Silvester: Entsetzen über Angriffe auf Rettungskräfte

    Mit Böllern und Raketen:Entsetzen über Angriffe auf Rettungskräfte

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    Dutzendfach wurden in Großstädten Feuerwehr- und Polizeikräfte mit Böllern und Raketen angegriffen, mehrere verletzt. Das Ausmaß der Gewalt schockiert Politik und Gewerkschaften.

    Schwere Unfälle und Straftaten mit Feuerwerkskörpern haben die Rückkehr des großen Böllerns über Silvester überschattet. In Berlin wurden Polizisten und Feuerwehrleute beim Löschen eines brennenden Autos "massiv mit Böllern angegriffen", wie die Polizei twitterte.
    Insgesamt meldete die Feuerwehr in der Hauptstadt mehr als 1.700 Einsätze, fast 700 mehr als vor einem Jahr während der Corona-Beschränkungen. Von Knallern und Raketen wurden demnach 22 Menschen verletzt. In 38 Fällen seien Einsatzkräfte angegriffen worden, einer der verletzten Retter musste ins Krankenhaus.

    Berlin: Polizisten "unter Beschuss genommen"

    Kollegen seien "sprichwörtlich unter Beschuss genommen" worden, twitterte die Polizei, ein Beamter habe Verletzungen erlitten. Im Stadtteil Schöneberg seien fünf Personen vorübergehend festgenommen worden, die Böller auf Polizisten geworfen hatten. Ein Polizist sei leicht verletzt worden, aber im Dienst geblieben, sagte eine Sprecherin.
    Tweet der Polizei Berlin
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    Im Stadtteil Lichtenrade versuchten laut Polizei 60 bis 80 Menschen, ein Fahrzeug mit Feuerwerk anzuzünden. Ebenfalls in Berlin wurden die Scheiben eines Ladens "weggeböllert".

    Gewalt und Randale auch in anderen Städten

    "Selbst erfahrene Einsatzkräfte waren über die Aggressivität und Gewaltbereitschaft durch zum Teil vermummte Gruppen geschockt", twitterte die Berliner Feuerwehr. "Allen 15 verletzten Einsatzkräften gute Besserung."

    Dieses Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen, und ich kann es nur auf das Schärfste verurteilen.

    Landesbranddirektor Karsten Homrighausen

    Das Ausmaß an Zerstörung erschüttere sie zutiefst, sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) dem "Tagesspiegel" am Sonntag in Berlin. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) erklärte, dass Rettungs- und Einsatzkräfte behindert, angegriffen und zum Teil schwer verletzt worden seien, mache sie wütend. Sie setze auf konsequente Strafverfolgung.
    In Hamburg sprach die Feuerwehr von einer "erschreckenden Silvester-Neujahrs-Bilanz". Auch dort seien Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern "aggressiv angegangen, regelrecht beschossen" worden. In Düsseldorf rückte die Polizei in der Silvesternacht wegen "diverser Randalierer und auf sich einschlagender Personen" aus.

    Schwere Böller-Unfälle in der Silvesternacht

    Feiernde wie Unbeteiligte trugen teils schwerste Verletzungen davon: Im thüringischen Friemar wurde ein 42-Jähriger beim Hantieren mit im Internet bestelltem Feuerwerk so schwer verletzt, dass ihm laut Polizei beide Unterarme amputiert werden müssen.
    Ein zweijähriges Kind traf es im nordrhein-westfälischen Unna: Der Junge war gegen Mitternacht mit seinen Eltern auf der Straße, als "ein pyrotechnischer Gegenstand in die Kapuze" des Kindes gelangte und explodierte, wie die Polizei erklärte. Mit Verbrennungen am Hinterkopf wird der Junge nun in einer Unfallklinik behandelt.
    Grafik: So explodiert die Feinstaub-Belastung an Silvester
    Grafik: So explodiert die Feinstaub-Belastung an Silvester
    Quelle: dpa/Umweltbundesamt

    In Schleiz-Crispendorf, das ebenfalls in Thüringen liegt, explodierte eine illegale Kugelbombe beim Anzünden und riss einem 21-Jährigen die Hand ab. In Leipzig wurde ein 17-Jähriger beim Einsatz von Pyrotechnik so schwer verletzt, dass er später im Krankenhaus starb.

    Berliner Polizeigewerkschaft für Böllerverbot

    Als Reaktion auf die Angriffe mit Böllern und Raketen auf Polizisten und Feuerwehrleute forderte die Gewerkschaft der Polizei Berlin, mit einem weitgehenden Böllerverbot Ernst zu machen.

    Wir haben deutschlandweit gesehen, dass Pyrotechnik ganz gezielt als Waffe gegen Menschen eingesetzt wird.

    Stephan Weh, Gewerkschaft der Polizei Berlin

    Das müsse ein Ende haben, so Weh. Ein Verbot sei aber nur realistisch, wenn nicht erst im Dezember wieder darüber diskutiert werde. Es brauche ein Verkaufsverbot für alle, die nicht beruflich mit Pyrotechnik hantierten. "Viele Baumärkte haben in diesem Jahr bereits klar Stellung bezogen, und auch die Bevölkerung ist dahingehend viel weiter, als man denkt", so Weh weiter.
    Dem widersprach der Erste parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), in der "Rheinischen Post". "Die Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte in der Silvesternacht sind geradezu absurd und verachtenswert", so Frei. Das Verhalten von Kriminellen dürfe aber nicht bedeuten, "dass auch die vielen friedlich Feiernden einem generellen Feuerwerksverbot unterliegen sollten".
    Quelle: dpa, AFP

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