnt an mehreren Londoner Privatschulen. Ehemalige und aktuelle Schüler*innen berichten von sexuellen Übergriffen. Als Teil einer "allgegenwärtigen Kultur der sexualisierten Gewalt" unter Jugendlichen. Nur wenige, wie Ava Vakil, trauen sich darüber zu sprechen.

"Es wurden Ranglisten der Körperteile über die Schulflure geschrien", erklärt sie sichtlich nervös. Bauch, Beine, Po, auf die perfideste Weise. "Wie allgegenwärtig ist diese Kultur? Wie stolz sind wir darauf? Wie sehr trägt jeder eine Mitschuld daran?"

Kai Lanz hat einen Krisenchat für Kinder und Jugendliche mitgegründet. Der 19-Jährige spricht über die Herausforderungen der Jugend im Lockdown sowie über sein kostenloses Online-Seelsorge-Angebot, das schon über 15.000 Hilfesuchende genutzt haben.

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Frauenfeindliche Äußerungen bis zu Vergewaltigungen

Von London aus geht seitdem ein Aufschrei durchs Land. Fast 13.000 anonyme Berichte, meist von Mädchen, hat die Webseite "Everyone's Invited" in den vergangenen Tagen gesammelt. Von frauenfeindlichen Äußerungen. Bis hin zu Vergewaltigungen.

Ein paar Beispiele:

"Wenn Du die Treppen rauf gegangen bist, und eine Gruppe Jungs hinter dir war, wurdest du angegrabscht, das war völlig normal."

"Ich wurde über FaceTime gezwungen, Dinge zu tun, die ich wirklich unangenehm fand."

"Er hat einfach seine Hand unter meinen Rock geschoben. Ich konnte ein Jahr lang nicht darüber sprechen."

Die Zahl psychisch und psychisch misshandelter Kinder steigt derzeit, sagen Experten aus Kliniken und Praxen und fordern Konzepte für schnelles Handeln, auch für die Zeit nach der Krise.

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Eine Webseite sorgt für Furore

Sara Soma hat im Sommer vergangenen Jahres "Everyone's Invited" gegründet. Es ist ihre Art, sich mit der sexualisierten Gewalt auseinanderzusetzen, die sie selbst erlebt hat.

Nachdem sie ihre Erlebnisse im Netz geteilt hatte, bekam sie hunderte Rückmeldungen. Sie alle formen den Kern ihrer Botschaft: Sexuelle Gewalt wird durch Gedanken, Verhaltensweisen und Einstellungen in Gesellschaft oder Umfeld normalisiert und verharmlost. So steht es auf der Seite geschrieben.

Dass die Seite gerade explodiert, bedeutet Sara sehr viel.

Das Wort Vergewaltigungskultur ist in aller Munde, ist ins allgemeinen Bewusstsein der Menschen gedrungen. Viele verstehen nun, was es bedeutet. Allein das ist ein riesiger Schritt und Erfolg. Und das in sehr kurzer Zeit.
Sara Soma

Die Rolle von Pornografie

Die Gründe für die vielen Übergriffe sind vielschichtig. Der Rat der britischen Polizeichefs hält Pornografie für einen Verstärker. Für Minderjährige sei sie einfach erreichbar und senke Hemmschwellen, analysieren die Beamten. Und sie erschwere eine gesunde, Sexualerziehung. Und am Ende auch die Fähigkeit, eine Beziehung zu führen.

Zudem herrsche in Schulen und Familien eine Kultur des "Lieber nicht wissen Wollens", so Prof. Christine Barter. Sie ist Soziologin an der Universität Central Lancashire.

"Pornos stumpfen ab. Gewalt wird als legitim dargestellt. Einvernehmlichkeit scheint nicht nötig. Für Minderjährige kann das verheerende Folgen haben."
Soziologin Christine Barter

Corona - bzw. der anhaltende Shutdown - verschlimmert psychische Erkrankungen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Ihnen fehlt die Struktur des "normalen" Alltags.

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Kein neues Problem

Doch das Problem stehe seit zwei Jahrzehnten im Fokus, sagt Christine Barter. Noch immer fehle es an verlässlichen Zahlen. Die Regierung will eine Kommission einsetzen - das bedeute jahrelange Debatten. Wieder einmal. Dabei brauche es Geld, Hilfe und klare Konzepte für die Schulen, meint Barter.

Nur so könne frühzeitig und intensiv über die Beziehung der Geschlechter gesprochen werden. Und das nicht erst ab der siebten Klasse, da sei es oft zu spät. Sondern schon vom Kindergarten an. Auch in den Familien müsse darüber gesprochen werden. Doch die Schule ist für die Expertin grundsätzlich der geeignetste Ort.

Ein kleiner Lichtblick

Dass einige Kommentatoren das wieder abtun - als Teil der "Woke Culture" -, dass man junge Männer pauschal zu Tätern mache, hält Barter für Unfug. Dafür gebe es das Problem schon zu lange. "Es geht darum", so Barter, "dass wir alle Kinder so großziehen, damit ein glückliches Leben in gesunden Paarbeziehungen möglich ist."

Sexualisierte Gewalt stehe dem entgegen. Das gelte für Opfer genauso wie für Täter. Als erste Maßnahme wurde zumindest eine Sondertelefonnummer geschaltet: Erste Hilfe für Opfer. Rat für alle anderen Betroffenen.

Andreas Stamm ist Korrespondent im ZDF-Studio London.

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