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Sexuell übertragbare Infektionen : "Pille danach" gegen Geschlechtskrankheiten

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Sexuell übertragbare Krankheiten sind auch in Deutschland verbreitet. Ein Antibiotikum, das man nach dem Sex einnimmt, soll Infektionen verhindern. Was man wissen muss.

Schon seit vielen Jahren werden Geschlechtskrankheiten mit Doxycyclin behandelt. Jetzt soll das Antibiotikum auch vorbeugend eingesetzt werden.

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Jeder Mensch kann in Kontakt mit sexuell übertragbaren Infektionen, kurz STI für sexually transmitted infection, kommen. In Deutschland steigen vor allem Fälle von Chlamydien, Syphilis und Gonorrhö. So waren es zuletzt etwa 300.000 Chlamydien-Infektionen pro Jahr, sagt Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft.

Im Jahr 2000 hatten wir 800 Syphilis-Fälle, jetzt sind wir wahrscheinlich bei über 8.000.
Prof. Dr. Norbert Brockmeyer, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten

Auch Hepatitis B, Genitalherpes oder humane Papillomviren (HPV) sind immer noch verbreitet.

Wie ein Antibiotikum vorbeugen könnte

Doxycyclin wird als Breitband-Antibiotikum schon einige Jahre zur Behandlung verschiedener bakterieller Infektionen, z. B. bei chronischer Bronchitis oder Mittelohrentzündung, eingesetzt. Auch bakterielle STI wie Chlamydien werden damit erfolgreich behandelt. Bislang jedoch nur, wenn bereits Symptome aufgetreten sind.

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Im April 2023 wurden Ergebnisse einer Studie aus den USA veröffentlicht, bei der Doxycyclin zur Prophylaxe von STI getestet wurde. Maximal 72 Stunden nach einem Risikokontakt eingenommen soll es den Ausbruch einer bakteriellen Infektion noch verhindern können. Eine Dosis von 200 Milligramm Doxycyclin wird dann einmalig als sogenannte Postexpositionsprophylaxe eingenommen, kurz Doxy-PEP. Es ist deshalb auch die Rede von einer "Pille danach". Sie hat jedoch nichts mit der hormonellen "Pille danach" zur Notfallverhütung gemeinsam.

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Getestet wurde die Postexpositionsprophylaxe bei Menschen, die ein besonders hohes Risiko haben, sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit anzustecken: Männer, die Sex mit Männern haben, und Transfrauen. Es zeigte sich, dass dadurch etwa zwei Drittel der bakteriellen STIs verhindert werden konnten.

Welches Risiko die Behandlung hat

Die Gefahr von Resistenzbildungen, also dass Antibiotika immer weniger gut wirken, ist generell groß. Das gilt auch für die Doxycyclin-Prophylaxe. Deutlich wurde das in der US-Studie vor allem bei Gonokokken, dem Erreger der Gonorrhö. Zudem sind in Deutschland ohnehin bereits 90 Prozent der Gonokokken resistent gegenüber Doxycyclin.

Das ist nicht nur die direkte Resistenz gegen Doxycyclin, sondern es kann auch sein, dass damit die Resistenzbildung gegen andere Erreger wieder erleichtert wird.
Prof. Dr. Norbert Brockmeyer, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten

Die deutsche STI-Gesellschaft empfiehlt die prophylaktische Einnahme deshalb unter anderem nur bei bestimmten Voraussetzungen: "Es ist wirklich wichtig, dass nur die Leute Doxycyclin einnehmen, die wirklich ein hohes Risiko haben", so Brockmeyer.

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Test- und Beratungsangebote weiter ausbauen

In Deutschland gibt es bereits einige Angebote gegen Geschlechtskrankheiten, vor allem in Großstädten. So haben zum Beispiel Frauen bis 25 Jahre im Rahmen der gynäkologischen Früherkennungsuntersuchung Anspruch auf einen kostenlosen Chlamydien-Test. Doch vielen sind diese und andere Angebote mangels Aufklärung gar nicht bekannt.

Generell würden Frauen im Umgang mit STI in Deutschland benachteiligt, sagt Heike Müller vom Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung Berlin. "Für Frauen ist es deutlich schwerer, in Deutschland Beratung zu bekommen", so die Sozialarbeiterin. Sie spricht sich für einen generellen Ausbau von Beratungs- und Testangeboten in ganz Deutschland aus.

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Das sieht auch Norbert Brockmeyer so und ergänzt, viele Betroffene hätten möglicherweise Angst, sie müssten sehr viel Geld für einen Test zahlen. "Das heißt, wir müssen die sehr kostengünstig und sehr niedrigschwellig anbieten", so Brockmeyer weiter. Auch Aufklärung sei wichtig. "Das muss in der Schule anfangen und muss aber bis ins hohe Alter gehen", findet der Experte. Langfristig könnten Beratung, Aufklärung und flächendeckende Testangebote die Zunahme an STI verhindern.

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